Original oder nicht?
Bibliografie | |
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Artikel Nummer: | 0977 |
Autor Name: | Annemarie Podlipny-Hehn |
Titel des Artikels : | Original oder nicht? |
Untertitel des Artikels: | Klarstellung zu Stefan Jägers Einwanderungsbild |
Publikation: | Buch |
Titel der Publikation: | Kulturspiegel. Beiträge zur Kulturlandschaft einer Vielvölkerregion |
Verlag: | Cosmopolitan Art |
Erscheinungsort: | Temeschburg |
Jahr: | 2014 |
Seite: | 340-344 |
ISBN: | ISBN:978-606-8389-50-9 |
* [[Annemarie Podlipny-Hehn]]: [[ART:0977 - Original oder nicht?|<i>Original oder nicht?</i>. Klarstellung zu Stefan Jägers Einwanderungsbild]]. Kulturspiegel. Beiträge zur Kulturlandschaft einer Vielvölkerregion. Cosmopolitan Art, Temeschburg 2014, ISBN 978-606-8389-50-9 |
Klarstellung zu Stefan Jägers Einwanderungsbild
Als im Sommer 1991 das Jäger-Triptychon über die Einwanderung der Schwaben ins Banat in Ingolstadt zum ersten Mal auf deutschem Boden ausgestellt wurde und ich die einführenden Worte zur Entstehungsgeschichte des Bildes sprach, wurde von Betrachtern die Frage gestellt: Ist dies auch das echte Bild oder nicht?
Ich wunderte mich über diese Bedenken, denn in all den Jahren meiner Beschäftigung mit der Malerei des Banats als Kustode im Museum Temeswar fand ich keinen sicheren Hinweis über die Existenz eines weiteren Einwanderungsbildes mit diesen Maßen. Vorschnell und ungeprüft wurden schon früher Hypothesen aufgestellt, dass es mehrere Einwanderungsbilder dieser Größe gäbe, und man hat auch verschiedene Varianten erfunden; des öftern wurde die Frage laut, ob das Bild, das sich im Besitz des Banater Museums befindet, das Original ist. Man kam zu abwegigen Schlussfolgerungen.
Beim Heimattag in Ulm wird das Jäger-Triptychon nun wieder unseren Landsleuten in Deutschland vorgestellt, und es liegt mir viel daran, Klarstellungen vorauszuschicken. In Ingolstadt, wo das Bild anlässlich der Kultur- und Heimattage der Banater Schwaben vorgestellt wurde, hat man mir vorgeworfen, in meiner Jäger-Monographie (1972) oberflächliche Angaben zum Bild geliefert zu haben; dort nämlich sei angeführt, dass es rechts unten signiert ist, das Bild aber, das in Ingolstadt ausgestellt ist, keine Unterschrift Jägers aufweise.
Ich ging der Sache nach, denn ich kannte das Bild seit vielen Jahren; es hing bis kurze Zeit zuvor in der Jäger-Gedenkstätte in Hatzfeld. Als man diese wegen Vernachlässigung des Gebäudes und Nässe der Wände in den Ausstellungsräumen schließen musste, kamen die Bilder ins Temeswarer Museum, wo sie zum Teil restauriert und vorerst untergebracht wurden. Auch das Einwanderungsbild musste restauriert werden, da die Leinwand sich infolge der großen Luftfeuchtigkeit in der Gedenkstätte aufgeworfen hatte und wellig geworden war. Sie musste gestrafft werden, und dabei hatte man auch die oberste Lackschicht entfernt bzw. erneuert. Übermalungen wurden keine vorgenommen, da die Malstruktur gut erhalten ist und es keine Abbröckelungen gab.
Meine Gedanken kreisten um einen ähnlichen Fall: Vor mehreren Jahren wurde in der gleichen Werkstatt ein Ölgemälde restauriert, das mit dem Monogramm des Künstlers signiert war, nach der Restaurierung aber die Unterschrift nicht mehr aufwies. Ich hatte die Schriftzeichen vorher aber fotografisch festgehalten; und so gab man in der Werkstätte auf meinen entschiedenen Einwand zu, dass die Signatur beim Entfernen der Lackschicht aus Versehen abgetragen wurde.
