Die Ausstellung in Gertianosch 1910
Bibliografie | |
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Artikel Nummer: | 0849 |
Autor Name: | Richard Weber |
Titel des Artikels : | Die Ausstellung in Gertianosch 1910 |
Untertitel des Artikels: | Landwirtschafts- und Gewerbeausstellung. Enthüllung des Einwanderungsbildes von Stefan Jäger |
Publikation: | Kalender |
Titel der Publikation: | Gertianoscher Kulener 2010 |
Herausgeber: | HOG Gertianosch |
Verlag: | Eurobit |
Erscheinungsort: | Temeschburg |
Jahr: | 2010 |
Ausgabe: | 8 |
Seite: | 121-130 |
* [[Richard Weber]]: [[ART:0849 - Die Ausstellung in Gertianosch 1910|<i>Die Ausstellung in Gertianosch 1910</i>. Landwirtschafts- und Gewerbeausstellung. Enthüllung des Einwanderungsbildes von Stefan Jäger]]. Gertianoscher Kulener 2010. HOG Gertianosch. Eurobit, Temeschburg 2010 |
Landwirtschafts- und Gewerbeausstellung
Enthüllung des Einwanderungsbildes von Stefan Jäger
Im Jahre 2010 sind es 100 Jahre, seit zu Pfingsten des Jahres 1910 der "Südungarische landwirtschaftliche Bauernverein]]" unter Mitwirkung seines Gertianoscher Ortsvereins und den dortigen Gewerbetreibenden eine Landwirtschafts- und Gewerbeausstellung veranstaltete. Zugleich hielten der örtliche Bauernverein und der Gewerbeverein ihre Fahnenweihfeste ab. Den Glanzpunkt der Ausstellung bildete aber die Enthüllung des Einwanderungsgemäldes von Stefan Jäger. So gesehen war die Ausstellung ein einmaliges Ereignis gewesen. Aus Nah und Fern, von überall wo der Bauernverein Mitglieder hatte, waren Gäste erschienen, um Zeugen der wirtschaftlichen Erfolge und Bestrebungen der Gertianoscher zu sein. Abgeordneter Julius Hódy war persönlich erschienen, ebenso der ehemalige sächsische Abgeordnete Coppony aus Kronstadt.
Schon Samstag trafen mit den Nachmittagszügen zahlreiche Festteilnehmer in der Gemeinde ein. Unter anderen auch die Fahnenmutter Frau Röser mit ihrem Gemahl Johann Röser sen., Inhaber des bekannten Handelslehrinstituts in Budapest. Abends fanden zu Ehren der beiden Fahnenmütter Frau Elisabeth Römer geb. Kreppel und Frau Röser, Lampions-Serenaden statt, die einen imposanten Verlauf nahmen.
Aber auch Sonntag und Montag trafen große Gruppen von Besuchern ein, die jedesmal am Bahnhof von einer Empfangsdeputation der Gemeinde herzlichst begrüßt und willkommen geheißen wurden. Unter klingendem Spiel einer Musikkapelle wurden die Gäste in die Ortschaft geleitet. Die Gemeinde war beflaggt und an mehreren Straßen wurden Triumph-Bögen errichtet. An die 5.000 auswärtige Gäste wurden an diesen Tagen in Gertianosch gezählt. Aus allen Ecken und Enden des Banats kamen die Leute hierher. An zwei Tagen, am Pfingstsonntag, dem 15., und am Pfingstmontag, dem 16. Mai 1910, fanden die Festlichkeiten statt.
Den Auftakt zum großen Fest am Pfingstsonntag, dem 15. Mai früh morgens, um halb sechs, gab mit lautem Tschinellen- und Trommelschlag die durchs Dorfziehende Blechmusik. Früh 8.00 Uhr, wie vorgesehen, fand die Eröffnung der Gewerbeausstellung statt. Zuerst begrüßte der Präses der Ausstellungskommission Anton Gamauf die erschienenen Festgäste, worauf der Protektor dieser Ausstellung, Abgeordneter Julius Hódy, eine Ansprache hielt. Festrede hielt Franz Blaskovics, Abt-Domherr, der eigens zu diesem Zweck aus Temeswar hierher gekommen war. In großzügiger Weise setzte er sich mit den Bestrebungen der Gemeinde und insbesondere mit dem hierselbst zu zeigenden Jägerbilde auseinander. Lobend hob er die Leistungen der Handwerker (die am Zustandekommen der Ausstellung und des Festes überhaupt einen bedeutenden Anteil hatten) und Bauern hervor. Der Redner spricht zum Schluss dem Initiator des schönen Einwanderungsbildes, Adam Röser, sowie dem Maler Stefan Jäger den Dank aus.
