Ein Wort ein Bild
Bibliografie | |
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Artikel Nummer: | 1101 |
Titel des Artikels : | |
Druckerei: | ArtPress |
Erscheinungsort: | Temeswar |
Jahr: | 2016 |
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Peter Jung – Stefan Jäger
Eine knappe Gegenüberstellung
Zu den Hatzfelder Gedenktagen des Jahres 2016 gehört auch der 50. Todestag des Heimatdichters Peter Jung. Anlässlich dieses Ereignisses erscheint ein Auswahlband besonderer Art. Aus dem literarischen Schaffen des Heimatdichters sind 50 Gedichte aus dem dichterischen Nachlass zu 5 Themenkreisen zusammengefasst worden. Die Gedichte werden in deutscher und rumänischer Sprache nebeneinander veröffentlicht. Die Übertragung besorgt der in Belinţ / Banat lebende bekannte Übersetzer Herr Simion Dănilă.
Die künstlerische Aussage des Dichterwortes wird durch eine bildliche Untermalung des Hatzfelder Kunstmalers Stefan Jäger unterstützt. Die besondere Herausforderung einer solchen Veröffentlichung liegt nicht so sehr darin, seelische Stimmungen, Empfindungen und Gefühle in eine andere Sprache zu übertragen, sondern viel mehr die geistige Übereinstimmung in der Gesamtheit der künstlerischen Aussage oder im Detail von Vers und Bild im Ausdrucksmittel zu finden und dem Leser / Betrachter die gedankliche Absicht der beiden Künstler zu ermitteln.
Die beiden Künstler – Peter Jung und Stefan Jäger – leben zeitweise in Hatzfeld. Bekunden ihre Liebe zu diesem Fleckchen Heimaterde durch andere Ausdrucksmittel: der eine in Worte / Sprache, der andere in Farbe / Linien.
Wenn auch keine persönliche engere Beziehung zwischen beiden nachgewiesen werden kann, sind im Lebenslauf beider Gemeinsamkeiten sowie erhebliche Unterschiede festzustellen.
Beide erhalten ihre Ausbildung in der Landeshauptstadt Budapest, beide müssen das Desaster des Ersten Weltkrieges als Frontsoldaten mitmachen, erleben hautnah die Folgen der Grenzziehung für Hatzfeld, das Auf und Ab des politischen Wandels, die persönliche Verarmung und die Kriegsfolgen für die Banater Bevölkerung.
Peter Jung setzt sich offen mit Freund und Feind auseinander, kämpft für seine Weltanschauung und politische Gesinnung. Stefan Jäger lebt zurückgezogen in einer fiktiven Welt, die er für sich und seine Kunst geschaffen hat. Er agiert aus dem Hinterstübchen und räumt in einem Brief ein: “…denn schließlich u. endlich steht einem jeden Menschen das Recht zu, eine persönliche Meinung u. Ansicht zu haben, ganz gleich, ob die richtig ist oder nicht.“
Peter Jung sucht Auswege für seine Weltanschauung, hadert mit seinem Schicksal. Deswegen sind Anfeindungen auf der Tagesordnung. Er gerät in ausweglose Sackgassen, verfällt in düstere Gedanken, lässt durch die Worte „Grab“, „Tod“ in vielen Gedichten eine leicht pessimistische Stimmung anklingen. Die Welt Stefan Jägers ist licht und hell, bunt und farbig. Fröhliche Kinder, gesunde Jugend, zufriedene alte Menschen bevölkern seine Bilder. Obzwar er bewusst eine Scheinwelt darstellt, ist der Grundzug seiner künstlerischen Aussage optimistisch, denn es hätte so sein können: eine heile (paradiesische) Welt ohne Zwiespalt und Gegensätze. Sein Lebensstil bringt ihm nur eine einzige wahre Freundschaft, die über Jahre dauert.
Kunstfreunde und –kritiker bedenken beide mit dem ehrenhaften Beinamen „Heimatdichter“ und „Heimatmaler“, weil der Mensch der Heimat mit seinem Alltag, der Arbeit, den kleinen und großen Sorgen, den Freuden des Lebens, Landschaft und Natur der Banater Heide das Thema und die Motive zur künstlerischen Gestaltung liefern und die schöpferische Kraft anregen.
Die beiden Hatzfelder Kunstschaffenden sind über die Grenzen ihres Zuhause wenigstens durch ein Werk im Gedächtnis der Banater Bevölkerung über die Zeit hinaus bekannt geblieben. Peter Jung durch sein Gedicht „Mein Heimatland!“ und Stefan Jäger durch sein Gemälde „Die Einwanderung der Deutschen nach Ungarn“. Beide Werke habe das gleiche Schicksal: sie müssen sich Eingriffe in die Gestaltung und Lautung des Titels gefallen lassen.
Aus dem umfangreichen Schaffen Peter Jungs sind während seines Lebens zahlreiche Gedichte in der Tagespresse und in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht worden. So machte er sich bekannt. Im hohen Alter konnte der Dichter lediglich ein schmales Gedichtbändchen, eine Auswahl aus seinem reichen Werk, in Händen halten. Stefan Jäger entschloss sich als freischaffender Künstler sein malerisches Werk zu verbreiten. Er lebte vom Verkauf seiner Bilder. So wurde sein Werk bekannt. Nur eine einzige Ausstellung, und die im benachbarten Ausland(!), gab einen Einblick in sein künstlerisches Schaffen.
Zwei Schicksale banatschwäbischer Künstler. Beide wurden auf besondere Weise von ihren Landleuten „geachtet“. Erst nach dem Tod trat die Wende ein.
Nikolaus Horn
Stefan Jäger – biografische Daten
1877 – am 28. Mai Geburt in Tschene. Eltern: Franz Jäger und Magdalena geb. Schuller
1877 – 1889 Kindheit in Tschene. Volksschule
1889 – 1893 private Bürgerschule Wiesners in Temeschburg
1893 – 1895 Mittelschule in Segedin, Zeichenlehrer Obendorf
1895 – 1899 Kunststudium in Budapest, Prof. Bertalan Székely und Prof.Ede Balló
1899 – 1901 Studienreise nach Österreich, Deutschland, Italien
1901 – am 5. Sept. Tod des Vaters Franz Jäger
1902 – 1906 freischaffender Künstler in Budapest
1906 – Auftrag aus der engeren Heimat für ein historisches Gemälde
1906 – Dokumentationsreise zum Studium der Trachten
1910 – Enthüllung in Gertianosch „Die Einwanderung der Deutschen nach Ungarn“
1910 – Wahlheimat Hatzfeld
1914 – 1918 Beteiligung an Kriegsereignissen des Ersten Weltkrieges
1918 – Heimkehr nach Hatzfeld
1927 – am 6. Okt. Tod der Mutter Magdalena Jäger geb. Schuller
1930 – Ausstellung in Groß-Betschkerek (Zrenjanin)
1936 – Beteiligung an der Ausstellung in Hatzfeld
1942 – 1945 Kriegswirren in der Heimat
1944 – 1951 Umsturz und Folgen in der Heimat
1957 – Anerkennung – Arbeitsorden II. Klasse – für sein Gesamtwerk
1962 – am 16. März Tod in Hatzfeld
Herwig Horn