Leider sollte ich mit meiner Überlegung recht behalten, denn in der Tat geschah das gleiche auch am Einwanderungsbild. Die Detail-Fotos, die vor der Restaurierung angefertigt wurden, ließen die Unterschrift Jägers noch erkennen. Nun gestand man, dass auch diesmal zusammen mit der obersten Lackschicht die Unterschrift entfernt wurde, da sie ja bekanntlich die zuletzt aufgetragene Farbschicht des Bildes darstellt.
Das einzige, was getan werden kann, soll bei der Rückkehr des Bildes aus Deutschland Ende Juni dieses Jahres auch geschehen: die Unterschrift Jägers soll getreu nach Foto- und Röntgenvorlagen wieder aufs Bild gesetzt werden.
Zur Information und auch zur Beruhigung ist zu sagen: Wir dürfen unseren Landsleuten versichern, dass keiner die Absicht hatte, ihnen bei dieser Ausstellung in Deutschland das Original vorzuenthalten. Im Gegenteil: Wir sind froh und stolz, dass so viele Landsleute die Stefan-Jäger-Ausstellung in Ingolstadt, Fürth, Stuttgart, Mainz und Frankenthal sehen konnten und die Teilnehmer des Heimattreffens 1992 in Ulm dazu auch Gelegenheit haben werden.
Diese Ausstellung, die vornehmlich aus Jäger-Bildern besteht, die die Kunstabteilung des Banater Museums Temeswar der Landsmannschaft der Banater Schwaben als Leihgabe zur Verfügung gestellt hat, ist als großer Erfolg zu werten. Walther Konschitzky, der Kulturreferent der Landsmannschaft der Banater Schwaben, hat die Bilder ausgewählt und zu einer repräsentativen Jäger-Wanderausstellung vereint. Im Stuttgarter Rathaus wurde sie auch von einer großen Gruppe von Mitgliedern des Demokratischen Forums der Deutschen aus dem Banat anlässlich einer Bildungsreise nach Deutschland besichtigt. Sie soll nach ihrer Rückführung nach Temeswar für mehrere Wochen in der Kunstabteilung des Banater Museums eingerichtet werden.
Abschließend veröffentlichen wir erstmals einen Brief des Malers Stefan Jäger an Franz Remmel, der ihn uns freundlicherweise zur Verfügung stellte.
BP
Sehr geehrter Herr Professor!
Auf Ihre freundliche Anfrage
vom 9. d. Mts. will ich Ihnen, soweit
ich mich noch erinnern kann, folgendes
mitteilen:
Vor 50 Jahren sind mich meine
Landsleute angegangen „Die Ein=
wanderung der Schwaben in das
Banat" zu malen.
Da ich selbst auch schwäbischer
Abstammung bin, habe ich den Auf=
trag bereitwilligst angenommen. –
Der Hauptgedanke war, "die
Ansiedlung der deutschen im Süd=
osten, bzw. an der mittleren Donau"
bildlich darzustellen.
Die Banater und Bacskaer Deutschen
werden oftmals als Donauschwaben
bezeichnet. –
Vor allem unternahm ich
./.
Studienreisen in Deutschland,
hauptsächlich in den Gebieten von
wo der Großteil der Ansiedler ge=
kommen war.
Ergänzt mit sonstigen
Studien u. Entwürfen, begann ich
mit der Ausführung des Originals.
Leider haben sich so manche
Schwierigkeiten ergeben. Ich mußte
des öfteren die Arbeit unterbrechen
und wegen Mangel eines entsprechenden
Arbeitsraumes einigemal umsiedeln,
bis ich endlich mit viel Mühe und
Ausdauer das Bild 1909 vollenden
konnte. –
Durch die Unterbrechungen
hat sich auch die Arbeitsdauer
verlängert. Soweit ich mich
entsinnen kann, dürfte die
Anfertigung cca 2 Jahre in An=
spruch genommen haben. –
Das Triptychon wurde ge=
./.
legentlich einer Ausstellung
in Gyertyámos (Banat) enthüllt. –
Infolge der Größe (cca 5-6 Mtr.
Breite) konnte es in einem Privat=
hause schwer untergebracht werden,
es wurde daher nach kurzer Zeit
der Stadt Temesvar verkauft und
befindet sich derzeit dort im
Banater Museum.
Nachdem sich die ganze
Begebenheit vor einem halben
Jahrhundert abgespielt hat, sind
mir so manche Umstände u.
Momente entfallen. –
Mit bestem Gruß
und vorzüglicher Hochachtung
St.Jäger
17./IX 59
Repro
Faksimile der Handschrift