Das Ausstellungsterrain war auf dem alten Marktplatz eingerichtet. Es lag am oberen Ende des Dorfes und hatte bei dieser Gelegenheit eine provisorische Umfriedung aus Pfählen, Brettern und Seilen erhalten. Auf diesem Gelände waren zahlreiche Exponate, meist bäuerlicher Art, ausgestellt: allerlei Maschinen - Mähbinder, Mehrscharpflüge aus Eisen, Drill- und Saatmaschinen, Dreschgarnituren -, schöne rassige Pferde, Nonius und Lipizaner, massige Rassenrinder und Schweine u.v.a.m. An die aus Brennziegeln aufgemauerten Wände hatte man große Eggen mit kräftigen Vierkantzähnen aufgehängt und große Lettern auf hellgestrichenen Holztafeln kündeten von Ausstellern und Organisatoren.
Am Eingang zum Gelände waren auf hohen Masten, zu Ehren der Festlichkeiten und der Messe, längsgestreifte dreifarbige Fahnen gehisst. Hier hatten viele Bauernvereinsmitglieder ausgestellt. Was aber der ganzen Aufmachung eine besondere Note verlieh, wurde durch die neu errichtete Ausstellungshalle zum Ausdruck gebracht. Gertianosch hatte sich eine Halle für die Präsentierung seiner einheimischen Erzeugnisse aufgestellt. Der lang gestreckte Bau von annähernd 40 -50 Meter Länge und an die 6 Meter Höhe war aus Brennziegeln hiesiger Fabrikation errichtet, was der Besucher schon von weitem wahrnehmen konnte: nämlich die auf dem roten Hallendach zu hellfarbenen Buchstaben eingelegten Ziegel kündeten davon.
Die Vorderfront des gewissermaßen fensterarmen und mehr schuppen- als hallenähnlichen Gebäude war giebelartig hochgezogen und wurde von vier aufrechten Stützpfeilern am Rohziegelbau pilasterartig verziert. Sie stießen bis an den treppenförmig gerandeten Spitzgiebel empor und ließen den Bau gefälliger erscheinen.
Quer über dem bogenförmig angelegten hohen doppeltürigen Holzportal mit der gewölbeartigen Rohbauziegeleinfassung verlief ein gut zwei Spannen breiter Mörtelstreifen, auf dessen mittlerem Teil sich die mit schwarzer Farbe ausgeführten Buchstaben zu Worte formten: Iparcsarnok (ungarisch) darunter deutsch: Gewerbehalle.
Als harmonisch-architektonische Beigabe zu diesem einfachen Fassadenstil befand sich im Giebeldreieck eine mit hellen Rohbauziegeln eingefasste ovale Fensterlucke. Ansonsten war der Bau ganz schlicht und hatte kaum noch zierende oder zweckbedingte Zugabe an den langen Seitenwänden vorzuweisen, insbesondere wenn wir von den relativ kleinen Fenstern mit den Holzläden absehen. Leider wurde dadurch kaum für genügend natürlichen Lichteinfall gesorgt und die wattarmen Glühbirnen, die vom Mühlenwerk mit Strom gespeist wurden, gaben auch nur spärliches Licht.
An der Ausstellung beteiligten sich insgesamt 51 Gewerbetreibende mit 134 Gegenständen, ferner in der Hausindustrieabteilung zahlreiche Frauen mit 750 Exponaten. Am freien Platz, außerhalb der Halle, waren landwirtschaftliche Maschinen sowie Erzeugnisse der beiden Gertianoscher Ziegeleien zu sehen.
Nach Eröffnung der Gewerbeausstellung und Enthüllung des Einwanderungsbildes am ersten Tag folgte um ½ 10.00 Uhr eine Aufwartung bei der Bauernvereins-Fahnenmutter, Frau Elisabeth Römer geb. Kreppel, und bei der Gewerbefahnenmutter, der Ehefrau des Johann Röser sen. Sie empfingen die Gäste mit allergrößter Liebenswürdigkeit und erwiesen daselbst die sprichwörtliche schwäbische Gastfreundschaft mit „Kuche" und Wein.
