ART:0668 - Stefan Jäger und das Stefan-Jäger-Archiv
Bibliografie Aufsatz | |
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Autor Name: | Fraunhoffer, Peter Dr. |
Aufsatztitel: | Stefan Jäger und das Stefan-Jäger-Archiv |
Name des Herausgebers: | HOG Hatzfeld (Hg) |
Buchtitel: | Heimatblatt Hatzfeld |
Reihentitel: | 9. Ausgabe 2002 |
Erscheinungsort: | |
Verlag | |
Entstehungsjahr | 2002 |
Seite: | 84-86 |
* [[ART:0668 - Stefan Jäger und das Stefan-Jäger-Archiv|HOG Hatzfeld. Stefan Jäger und das Stefan-Jäger-Archiv. Heimatblatt Hatzfeld 2002]] |
In diesem Jahr feiern wir den 125. Geburtstag unseres geschätzten Meisters und gedenken seines 40. Todestages. Die Daten seines Lebens sind den Interessierten hinlänglich bekannt und können jederzeit nachgelesen werden. Wir wollen die Frage stellen, was bedeutet uns das künstlerische Werk Stefan Jägers heute?
Nach Beendigung seiner Ausbildung hat Jäger für einen Budapester Kunsthändler gearbeitet und Auftragsarbeiten ausgeführt, vor allem Landschaften, Stilleben und Heiligenbilder gemalt. Auch aus der Heimat kamen Aufträge dazu, der große Auftrag war aber das Einwanderungsbild. Diesen erhielt er von einem Gertjanoscher Konsortium. Deswegen musste er eine Studienreise nach Deutschland antreten, um die Trachten der damaligen Zeit in den Herkunftsorten der Siedler zu studieren. Die Enthüllung des Bildes fand 1910 statt und machte den jungen Maler bekannt. In diesem Jahr ließ er sich auch in Hatzfeld nieder.
Ein neuer Lebensabschnitt hatte für ihn begonnen. In einer Selbstbiographie gab er an, „gewissenhaft ausgeführte Bilder“ für seine Landsleute als seine Aufgabe zu betrachten. Er hatte Auftraggeber aus dem Banat und aus der Batschka, anfangs sogar mehr aus dem späteren jugoslawischen Teil.
Seine Bilder entsprangen nicht nur seiner Phantasie, sondern beruhten auf sorgfältigen Studien. Meist zusammen mit einem Freund, dem Biologie-Professor Böss 1/, wanderte er über die Landstraßen in die Nachbarorte. Man fuhr auch mit der Bahn zu Veranstaltungen und Festen in entferntere Orte. Unterwegs wurde mit Bleistift oder flüchtigen Aquarellskizzen festgehalten, was zu sehen war: Leute bei der Arbeit in vielfältigen Tätigkeiten, Tiere, Landschaften, Dorfstraßen, Häuser. Es gibt fast keine Tätigkeit auf dem Feld oder im Dorf, die nicht in irgendeiner Form festgehalten wurde. Mit großer Sorgfalt wurden die Trachten der jeweiligen Orte gezeichnet oder aquarelliert. Zu Farbe und Besonderheiten der Bleistiftzeichnung sind zahlreiche Bemerkungen am Rande zu lesen. Die Form der Häuser, vor allem der schönen Giebel, die Rossmühle mit allen Einzelheiten, besondere Geräte (z.B. eine Haltevorrichtung für die Weingläser der Kirchweihbuben), auch die üblichen Arbeitsgeräte wurden dokumentiert. Für die spätere Ausführung von größeren Werken wurden diese Skizzen dann verwendet. Jedoch auch bei mehrfach verwendeten Details zu demselben Thema, war es nie eine Kopie der ersten Ausführung, sondern immer ein unterschiedliches Bild. So ergab sich im Laufe der vielen Jahre seiner Tätigkeit ein fast komplettes Bild seiner Heimat, er hat die Landschaft, das Dorf, das Haus, die Menschen bei der Arbeit und in der Freizeit, im Kreis der Familie, beim Feiern abgebildet.
Außer seiner Malerei hat Stefan Jäger nie eine andere Tätigkeit ausgeübt. Seine Themen haben sich nie geändert, es blieb immer seine Heimat 2/ und deren Menschen. Es ist eindrucksvoll zu sehen, wie er aus einer an sich uninteressanten Landschaft, wie es die Banater Ebene darstellt, ein Bild zu schaffen weiß, das uns ans Herz geht.
