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Stefan Jäger: Skizzen, Studien und Entwürfe

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0706
Autor Name: Walter Tonța ,
Joseph Ed. Krämer
Titel des Artikels : Stefan Jäger: Skizzen, Studien und Entwürfe
Untertitel des Artikels: Zum zweiten Band der Künstlermonografie von Karl-Hans Gross
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Banater Post
Erscheinungsort: München
Jahrgang: 49
Nummer: 16
Datum: 20.08.2004
Seite: 4
* [[Walter Tonța]], [[Joseph Ed. Krämer]]: [[ART:0706 - Stefan Jäger: Skizzen, Studien und Entwürfe|<i>Stefan Jäger: Skizzen, Studien und Entwürfe</i>. Zum zweiten Band der Künstlermonografie von Karl-Hans Gross]]. Banater Post, München 20.08.2004 (Jg.49 Nr.16), S. 4
Titelseite: Karl-Hans Gross: Stefan Jäger – Skizzen, Studien und Entwürfe

Zum zweiten Band der Künstlermonografie von Karl-Hans Gross

Es gibt wohl keinen anderen Banater Maler, dessen Leben und künstlerisches Werk so umfassend und gründlich erforscht und in ungezählten Publikationen festgehalten ist, wie das von Stefan Jäger. Zu den besten Kennern seiner Biografie und seiner heute in der ganzen Welt verstreuten Werke, die sich bei unseren Landsleuten ungebrochener Beliebtheit erfreuen, zählt zweifellos der ehemalige Hatzfelder Gymnasiallehrer und Schöngeist Karl-Hans Gross. Mit seinem nun vorliegenden, von der Heimatortsgemeinschaft Hatzfeld herausgegebenen Band „Stefan Jäger – Skizzen, Studien und Entwürfe“ und in Verbund mit dem 1991 erschienenen Band „Stefan Jäger – Maler seiner heimatlichen Gefilde“, dessen Fortsetzung das zweite Jäger-Buch ist, verfügen wir über eine umfängliche und in jeder Hinsicht auserlesene Künstlermonografie. Deren Verwirklichung basiert auf einem jahrzehntelangen Suchen und Befragen, Erkunden und Erfassen, auf einer eingehenden und intensiven Befassung mit dem künstlerischen Schaffen Stefan Jägers sowie einer aus unterschiedlichen Blickwinkeln realisierten Betrachtung seines Oeuvres.
Werden im ersten Band Stefan Jägers Lebensweg und seine Ölbilder, Aquarelle und Gouachen präsentiert, so widmet sich Karl-Hans Gross in diesem Fortsetzungsband den „kleinen Werken“ des Kunstmalers, seinen Skizzen, Studien und Entwürfen. Obwohl sie dem breiten Publikum weniger bekannt sind, gehören sie zum „Wertvollsten, das der Maler hinterließ“, so die Einschätzung der Kunsthistorikerin Dr. Annemarie Podlipny-Hehn. Denn sie widerspiegeln – wie es der Autor selbst gekonnt formuliert – „konkrete Geschehnisse und Vorkommnisse einer Zeit, die dem wohl noch intakten alltäglichen Banater oder im weitesten Sinne donauschwäbischen Dorfleben entsprungen sind. Diese hat der Künstler immer wieder eingefangen. Mit den Mitteln seiner Kunst. Vielleicht mehr als jede der ‚fertigen’ Arbeiten – der Ölgemälde, Aquarelle und Gouachen – atmen gerade seine Skizzen die Frische und Würze der dörflichen Atmosphäre jener Augenblicke, in denen sich das Leben vor den Augen des Künstlers abgespielt hat. Das hatte er denn auch erfasst. Mit Zeichenstift und Pinsel, mit Farbe und Pastell. Den verheißungsvollen Augenblick. Im raschen, flotten Tempo. In seiner Ursprünglichkeit. In der momentanen Entfaltung. Im stetigen Wandel des schier nie enden wollenden Tuns. So hat denn der Maler die Volksseele mit eingebunden“. Viele der abgebildeten und beschriebenen Skizzen erweisen sich in ihrer imponierenden Schlichtheit als wahre Kunstwerke, die zudem Szenen aus dem volkstümlichen Geschehen des einstmaligen schwäbischen Dorfes – wie sie heute wohl nicht mehr anzutreffen und bestenfalls in der Erinnerung der älteren Generation verankert sind – realitätsnah und unverfälscht zeigen. Dadurch besitzen sie neben dem künstlerischen auch einen dokumentarischen, einen volkskundlichen Wert. Und gerade darin liegt die Bedeutung dieses zweiten, 441 Seiten starken Stefan-Jäger-Buches, das nicht nur durch seinen erlesenen Text, sondern auch durch sein reiches Bildmaterial (über 330 Abbildungen) ebenso hervorsticht wie durch seine grafische Aufmachung.