Noch am selben Vormittag zog man hinaus ins Freie, um dem „Nagelschlag" beizuwohnen. An den kräftigen Fahnenschäften aus gutem Holz hatte man die messinggelben Namensschildchen der Spender angebracht. Sie wurden reihum mit festem Hammerschlag eingeschlagen; voran die Namen der Honoratioren und der „hohen" Spender. Dann folgten die vielen anderen, die Schuster, Schneider usf. Die Nägel der Bauern aber kamen in den anderen Fahnenschaft.
Am frühen Nachmittag zog man zu den Bienen. Für 15.00 Uhr war der „Imker-Ausflug zu zwei Musterbienenständen" vorgesehen.
Um 16.00 Uhr begann man das große Volksfest an dem großen Marktplatz mit allerlei Darbietungen, bei denen Musikkapellen und die Gesangsvereine auftraten oder zur Belustigung der Leute Vorführungen anderer Art stattfanden.
Abends, um 20.00 Uhr, fanden sich die Leute „in den Kasinilokalitäten" zu einem „gemütlichen Abend unter Mitwirkung des Gyertjyámoser Männergesangsvereines" ein.
Die Darbietungen des zweiten Tages standen fast ausschließlich im Zeichen der bäuerlichen Vorführungsgeschehen und begannen schon am frühen Morgen mit folgendem Programm:
- Früh 5.00 Uhr Tagwache und Empfang der Gäste.
- Früh ½ 7.00 Uhr Zusammenkunft im Ortsvereinslokal und korporativer Abmarsch zum Ausstellungsterrain.
- Früh 7.00 Uhr Eröffnung der Wanderversammlung der Pferde- und Hornviehausstellung am Ausstellungsterrain.
Bauernvereinspräses Johann Wittmann hielt die Eröffnungsrede und konstituierte auch zugleich eine Jury, die sich mit der Beurteilung und Prämierung der ausgestellten bäuerlichen Produkte befasste, die an den verschiedenen Ständen zu sehen waren.
So „wanderte" die „Versammlung" von einer Stelle zur anderen und ließ sich die Zuchtpferde, die Kühe und andere ausgestellte Stücke vorführen. Was hier aber zum Wohle und Nutzen der Bauersleute, für die bessere Kultivierung des Bodens und die Aufzucht von wertvollem Rassenvieh in einer überaus aufgeschlossenen Weise für das Gute im landwirtschaftlichen Berufe getan wurde, sollte sich in Reden und Vorträgen der anwesenden Fachleute kundtun. Die vielen Prämien und Punktierungen, die für die ausgestellten Simmenthaler-Milchkühe, die wunderbaren Zuchtpferde, die Färsen, Schweine, Schafe angezüchteter Rassen vergeben wurden, zeugten wieder ein weiteres Mal vom Ehrgeiz und vom guten Gelingen und der Freude an der Arbeit unserer Leute. An viele Aussteller wurden Prämien, Anerkennungsdiplome und Geldpreise verteilt. Selbst die „Lokal-Firmen" erhielten für ihre ausgestellten Eigenerzeugnisse Anerkennung und Lob.
Am gleichen Nachmittag um 15.00 Uhr wurde eine „Probeackerung" mit dem „Bauernvereins-Dampfpflug" vorgeführt. Ob der Dampfpflug viele Fürsprecher gefunden hat oder nicht, sei dahingestellt. Dampfpflüge wurden zeitweilig auf den ausgedehnten Gütern des Hatzfelder Grafen Csekonics verwendet, unsere Bauern aber sind größtenteils bei den Pferden verblieben.
