ART:0877 - Familienhistorie – eingebettet in die Banater Geschichte
Bibliografie | |
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Autor Name: | Tonta, Walter |
Aufsatztitel: | Familienhistorie – eingebettet in die Banater Geschichte |
Zeitungstitel: | Banater Post |
Erscheinungsort: | München |
Jahrgang: | 55 |
Nummer: | 23-24 |
Datum: | 10.12.2011 |
Seite: | 8 |
* [[ART:0877 - Familienhistorie – eingebettet in die Banater Geschichte|Tonta, Walter. Familienhistorie – eingebettet in die Banater Geschichte. Banater Post München 2011]] |
Nur wenige Menschen halten ihre Lebensgeschichte schriftlich fest, und wenn sie es tun, sind die Aufzeichnungen meistens für die Nachkommen, mitunter auch für eine breitere Öffentlichkeit bestimmt. Von dieser Absicht ließ sich auch Martin Berberich (Jahrgang 1938) leiten, als er die Geschichte seiner Familie von der Ansiedlung an und seine eigenen Erlebnisse und Erfahrungen im kommunistischen Rumänien niederschrieb. Die wichtigsten geschichtlichen Ereignisse und Abläufe ließ der gebürtige Hatzfelder in seine Aufzeichnungen einfließen und nannte sie „Familiengeschichtliche Splitter als kleiner Beitrag zur Geschichte
der Banater Schwaben“. Diese sind zunächst fortsetzungsweise im Heimatblatt Hatzfeld und nun auch in Buchform im Wagner-Verlag Gelnhausen erschienen.
Den Buchumschlag ziert Stefan Jägers „Wanderung“, das erste Bild des bekannten Einwanderungstriptychons. Es steht als Sinnbild für den Werdegang der Banater Schwaben, auch für die von Martin Berberich geschilderte Familiengeschichte, die mit der Ansiedlung seines Spitzahns in Tschatad in den 1780er Jahren, im Laufe des dritten Schwabenzugs, beginnt und mit der eigenen Aussiedlung nach Deutschland im Jahr 1980 endet. Der Autor beleuchtet die dazwischenliegenden zwei Jahrhunderte, wobei sein Hauptaugenmerk auf das 20. Jahrhundert fällt. Dass Lebensläufe in totalitären Systemen von den politischen Gegebenheiten maßgeblich beeinflusst und geprägt werden, zeigt sowohl der Werdegang des Autors als auch der seines Vaters. Der auch über die Grenzen Hatzfelds hinaus bekannte Holzschnitzer Peter Berberich (1906–1989) wurde in Johannisfeld geboren, wohin seine Vorfahren Anfang des 19. Jahrhunderts gezogen waren, ließ sich nach abgeschlossener Wagenbauerlehre in Hatzfeld nieder, machte sich später selbstständig und reihte sich 1943 in die Waffen-SS ein. Aus diesem Umstand erwuchs ihm nach seiner Rückkehr nach Hatzfeld im Sommer 1946 manche Schwierigkeit.
Der umfangreichste letzte Teil des Buches ist autobiographisch geprägt und zeichnet die Lebensgeschichte des Autors nach, die über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten mit dem Banat und der politischen Konstellation der damaligen Zeit eng verknüpft war. Martin Berberich beschreibt die gewaltigen politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen sowie deren Auswirkungen auf die deutsche Minderheit und auf seinen persönlichen Lebensweg. Mit einem Stipendium des Regionalvolksrates studierte er Bauwesen in Temeswar, arbeitete dann beim Hatzfelder Unternehmen für Kommunal- und Wohnungswirtschaft und war für kurze Zeit Abgeordneter und stellvertretender Volksratsvorsitzender. Im Hinblick auf die Verstrickung der Rumäniendeutschen in den Nationalsozialismus und später in den Kommunismus scheut sich der Autor nicht, auch unangenehme, bisher tabuisierte Realitäten auszusprechen. Mehr als die dargelegten Fakten ist es die ihm eigene Betrachtungsweise der zeitgeschichtlichen Entwicklungen, die das Buch als empfehlenswerte Lektüre ausweist.
Repro
Umschlag - Stefan Jäger "Wanderung"