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Maler aus 2 Jahrhunderten im Banater Regionalmuseum

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0032
Autor Name: Andreas A., Lillin
Titel des Artikels : Maler aus 2 Jahrhunderten im Banater Regionalmuseum
Publikation: Die Wahrheit
Erscheinungsort: Temeswar
Jahrgang: 2
Nummer: 206
Datum: 25.12.1958
Seite: 3
* [[Andreas A., Lillin]]: [[ART:0032 - Maler aus zwei Jahrhunderten im Banater Regionalmuseum|<i>Maler aus 2 Jahrhunderten im Banater Regionalmuseum</i>]], Temeswar 25.12.1958 (Jg.2 Nr.206), S. 3
Detail aus dem Mittelteil "Rast" - WK:0376
Franz Ferch "Georg Dózsa erblickt Temesvar"
Ion Zaicu: „Arbeiter“

Es gibt noch bis zum heutigen Tag keine umfassende Kulturgeschichte des Banats. Die wenigen Anläufe dazu, die von verschiedenen Vertretern des Bürgertums seit Ende des vorigen Jahrhunderts genommen wurden, kranken alle restlos an der gleichen biologischen Voreingenommenheit: sie sehen hinter der kulturellen Verwirklichungen des Banats nicht die allein schöpferischen Kräfte des Volkes, sondern „diese" oder „jene" Nationalität. Abgesehen von den damit verbundenen Streitigkeiten über die „nationale" Zugehörigkeit der einzelnen nicht weiter aus der Welt hinauszudeutenden kulturellen Verwirklichungen der Vergangenheit, tritt damit verbunden eine sich recht unliebsam fühlbarmachende Verengung des Blickwinkels zu Tage, und selbstverständlich der historische Weg der kulturellen Entwicklung unserer Heimat bleibt im Dunkeln. Es wäre demnach hoch an der Zeit, an systematische Vorarbeiten zu einer wissenschaftlichen, marxistisch-leninistischen Kulturgeschichte des Banats heranzutreten, um damit den Massen unserer Werktätigen eines der wesentlichsten Kapitel unserer Heimatgeschichte zu erschließen.
Im Rittersaal des Hunyadi-Kastells in Temesvar ist seit einigen Wochen eine erste Zusammenstellung von Werken Banater Maler aus 2 Jahrhunderten ausgestellt. Eine öffentliche Auseinandersetzung, in welcher die Gesichtspunkte erörtert worden wären, unter welchen die Auswahl der in dieser Zusammenstellung zur Schau gebotenen Werke durchgeführt wurde, hat noch nicht stattgefunden, obzwar eine solche Auseinandersetzung – für den Fachmann wie für den Laien – von recht großem Nutzen sein dürfte. Auch würde dadurch das Interesse an der Sache in Fluss geraten und damit jenes geistige Klima geschaffen werden, das für eine ersprießliche Auseinandersetzung auf breitester Grundlage mit den Problemen unserer heimatlichen Malerei unumgänglich notwendig ist.
Wir wollen im folgenden, in der Form eine Rundganges durch die Banater Galerie des Regionalmuseums, unsere Leser an einige charakteristische Fragen der Banater Malerei heranführen. Wir beabsichtigen dabei keinesfalls auch einen vollkommenen Überblick über das ausgestellte Material zu schaffen. Diesen Überblick muss sich jeder Leser selbst schaffen, indem er dir Banater Galerie unseres Regionalmuseums selbst recht oft besucht. Nach zwei Seiten hin wird er sich dabei schon nach wenigen Rundgängen bereichert fühlen: er wird an dem farbigen Abglanz des Lebens, der ihm hier entgegentritt, die Vergangenheit unserer Heimat besser kennen lernen und er wird, nachdem er an die Fragen unserer heimatlichen Malerei näher herangetreten ist, für sich und die seinen um ein schöneres Leben mit größerer Zuversicht kämpfen lernen.