Die Schlussrede zu den ausklingenden Festlichkeiten wurde allerdings schon am Morgen des zweiten Ausstellungstages gegen 11.00 Uhr von dem Pressestellvertreter Dr. Melchior Frecot gehalten. Desgleichen wurden auch Gottesdienste mit Hochämtern am Anfang und Ende der Festlichkeiten abgehalten. Für das leibliche Wohl der Gäste und die gesellige Unterhaltung hatten die Gertianoscher während der zwei Tage in reichlichem Maße gesorgt. Um 13.00 Uhr bzw. 12.00 Uhr mittags wurde im Kasinolokal des Georg Müller ein Festbankett veranstaltet, zu dem nicht wenige Gäste erwartet wurden. „Per Gedeck 2 K 40 Heller zu bezahlen beim Bankett dem Gastwirten" hieß es in der gedruckten Ankündigung. Die Festlichkeiten gingen zu Ende. Die Ausstellungshalle hielt ihre Tore bis zum Abend des zweiten Tages offen. Eintritt in die Halle betrug 20 Heller. Um diesen Preis konnte man auch das „Einwanderungsbild" sehen. An zwei Tagen. Dann sollte es einen ehrwürdigen Platz in einem Haus finden.
Mit großer Erwartung waren viele zur Bildenthüllung nach Gertianosch gekommen. Schöpfer dieses Bildes ist der Kunstmaler Stefan Jäger - damals 33 Jahre alt. Geboren wurde Stefan Jäger am 28. Mai 1877 in der Gemeinde Tschene (ung. Csene, rum. Cenei), unweit von Gertianosch. Er war das zweite Kind seiner Eltern - Vater: Barbier und Feldscher Franz Jäger, Mutter: Margareta Schuler[1] aus Billed. Er hatte noch einen älteren Bruder. Mit der Verwirklichung des „Großen Einwanderungsbildes" war dem jungen Künstler während der Gertianoscher Festlichkeiten ein Erfolg beschieden. Das Triptychon besteht aus drei großflächigen Teilbildern, die bei den Festlichkeiten wie folgt benannt wurden: „1. Am Wege der Wanderung; 2. Rast beim Ankommen in der neuen Heimat; 3. Die eigentliche Ansiedlung". Zum Einwanderungsbild gibt es mehrere Varianten. Es ist überliefert, dass Stefan Jäger ein Einwanderungsbild früheren Datums auf Betreiben von Adam Röser und Jakob Knopf gemalt hat. Jäger kam schon damals die Inspiration ein dreiteiliges Bild zu malen. Das fertige Bild war ca. 3 Meter lang und wurde zur Besichtigung im Gertianoscher Kasinoverein ausgestellt. Der Vorsitzende des Kasinovereins, Johann Walzer, unterzog das Bild einer kritischen Betrachtung und beanstandete auf höfliche Weise, dass die Personen im Bilde nicht mit der Originaltracht der Einwanderungszeit bekleidet sind. Seiner Meinung schlossen sich dann auch andere Mitglieder des Kasinovereins an, vor allem der Vorsitzende des Gewerbevereins Anton Gamauf. Jäger hat darauf die berechtigte Kritik anerkannt und gewürdigt. Angeregt von Johann Walzer wurde beschlossen, dass Jäger nach Deutschland fährt, um die Volkstracht der Einwanderungszeit zu studieren. Das geschah dann auch im Jahre 1906.
Das „große" Einwanderungsbild wurde in einem Zeitraum von vier Jahren fertig gestellt. In diese Zeitspanne fällt auch die Studienreise Jägers, die er nach Deutschland unternommen hatte, um zweckentsprechende Vorarbeiten für die Verwirklichung dieses Bildes zu leisten. Den Gertianoschern ist es zu verdanken, dass diese Reise und damit das Bild der „Einwanderung" überhaupt zustande kommen konnte, denn der zündende Funke zu diesem Vorhaben wurde in dieser Gemeinde gelegt. Hier fanden sich einige beherzte Männer, die mit Wort und Tat für das Zustandekommen eines großformatigen Gemäldes eintraten und den Künstler in konkreter Weise unterstürzten, damit er die vorgesehenen Studien im Ausland anstellen konnte. Dabei ging es den Gertianoschrn in erster Reihe darum, geldliche Mittel zur Verfügung zu erstellen, um den Lebensunterhalt des Künstlers während seines Aufenthalts in Deutschland zu sichern. Durch persönliche Sammlungen, die ausschließlich in Gertianosch getätigt wurden, und durch öffentliche Veranstaltungen von Seiten der Mitglieder einiger Vereine kam eine ansehnliche Geldsumme zusammen. Insbesondere der Bauern- und der Gewerbeverein hatte, durch verschiedene Aktionen und durch individuelle Spenden der Mitglieder, eine vorrangige Stellung eingenommen. Lehrer Simon Kreppel notierte seinerzeit auf der Rückseite einer zeitgenössischen Fotografie von der Gertianoscher