Wenn wir heute durch die donauschwäbischen Dörfer gehen, werden wir von dem von Jäger gemalten Leben und Treiben nichts mehr sehen. Wir sehen manchmal noch einen der schönen Giebel, allerdings meist ohne den Namen des alten Besitzers, wir sehen zerbröckelnde Fassaden, keine Menschen mehr in schwäbischer Tracht. Der Friedhof gibt noch deutlich Auskunft über die Vergangenheit. Die Zeit ist aber absehbar, wo Spuren der 250-jährigen kulturellen und wirtschaftlichen Leistung unseres kleinen Volksstammes nur noch in der Literatur und in Bildern vorhanden sein werden. Dabei ist das Lebenswerk Stefan Jägers von außerordentlicher Bedeutung. Besonders sein Skizzenwerk ist vom ethnographischen Standpunkt von größter Aussagekraft. Auch vom künstlerischen Gesichtspunkt sind seine Skizzen oft höher zu bewerten als die endgültig ausgeführten Bilder. Seine Fähigkeit, mit wenigen Strichen eine Landschaft zu charakterisieren, ist frappierend. Es sind Blätter im Skizzenbuch bekannt, wo auf einer Seite mehrere Landschaften in Größe einer Streichholzschachtel dargestellt sind und jede ein eindrucksvolles Bild ergibt.
Was will das Stefan-Jäger-Archiv erreichen?
Wir wissen, dass jeder donauschwäbische Haushalt, gleichgültig in welchem Land er sich befindet, stolz auf ein Original von Stefan Jäger wäre. In den meisten befindet sich zumindest der Druck des Einwanderungsbildes. Viele konnten beim Verlassen der alten Heimat Bilder mitnehmen, diese später nachbringen oder welche erwerben, viele mussten auch zurückgelassen werden. Diese Bilder sind nun teils noch in der alten Heimat, in Deutschland, in Österreich, in Ungarn, in den USA, Kanada oder sonst wo in der Welt, wo Donauschwaben ihre neue Heimat gefunden haben.
Das Stefan-Jäger-Archiv hat sich zur Aufgabe gesetzt, sein verstreutes Lebenswerk fotografisch zu dokumentieren, soweit dies heute noch möglich ist und das Ergebnis an einer zentralen Stelle zu deponieren. Ein Wunsch wäre die Herausgabe eines Buches, um einen größeren Interessentenkreis über die Kunst Stefan Jägers und seine Bedeutung als Ethnograph der Donauschwaben informieren zu können.
Der Schreiber dieser Zeilen befasst sich seit mehr als 10 Jahren mit der Dokumentation von Jäger-Bildern. Nach ausgetüftelten Reiseplänen mussten tausende Kilometer zurückgelegt werden. Die fotografierten Bilder wurden in Listen erfasst, für jedes Bild eine Karteikarte mit den wichtigen bekannten Daten des Bildes und einem Foto angelegt. Von den meisten Bildern angefertigte Diapositive werden nach Motiven sortiert aufbewahrt. Ein Teil davon konnte digitalisiert und auf CD gebrannt werden. Außerdem werden Alben mit Vergrößerungen erstellt. Einige Alben konnten der Jäger-Gedenkstätte in Hatzfeld zur Ergänzung des vorhandenen Bildmaterials zur Verfügung gestellt werden.
Mit Hilfe von Gleichgesinnten wie Karl-Hans Gross, Ing. Mathias Schwarz, Hans Schulz und vielen Landsleuten konnte eine Sammlung von über 1500 Bildern bzw. Skizzen aufgebaut werden. Hervorgehoben muss Peter Kolbus werden, der nicht nur viele Türen geöffnet, sondern auch tatkräftig mitgearbeitet hat. Nicht unerwähnt sollen auch Hans Stoffel und Erich Bayer als Begleiter auf manchen Fahrten bleiben. Fast jeder Besitzer eines Bildes konnte noch weitere namhaft machen oder war zumindest bemüht, weitere zu finden. In Temeswar war Prof. Dr. Karl Singer vom Deutschen Forum sehr hilfreich. Bei der Nachbearbeitung und Digitalisierung der Bilder ist die Hilfe von Herwig Horn von unschätzbarer Bedeutung. Allen erwähnten und nicht erwähnten Helfern sei herzlicher Dank ausgesprochen.
Die Adressen der Besitzer werden gesammelt und in gewissen Abständen Foto-Touren unternommen. Wer Bilder oder Skizzen von Stefan Jäger besitzt und die Dokumentation unterstützen will, wird gebeten sich bei untenstehender Adresse zu melden: Dr. Peter Fraunhoffer
Das Werk Stefan Jägers ist ein Denkmal für seine Heimat und deren Menschen. Das Stefan Jäger-Archiv will ein Denkmal für Stefan Jäger schaffen.
Bemerkung:
1/ Eduard Böss
2/ Ausnahme Fronteinastz während des Ersten Weltkriegs