Im Vorraum der Banater Galerie hängt, seit seinem Entstehen zum ersten Mal in guter Beleuchtung Stephan Jägers großes dreiteiliges Bild „Die Einwanderung der Banater Schwaben". Man staunt, im Mittelpunkt dieses Gemäldes das Bildnis einer Gruppe ruhender Schwaben zu sehen. Während alle anderen Einwanderer im regsten Interesse ihrem Ziel zustreben, durch das weite fremde Land dahergeschritten kommen und von ihrer neuen Heimat Besitz ergreifen, sitzt hier ein junger Bauer ruhig neben seinem Kind und sieht – mit welch unverleidbarer Zuversicht! – in den Tag hinein. Hat sich Stephan Jäger mit diesem ruhenden Schwaben einen Witz erlaubt? Führt er uns unter tausend regsamen Bauern einen Müßiggänger vor? Oder verlangt bloß die Bildmitte die Gruppe der Ruhenden? Man soll an solchen Einzelheiten in einem Kunstwerk nie rasch vorbeigehen, viel mehr in ihrer Betrachtung versunken so viele Fragen wie nur möglich stellen, und man wird bald merken, wie vertraut einem dabei in kürzester Zeit jeder einzelne Zug in einem Gemälde wird. Zieht man zuletzt dann den Schluss aus dem Erlebten, so wird man sich in Hinsicht auf das Jägersche Gemälde nicht verheimlichen können, dass der Gefühlsinhalt dieses Gemäldes aus dem Gegensatz zwischen den bewegten Gruppen und den ruhenden Bauern quillt, der allein die Zuversicht des Menschen auszudrücken vermag, der aus der Ferne kommend, in neuen Verhältnissen auf Glück und gutes Gedeihen sich eine neue Heimat schafft.
Mitten im Saal an der Stirnwand der Galerie leuchtet dem Besucher Franz Ferch]]s monumentale Arbeit „Georg Dózsa erblickt Temesvar" entgegen. Monumental hat hier einen besonderen Sinn. Mit dem Meterstab gemessen, ist dieses Gemälde nicht zu groß. Es wirkt jedoch groß durch die Anordnung der einzelnen Gruppen der bewaffneten Bauern, und innerhalb der Gruppen, eines jeden einzelnen bäuerlichen Kriegers, als deren bewusstester Ausdruck der berittene Georg Dózsa gleich einem Felsgrat hoch über den Horizont hervorragt.
Ist uns an diesen ersten zwei Gemälden die Wichtigkeit der Kompositionsform geläufig worden, so werden wir sie auch an den übrigen ausgestellten Arbeiten, ungeachtet, ob diese Porträts oder Landschaftsbilder sind, erfassen. Der Schritt, der durch eine Gestalt geht, ist dabei nicht weniger von Bedeutung als die Haltung der Figur oder selbst nur ihr Blick. An den Pastellbildern Anselm Wagners, des ersten Banater Malers, ist dies besonders gut zu merken. Zugleich aber auch, vergleicht man das Porträt der dicken Bürgersfrau links an der Wand mit demjenigen der Anastasia Miloradowitsch-Malenitza mitten an der Wand, wie durch die Mittel der Komposition die seelische Haltung jeder einzelnen Person zum Ausdruck kommt und damit im Zusammenhang ein Stück soziale Geschichte. Der aggressive Blick der dicken Bürgersfrau ist bezeichnend für die Gesamthaltung des Bürgertums an der Wende zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert; die melancholische Verinnerlichung der schönen „russischen Gräfin" gemahnt fast an die gedrückte Stimmung, der in Tolstois „Krieg und Frieden" von Zeit zu Zeit die kleine Fürstin Bolkonski verfällt, obzwar ihr der Grund davon „unbekannt" bleibt. Etwas um ihr in der Luft sagt eine Katastrophe an: das Ende der privilegierten Gesellschaft, den physischen Untergang der Vertreter der privilegierten Stände.
Das Thema der Arbeit ist in der gegenwärtigen Zusammenstellung der Banater Galerie schwach vertreten, ebenso die spezifische Banater Landschaft, der Heide und des Berglandes. Gibt es dafür eine Erklärung? Fraglos ja! Undzwar ergibt sich uns diese Erklärung an Hand des Verhältnisses zwischen Künstler und Auftraggeber während der 200 Jahre unserer Heimatgeschichte. Bis um die Mitte des vorigen Jahrhunderts rekrutierte sich die Zahl der Auftraggeber aus den Reihen der Aristokratie und des aufstrebenden Bürgertums, die – bei den beschränkten Banater Verhältnissen – vor allem die Porträtkunst förderten. Als diese dann mit dem Aufkommen der Daguerotipie und Fotografie in Verfall geriet, trat an ihre Stelle – als beliebte Zierde der bürgerlichen Salons – die Charakterstudie und nur spät am Anfang dieses Jahrhunderts das Landschaftsbild.

Anmerkungen:

Die Kopie des Aufsatzes ist leider unvollständig!


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