Ausstellung im Jahre 1910 die Namen der Spender (mit Summe), die durch freiwillige Beiträge dem großzügig begonnenen Unterfangen eine tatkräftige Unterstützung angedeihen ließen. Insgesamt 4.560 Kronen ergaben sich aus den Beiträgen. Die Spenderliste war von Johann Walzer mit einer Eintragung von 200 Kronen angeführt, gefolgt von Anton Gamauf, Adam Röser, Jakob Knopf u.a.m. wie auch von verschiedenen Vereinen und Bürgern. Weil man damals in dem vorrangig von der Landwirtschaft beherrschten Gebiet alles in „Frucht" (Weizen) umzurechnen und zu verrechnen gewohnt war, sei erwähnt, dass man diese Summe - unter den damaligen ökonomischen Gegebenheiten - dem Gegenwert von 4 ½ Waggon Weizen gleichsetzen konnte. Ob man in Kronen (viereinhalb Tausend) oder in Weizen (45 Tonnen) verrechnet, es war gewiss eine ganz ansehnliche und respektable Spende, dennoch aber „bescheiden" genug für ein Bild der Einwanderung, wie es Jäger für alle seine Landsleute und deren Nachkommen zu malen imstande war und dessen Wert heute nicht mehr mit „Dukaten" aufzuwiegen ist.
In Dr. Matz Hoffmanns Monographie aus dem Jahre 1935, Seite 57, heißt es: „Röser fand das ursprüngliche Einwanderungsbild in seinen Maßen zu klein. So musste Jäger ein zweites schaffen. Es ist das heute bekannte." Darum lässt sich in eindeutiger Weise ableiten, dass ein erstes, von Dr. Hoffmann als „ursprüngliches" bezeichnetes Einwanderungsbild nicht nur existierte, sondern auch kleinere Ausmaße (3 m lang) als das „Original" (das uns bekannte) gehabt hat. Das Originalbild ist heute Eigentum des Banater Museums zu Temeswar. Es ist 6 Meter lang (breit) und 2 Meter hoch."
Es sei angeführt, dass angeblich das erste, also kleinere ursprüngliche Einwanderungsbild im Besitze Adam Rösers blieb, das zweite, große, aber wurde gemeinsamer Besitz von Adam Röser und Kunstmaler Stefan Jäger. Es blieb vorübergehend in Aufbewahrung bei [[Gönner|Röser. Dann nahm es Jäger zu sich nach Hatzfeld. Inzwischen geriet Röser durch Fehlspekulationen der Gertianoscher Sparkasse in materielle Schwierigkeiten und die materielle Lage des jungen Künstlers Jäger war auch nicht die beste. Sie beschlossen daher, das im gemeinschaftlichen Besitz befindliche große Einwanderungsbild zu verkaufen. Es wurde für 2.000 Kronen von der Stadt Temeswar angekauft, wahrscheinlich noch vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges. So kam das Bild in den Besitz der Stadt Temeswar und in das Städtische Museum in der Lonovicsgasse. Durch die historischen Ereignisse der Nachkriegszeit (Dreiteilung des Banats) übergeht es schließlich in rumänischen Besitz. Im Jahre 1922 stand das Gemälde in einem Saal des ersten Stockwerkes des Museums (Lonovicsgasse) an die Wand gelehnt, hinter vielem anderem Tand verborgen. Der große Rahmen des Kunstwerks war aus den Fugen gegangen und in drei Teile zerlegt. Staub und Moder ließen die Farben nicht mehr zum Ausdruck kommen. Das für unseren Volkstamm so wertvolle historische Kunstwerk befand sich in einem fortschreitenden Verwitterungszustand. In den anfänglichen 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts findet das große Triptychon einen neuen Besitzer. Es wurde auf dem Tauschwege, für zwei andere Bilder, von dem damals eine zeitlang bestandenen Forschungsinstitut der Deutschen Volksgruppe in Rumänien übernommen und in den Räumen des Scherter-Hauses (Eminescugasse) ausgestellt. Es nahm an der Stirnwand des großen Saales eine überragende Stellung ein. Hier blieb es bis zum Spätsommer des Jahres 1944, als es auf Anweisung nach Blumenthal „evakuiert" wurde, um es vor eventuellen Bombardierungen zu schützen. Zu diesem Zwecke hatte man die drei Teilbilder des Triptychons von den Holzrahmen abgetragen, eingerollt und in Blumenthal im Haus Nr. 62 untergebracht. In der Zeit der einsetzenden Wirren blieb das in Rollen zusammengewickelte Gemälde in Blumenthal. Bei diesen Manipulationen wurden die drei Teile des Gemäldes beschädigt. Nach den Kriegsereignissen wurde das Gemälde dem Temeswarer Museum übergeben. Dort lag es aus „politischen Gründen" gut über ein Jahrzehnt „bestens konserviert" im Keller.
