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Über die Sehnsucht nach Stefan Jäger

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0782
Autor Name: Balthasar Waitz
Titel des Artikels : Über die Sehnsucht nach Stefan Jäger
Untertitel des Artikels: Flüchtige Notizen am Rande eines Stadtfestes
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Allgemeine Deutsche Zeitung
Untertitel der Publikation: Banater Zeitung
Erscheinungsort: Temeschburg
Jahrgang: 15
Nummer: 715
Datum: 15.08.2007
Seite: II
* [[Balthasar Waitz]]: [[ART:0782 - Über die Sehnsucht nach Stefan Jäger|<i>Über die Sehnsucht nach Stefan Jäger</i>. Flüchtige Notizen am Rande eines Stadtfestes]]. Allgemeine Deutsche Zeitung, Temeschburg 15.08.2007 (Jg.15 Nr.715), S. II

Flüchtige Notizen am Rande eines Stadtfestes

Hatzfeld - Feste sind auch reine Geschmackssache geworden. Und die schmucke Banater Kleinstadt Hatzfeld/Jimbolia, die vor vielen Jahren nicht zufällig als Bildungsstätte und blühende Kunstszene den ehrenden Beinamen „Klein-Weimar" erhalten hatte, scheint da auch keine Ausnahme mehr zu machen.
Beim diesjährigen, traditionellen Stadtfest haben die Honoratioren der Stadt (im Feuer, des Gefechts?) auf vieles, nur nicht auf das adäquate Ambiente, geachtet. Einerseits rühmt sich der Stadtrat mit den in den letzten Jahren enthüllten Bronzebüsten der großen Söhne der Stadt. Andererseits macht man für drei Tage daraus und aus den speziell angelegten, gepflegten Alleen der Dichter und Komponisten im Stadtzentrum achtlos die Bühne für ein Off-Grillfest mit Einlagen von Trödelmarkt und Zirkus obendrein: Flohmarkt, Biertrinker, Würstchenesser, „mititei", Ringelspiel, Kisten und Bierfässer, Papier und Speisereste mitten auf Grünflächen und Blumenbeeten. Scharen, von Händlern, richtige Geschäftstouristen aus entfernten Landeskreisen, ja sogar aus Bukarest, hatten sich wie ein Heuschreckenschwarm im Zentrum niedergelassen. Ihre rücksichtslos auf den Grünflächen aufgestellten Campingzelte und geparkten Autos wiesen sie zur Genüge aus. Inmitten dieser Kulisse waren die Dichter von Jung bis Eminescu, die Komponisten von Bartzer bis Bartok sprichwörtlich „sprachlos", selbst der Hl. Florian, der Schutzpatron des Heidestädtchens „machtlos" anzuschauen. Nichts gegen Unterhaltung oder Fete in der Urlaubszeit, doch für ein derartiges Spektakel gibt es im Heidestädtchen doch noch bestimmt genügend freie Natur.
Dass man Feste auch auf andere Art feiern kann, und wahre kulturelle Veranstaltungen weiterhin im Bewusstsein der Hatzfelder sind und den richtigen Anklang finden, bewies, zur Genüge der große Publikumsandrang in der Stefan-Jäger-Gedenkstätte. Wohl nur aus purer Neugierde auf die Enthüllung des in Vergessenheit geratenen Jäger-Gemäldes „Die Jünger von Emmaus"? Kaum. Im ehemaligen Atelier,- der kleinen Schatzkammer der Stadt, bekommt so mancher von den Jüngsten sofort den unverlorenen Zauber der künstlerischen Welt des Heimatmalers zu verspüren. Und vor den Augen älterer Semester aus der Runde erscheint gar für Augenblicke, einfach aus der plötzlichen Sehnsucht nach Stefan Jäger heraus, ein schlanker, schweigsamer Mann im dunklen Anzug, mit Hut, Spazierstock und Skizzenmappe unterm Arm: „Der Jäger", ein rastloser Wanderer zur Zeit der Feste.


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