Was das Buch von Karl-Hans Gross zusätzlich auszeichnet, ist die Tatsache, dass es sich um weit mehr als eine Künstlermonografie handelt. Obwohl die vom Autor angestellten Bildbefragungen zu den reproduzierten Skizzen, Studien und Entwürfen Stefan Jägers einen gewichtigen Teil seiner Darlegungen ausmachen, bezieht er die Geschichte der Banater Schwaben – wie z. B. im Kapitel „Die Besiedlungsthematik im künstlerischen Schaffen Stefan Jägers“ –, die Darstellung des landschaftlichen Umfelds, des bäuerlichen Alltags, der Arbeit, der Sitten und Bräuche, der Feste und Feiern in seine Betrachtungen mit ein. Der Autor lässt uns regelrecht in die kleine Welt des schwäbischen Dorfes eintauchen und vermittelt uns das Gefühl, unter Unseresgleichen zu sein. Genau in dieser Welt war Stefan Jäger verwurzelt und mit ihr ist sein gesamtes Kunstwerk auf das engste verknüpft – „mit den Menschen, der Landschaft, dem Dorfleben und den Geschehnissen in Haus und Hof und Flur“. Darüber hinaus gelingt es dem Autor, durch biographische Einblendungen den Menschen und Künstler Stefan Jäger in seiner Ganzheit ebenso darzustellen wie die vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen Künstler, Werk und Umfeld. Und noch eines gehört zu den Vorzügen dieses Buches: Bei den zahlreichen Bildbefragungen werden dem Leser grundlegende Informationen über die Malkunst – über Techniken, Farben, Formen und Kompositionen, über die Perspektive und die Proportionen des menschlichen Körpers usw. – geboten in der Absicht, den Werdegang einer Skizze, eines Bildes zu verfolgen und dem Künstler über die Schulter zu schauen, um in Erfahrung zu bringen, „wie es der Künstler macht“.
Das Buch gliedert sich in 13 Kapitel und enthält zudem einen 96-seitigen Bildanhang sowie eine Bibliographie. Im ersten Kapitel („Die Skizzenmappen“) geht der Autor auf die Bedeutung der Begriffe „Skizze“, „Studie“ und „Entwurf“ aus der Sicht der Kunst ein und beschäftigt sich mit der Frage des Verbleibs der von Stefan Jäger in mehreren Sammelmappen aufbewahrten Skizzenblätter nach dem Tod des Künstlers und des Umfangs seines Skizzenwerkes, das auf etwa 750 Stück geschätzt wird. Das zweite, 54 Seiten starke Kapitel, ist der Besiedlungsthematik im künstlerischen Schaffen Jägers gewidmet. Hier kommt auch der Erd- und Naturkundelehrer Karl-Hans Gross zum Vorschein, der ebenso ausführlich wie anschaulich den Weg unserer Siedlerahnen nachzeichnet und das geographische Umfeld der Wanderung beschreibt. Das darauf folgende, „Koryphäen der Malkunst“ betitelte Kapitel, befasst sich mit „Bezugnahmen und Wechselseitigkeiten“ im künstlerischen Werk Stefan Jägers und Franz Ferchs, zweier hervorragender Persönlichkeiten der Banater Malkunst, die sich gekannt haben und deren Schöpfungen, „im gleichen Substrat des nährenden Bodens verankert“, trotz der „unterschiedlichen künstlerischen Entfaltung“ dennoch Vergleichsmöglichkeiten bieten. Ausgehend von seiner ersten Begegnung mit dem Meister in seinem Elternhaus in Lenauheim anlässlich der Fahnenweihe des Lenau-Männergesangvereins im Jahre 1937 (Jäger hatte das Bildnis Lenaus für die Ausschmückung der Fahne gemalt), begibt sich der Autor im vierten Kapitel auf eine Reise in die Vergangenheit seines Heimatortes, um anschließend seine zwei weiteren Begegnungen mit dem Künstler in den fünfziger Jahren zu beschreiben. Hatzfeld diente Stefan Jäger 52 Jahre lang als Wahlheimat, und deshalb ist es verständlich, dass viele seiner Arbeiten diese Großgemeinde und deren Menschen zum Gegenstand der künstlerischen Auseinandersetzung und Darstellung haben. Diese Arbeiten stellt Karl-Hans Gross in dem Kapitel „Hatzfeld in der Skizzenmappe“ vor, das zudem einen ortsmonografischen Exkurs enthält.