Erst 1967, anlässlich der großen Jäger-Ausstellung, wird es, nach einer fachkundigen Restaurierung im ehemaligen Rittersaal des renovierten und zu einem Museum umgestalteten Hunyadi-Kastells, zeitweilig zu Ehren Stefan Jägers ausgestellt. Im Jahre 1969 wurde es dann schließlich nach Hatzfeld gebracht und fand seinen ständigen Ausstellungsplatz an der Stirnseite im großen Saal der Jäger-Gedenkstätte. Es hing hier bis Ende der 1990er Jahre, als man diese wegen Vernachlässigung des Gebäudes und Nässe der Wände in den Ausstellungsräumen schließen musste. Das Triptychon mit den anderen Bildern kam wieder ins Museum nach Temeswar, wo es zum Teil restauriert und vorerst untergebracht wurde.
Als die Landsmannschaft der Banater Schwaben in Deutschland eine Stefan-Jäger-Ausstellung organisierte, stellte die Kunstabteilung des Banater Museums aus Temeswar der Landsmannschaft als Leihgabe, neben vielen anderen Jäger-Bildern, auch das Triptychon zur Verfügung. Diese Bilder wurden nun in einer repräsentativen Jäger-Wanderausstellung in Ingolstadt, Fürth, Stuttgart, Mainz, Frankenthal u. a. gezeigt. Anlässlich des Heimattages der Banater Schwaben zu Pfingsten 1992 in Ulm wurde das Triptychon hier ausgestellt. Zum Gelingen dieses umfangreichen Unterfangens trugen der damalige geschäftsführende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Peter Krier und der damalige Bundeskulturreferent der Landsmannschaft Walther Konschitzky tatkräftig bei. Nach der Rückkehr der Bilder ins Banater Museum wurde, anlässlich der Festlichkeiten zur Eröffnung des Adam-Müller-Guttenbrunn-Hauses in Temeswar am 4. Mai 1994, das berühmte Triptychon von Stefan Jäger an der Hauptfront der Eingangshalle des Hauses angebracht. Das Gemälde wurde vom Banater Museum als Leihgabe dem Haus zur Verfügung gestellt und befindet sich auch heute noch an diesem Platz. Hier muss wieder die Bemühung des damaligen geschäftsführenden Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft Peter Krier lobend hervorgehoben werden.
Außer den von Stefan Jäger auf Bestellung angefertigten unzähligen Einwanderungsbildern (Kopien, meist in Öl), brachten auch verschiedene Verlage Schwarzweiß- und Farbdrucke heraus. In erster Reihe soll der von Adam Röser herausgebrachte großformatige Farbdruck des Franklinschen Verlages (Budapest) Erwähnung finden. Dieser, für die damalige Zeit gelungene Farbdruck, wurde als „Einwanderung der Schwaben in Südungarn" bekannt und fand in unseren Dörfern einen recht guten Absatz. Auch heute noch schmückt dieser Kunstdruck, meist in einem breiten Zierrahmen eingepasst, die Wohnräume vieler Landsleute.
Der aus dem Verkauf der Papierkopien erzielte Betrag soll angeblich dem geschäftstüchtigen Adam Röser hauptsächlich zugefallen sein, der sich um die Drucklegung des Bildes bemüht hatte. Weitere Drucke kamen später heraus. Abgesehen von den etlichen Abdrucken in Büchern (so z. B. im deutschen Lesebuch für das Lyzeum innerhalb der Banatia aus den 30er Jahren usw.) dürfte die in der Nachkriegszeit vom Pannonia Verlag (BRD) herausgebrachte Reproduktion im Vierfarbendruck, dann eine in Tusche ausgeführte kleinformatige Kartenreproduktion, beide als Ein-Bild, und eventuell die vom „Neuen Weg" (Bukarest) 1975 als Kalenderbeilage sowie die von der Banater Landsmannschaft in Deutschland abgedruckte Farbreproduktion von Bedeutung sein.
