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ART:0280 - Erinnerungen: Stefan Jäger

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Bibliografie
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Autor Name: Heinz, Stefan
Aufsatztitel: Erinnerungen: Stefan Jäger
Zeitungstitel: Banater Post
Erscheinungsort: München
Jahrgang: 30
Nummer: 1
Datum: 05.01.1985
Seite: 13
* [[ART:0280 - Erinnerungen: Stefan Jäger|Heinz, Stefan. Erinnerungen: Stefan Jäger. Banater Post München 1985]]


Geburtstagsfeier durch Überraschung

Es ist bekannt, dass der Maler Stefan Jäger, der Schöpfer des Einwanderungsbildes, zurückgezogen lebte und sich in einem ganz engen Freundeskreis bewegte.

Als er 1957 achtzig wurde, war von den alten Freunden kaum noch jemand da – um so schwerer fiel es ihm, plötzlich im Licht der Öffentlichkeit zu stehen: die rumänische Regierung verlieh ihm einen hohen Orden und eine Ehrenpension; eine Feierstunde, in deren Mittelpunkt er stand, hatte in Hatzfeld stattgefunden. Aber - die große öffentliche Ehrung, die seinem Werk, dessen Bedeutung und Bekanntheitsgrad entsprach, war ausgeblieben.
Es traf sich gut, dass das Temeswarer Deutsche Staatstheater nur zwei Wochen nach der Hatzfelder Feierstunde im dortigen Kulturhaus (das ehem. Bauernheim) mit „Der Meineidbauer" von Ludwig Anzengruber[1] gastierte. Die Schauspieler des Theaters waren sich einig, dass diese Gelegenheit genutzt werden musste. Aber wie sollten wir den menschenscheuen Stefan Jäger abends in den Theatersaal bekommen? Denn ohne ihn, ohne seine Anwesenheit musste unser Plan zunichte werden. In Hatzfeld angekommen, schickten wir eine kleine Delegation zu ihm, fast nur Damen, die ihn zur Vorstellung einlud und ihm versicherte, dass er rechtzeitig abgeholt und nach dem Ende der Aufführung wieder nach Hause begleitet würde. Der Weg war nicht weit. Kein Wort vorn Geburtstag, von Ehrung - er sollte nur unser Gast sein!
Nach einigen Ausflüchten erlag er der Überredungskunst unserer Kolleginnen und sagte zu. Die größte Schwierigkeit war überwunden!
Ein Raunen ging durch den übervollen Saal, als der Künstler, von zwei Schauspielerinnen begleitet, eintrat und seinen Ehrenplatz in der Mitte der ersten Reihe einnahm. Stefan Jäger unter so vielen Menschen, das dürfte auch für die Hatzfelder ein seltener Anblick gewesen sein.
Die Vorstellung begann, und wir fieberten dem Ende des ersten Aufzugs entgegen. Als es soweit war, standen alle Darsteller, die nicht gerade auf der Bühne waren, hinter den Kulissen bereit. Der Vorhang fiel und hob sich zum Applaus noch zweimal. Als er wieder hochging, stand das ganze Ensemble auf der Bühne und Gerda Roth, die weibliche Hauptdarstellerin, mit einem großen Strauß dunkler Rosen in der ersten Reihe.
Das Publikum wurde still, der Applaus legte sich, aber es schien, als ob es noch nicht recht begriffen hatte.
Ich trat vor, verneigte mich leicht zu Stefan Jäger hin und begann: „Sehr verehrter Meister Jäger!"
Es war, als hätte der Blitz eingeschlagen! Ein Beifallssturm brach los, wie wir ihn selten erlebt hatten. Die 500 - 600 Zuschauer klatschten begeistert, minutenlang brandete der Applaus durch den Saal, Rufe waren zu hören - wir mussten lange warten, bis ich mit dem ersten Satz der Laudatio beginnen konnte.
Am Schluss meiner Rede überreichte ihm Gerda Roth unter tosendem Applaus den Rosenstrauß, ich durfte ihm die Hand drücken.
„Mit wem habe ich die Ehre?" fragte er noch, aber meine Antwort wurde durch den immer noch anhaltenden Beifall hinweggefegt...
Auch ich war unter der Gruppe, die ihn nach Hause geleitete. Jäger unterhielt sich mit den Damen über die Aufführung und bedankte sich immer wieder für die Einladung.
Kurz vor seiner Wohnung blieb er stehen, wandte sich zu mir und sagte lächelnd: „Wenn ich gewusst hätte, was Sie mit mir vorhaben - ich wäre nicht gekommen!"
Aber - wir spürten dennoch aus seinem Verhalten, dass unsere Überraschung ihm Freude und Genugtuung bereitet hatte.
Es war meine erste und letzte Begegnung , mit diesem einzigartigen Menschen Stefan Jäger. Er starb fünf Jahre später, 1962.

Bemerkung:

  1. "Der Meineidbauer" Volksstück mit Gesang in 3 Aufzügen, Premiere 29.III.1957 in Temeswar


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