In den nächsten vier Kapiteln stehen die von Stefan Jäger beim Anfertigen seiner Skizzen, Studien und Entwürfe angewandten Techniken im Vordergrund: das Zeichnen und das Malen. Jäger erweist sich als exzellenter Zeichner und entwickelt stets, selbst in den kleinsten, unscheinbarsten Zeichnungen, einen schöpferischen Akt. Seine realistisch und feinsinnig ausgeführten Bleistift-, Farbstift und Federzeichnungen liefern uns ein eindrucksvolles Zeugnis seiner Zeichenkunst. Ein bislang wenig bekannter Teilbereich seines Schaffens sind die grafischen Arbeiten, die Jäger für Buch- und Kalenderillustrationen gezielt erstellt hat und die in einem separaten Kapitel präsentiert werden. Der Meister war nicht nur ein talentierter Zeichner, sondern auch ein vorzüglicher Maler. Davon zeugen seine ungezählten, einzigartigen Aquarelle, auch die wenigen mit Ölfarben ausgeführten Skizzen. Die Aquarell- und Deckfarben, in reiner oder Mischtechnik verwendet, eröffneten dem Künstler unterschiedliche Arbeits- und Gestaltungsweisen und stellten ein ideales Arbeitsmittel im Skizzenbereich dar.
Die letzten vier Kapitel des Buches befassen sich vorwiegend mit dem Gegenstand der künstlerischen Entfaltung Stefan Jägers. Seine in unterschiedlicher Technik und Darstellungsform ausgeführten Porträtskizzen weisen ihn als einen guten Porträtmaler aus, der zum einen auf die höchstmögliche Ähnlichkeit mit dem Modell bedacht war und zum anderen durch seine anatomischen und anthropometrischen Kenntnisse sowie durch seine künstlerische Handfertigkeit hervorsticht. Dies trifft nicht nur auf Jägers Kopfbildnisse, sondern auch auf seine Brust-, Knie- und Ganzbildnisse sowie auf seine Handstudien zu. Ein ganzes Kapitel widmet der Autor den Skizzen, Studien und Entwürfen, die das Kind unterschiedlichen Alters als Motiv haben. Es handelt sich dabei um Kopfstudien und Porträts, deren wichtigstes Merkmal die große Ausdruckskraft der Kindergesichter ist, sowie um Arbeiten, die das Mutter-Kind-Motiv oder das Motiv der spielenden Kinder aufgreifen. Von besonderem dokumentarischem Wert sind die in einem weiteren Kapitel behandelten Trachtenskizzen. „Jede Trachtenskizze Jägers, wenn auch noch so klein und mit noch so bescheidenem Aufwand ausgeführt, ist ein ethnografisches Kleinod“, schreibt der Autor. Da sie am Ort des Geschehens entstanden sind und immer jene Tracht widerspiegeln, die man zu des Künstlers Lebzeiten noch in manchen Dörfern zu tragen pflegte, fügen sie sich zu einer bildhaften Dokumentation der Trachtenlandschaft der Heide- und Heckendörfer zusammen. „So gesehen wird Jäger mit seinen Skizzen, Studien und Bildern zu einem kompetenten Wissensträger und Wissensvermittler, was ihn gleichermaßen zu einem glaubwürdigen Gewährsmann und exzellenten Volkskundler macht“, urteilt Karl-Hans Gross. Im letzten Kapitel, („Die schönen Augenblicke des Lebens“) wird uns die ganze thematische Vielfalt der Jäger-Skizzen vor Augen geführt: die Landschaft, das schwäbische Dorf, die Menschen, dargestellt bei der Arbeit, bei gelegentlichen Vergnügungen, bei kirchlichen und weltlichen Festlichkeiten oder bei der Brauchtumspflege – eben das Schöne. „Das Schöne ist Duktus, der unverkennbare Schriftzug seiner Malerei“, stellt der Autor fest.
Das Buch ist eine großartige Hommage an Stefan Jäger, dessen Kunst uns nach wie vor sehr viel bedeutet. Karl-Hans Gross bezeichnet sein Werk als einen Meilenstein auf dem Weg des Kennen- und Verstehenlernens der eigenen Historie; es vermittelt uns ein Gedankengut, „das uns in unserer Lebensanschauung bestärken und in unserer Lebensführung ermuntern kann – heute und auch morgen noch“. Das Buch widerspiegelt aber auch die jahrzehntelange mühevolle Arbeit des Autors, dem dafür unser Dank und unsere Anerkennung gilt. Und nicht zuletzt seien die Verdienste der Heimatortsgemeinschaft Hatzfeld um die Herausgabe des Buches gewürdigt. Es ist allen Hatzfeldern, allen Landsleuten aus dem Banat und aus den anderen donauschwäbischen Siedlungsgebieten aufs Wärmste zu empfehlen.

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