Interessanterweise erschienen die Kunstdrucke unter verschiedenen Titeln (Aufschriften), obgleich es doch bekannt ist, dass Jäger seinen Bildern unmissverständlich und einmalig die „Namen" (Titel) selber gesetzt hat. So finden wir unter anderem folgende Bezeichnungen zu den verschiedenen Bildreproduktionen: „Einwanderung der Deutschen in das Banat"; „Die Einwanderung der Donauschwaben"; „Ansiedlung der Donauschwaben"; „Der große Schwabenzug"; „Die Einwanderung der Deutschen in Süd-Ungarn"; „Die Ansiedlung der Schwaben im Banat", nach Stefan Jäger.
Literatur:
- Dold, Stefan: Kurzgefaßte Gelegenheitsbroschüre zur Bildenthüllung in Gyertyámos am 15. Mai 1910. Druck von Anton Heim, Temesvár
- Für die Landsleute ein Zuhause. Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus in Temeswar feierlich eröffnet. Banater Post vom 20. Mai 1994, Titelseite und S. 2
- Gross, Karl-Hans: Stefan Jäger. Maler seiner heimatlichen Gefilde. Aus seinem Leben und Werk. Herausgeber: Oswad Hartmann Verlag, Sersheim und Karl-Hans Gross, Mannheim. 1991
- Dr. Hoffmann, Matz, Arzt in Gertianosch: 1785-1935. Hundertfünfzig Jahre deutsches Gertianosch. Banat-Rumänien. Druck und Verlag der Schwäbischen Verlags-A.-G. Timişoara, 1935
- Jahrbuch des Demokratischen Forums der Deutschen in Temeswar. Herausgegeben von Dr. Annemarie Podlipny-Hehn. Eurobit Verlag Temeswar 2001, S.157-161 und 176,177
- Liebhard, Franz: Der Schwabenmaler Stefan Jäger. In: Menschen und Zeiten. Kriterien Verlag Bukarest, 1970. S. 105-122
- Dr. Pink, Peter, Arzt in Ostern: Stefan Jäger - Ein Banater schwäbischer Kunstmaler. Tiposkript, Ostern, 1962
- Podlipny-Hehn, Annemarie: Stefan Jäger. Kriterion Verlag Bukarest, 1972.V
- Temesvárer Zeitung, 18. Mai 1910: „Festtage in Gyertyámos"
Zur Feier in Gyertyámos
Kommt Nachbar mit, ich fahre heut,
Uf Gyerttyámos zur Festlichkeit;
Es ist jo heut dort Bauretach
Der zeigt was Fleiß un’ Müh’ v’rmach.
Vun alli Seite weit un breet
Aus Báska, Bergsau und der Heed
Es kummt dort z’samm die Baureschaft,
Die zeigt uns ihre Willeskraft.
Ihr siehn dort Stute, Hütschle, Küh
Un Kälwer, Rin’er, Schweine und Federvieh,
Un was die Wertschaft scheen un Nützlichs hat,
’s is aus’gstellt, Ihr könnt Euch schaue satt.
Jo, wann mir wähle sollt, es wär’
Drbei die Wahl em wirklich schwer.
Un des G’werb! Maschine allerlei,
For Säe, Mähe, Dresche aach drbei,
Hei, wann die Ahne käme jetz zurück…
Die noch vor hunnert Johre mit dem Blick
Ganz üwr Sumpf und Wildnis hingeschaut,
Wie alles aus’grod’t is un v’rbaut.
Doch halt! Sie sind im Gesit jo zurückkomm’,
Mir rufe ihne herzlich Willkomm!
Es wird ja heut a scheenes Bild
Von ihrer Ankunft feierlich enthüllt.
Zu schaffe sin se komm her in des Land
Un was die Ahne han b’gonn mit fleiß’ger Hand,
Des han die Enkel treulich weiterg’führt.
„gesegnet sei ihr Staab, dem Ehr gebührt!“
Volksdichter Josef Gabriel d.Ä. aus Mercydorf
Anmerkungen
- ↑ richtig Magdalena Schuller