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Jäger-Gemälde zu neuem Leben erweckt

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Bibliografie
Artikel Nummer: 1247
Autor Name: Michael Vastag
Titel des Artikels : Jäger-Gemälde zu neuem Leben erweckt
Untertitel des Artikels: Restauriertes Porträt des Hutfabrikanten Robert Decker feierlich enthüllt
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Banater Post
Erscheinungsort: München
Jahr: 2019
Jahrgang: 63
Nummer: 17-18
Datum: 15.19.2019
Seite: 6
* [[Michael Vastag]]: [[ART:1247 - Jäger-Gemälde zu neuem Leben erweckt|<i>Jäger-Gemälde zu neuem Leben erweckt</i>. Restauriertes Porträt des Hutfabrikanten Robert Decker feierlich enthüllt]]. Banater Post, München 2019 15.19.2019 (Jg.63 Nr.17-18), S. 6
Feierstunde im Stefan-Jäger-Museum (von links): Hans Jirkowsky, Doina Grecu und Josef Koch Foto: Matthias Kolbus
Das Porträtgemälde des Hatzfelder Hutfabrikanten Robert Deck er vor und nach der Restaurierung Fotos: Angelica Chici


Restauriertes Porträt des Hutfabrikanten Robert Decker feierlich enthüllt

Das Hatzfelder Stefan-Jäger-Museum ist in diesem Sommer um ein weite­res Gemälde des Schwabenmalers reicher geworden. Im Rahmen eines Festaktes und im Beisein zahlreicher Gäste wurde anlässlich der Hatzfel­der Kulturtage (26.-28. Juli) das res­taurierte Porträt des ehemaligen Hut­fabrikanten Robert Decker (1884- 1934) feierlich enthüllt.

Hans Jirkowsky, ehemaliger lang­jähriger Vorsitzender des Demokra­tischen Forums der Deutschen in Hatzfeld, präsentierte zu diesem An­lass Auszüge aus der Geschichte der Hatzfelder Hutfabrikanten-Dynastie Decker, die Irene Decker (1910-2012), die Tochter des Porträtierten, in ihrem 2007 erschienenen autobio­grafischen Roman „Rote Domen" skizziert haue. Die Autorin veröffent­lichte den Roman unter dem Namen ,,lrene van Dekker", da ihre Vorfah­ren aus Holland stammten. Anfang des 19. Jahrhunderts hatten sie sich im Banat niedergelassen und Famili­en gegründet. Die Geschichte der Hutfabrik Decker geht bis ins Jahr 1878 zurück, als der 1853 geborene Rudolf Decker, ein gelernter Hutma­cher, nach seiner Hochzeit mit der Hatzfelder Hutmodistin Johanna Schidek (1849-1935) den Grund­stein der späteren, weit über die Grenzen des Landes hinaus bekann­ten Hutfabrik legte. Das Unterneh­men erlebte in seiner 70-jährigen Existenz Höhen und Tiefen. Nach dem Tod des Fabrikgründers im Jah­re 1922 übernahmen dessen beiden Söhne Franz (1882-1969) und Ro­bert (1884-1934) die Leitung des florierenden Betriebes, der zu Hoch­zeiten mehr als 400 Mitarbeiter be­schäftigte. Robert Decker hatte die Handelsakademie in Budapest absol­viert und war bis zum Tod seines Vaters Verwaltungsdirektor der Hut­fabrik, während sein Bruder Franz als technischer Leiter fungierte. 1928 wandelten die bei den das Unterneh­men in eine Aktiengesellschaft um. Robert Decker heiratete imJahr 1908 Helene Engel aus Großbetschkerek, die ihm zwei Kinder schenkte: Irene (geb. 1910) und Franz (geb. 1915). Letzterer ist 1941 an der Ostfront ge­fallen. lm Jahr 1948 fiel die De­cker'sche Hutfabrik der Verstaatlichungswelle zum Opfer. Zunächst wurde sie mit der 1915 ebenfalls in Hatzfeld gegründeten „Union-Hut­barik" unter dem Namen „Hutfabrik Matthias Schmidt" zusammengelegt, um 1956 der Temeswarer Hutfabrik "Paltim" einverleibt zu werden.

Das von Stefan Jäger 1932 gemalte Porträt des Hutfabrikbesitzers Robert Decker mit den Maßen 78 x 70 Zen­timeter (mit Rahmen 105 x 85 Zenti­meter), das viele Jahrzehnte hin­durch unter schlechten Bedingungen gelagert war, hatte Doina Grecu aus Temeswar, eine Freundin der De­cker-Familie, dem Museum zur Ver­fügung gestellt. Das Gemälde war zur Aufbewahrung bei ihr unterge­stellt worden, als Jrene Decker 1972 mit ihrer Familie in die Bundesrepu­blik Deutschland ausreisen konnte. Im Oktober 2018 sprach Doina Gre­cu im Hatzfelder Rathaus vor, um das Gemälde dem Stefan-Jäger-Mu­seum zu spenden. Angelica Chici, Kuratorin der Jä­ger-Gedenkstätte, eine ausgebildete Restauratorin und Mitglied im Ver­band der Bildenden Künstler, war vom Zustand des Ölbildes regelrecht schockiert: ,,Die Leinwand hatte am Kopf und anderen Stellen größere Risse, wies viele Wasserschäden auf, während mehrere Stuckleisten des einst vergoldeten Barockrahmens über die Jahrzehnte schon abgebrö­ckelt oder verblasst waren. Ich sah in dem Porträt einen schwer verwunde­ten Soldaten, der sich schon längst in Lebensgefahr befand und den ich dringend noch in letzter Minute ret­ten musste. Nachdem ich seitens der Stadtverwaltung, die sich bereit er­klärt hatte, für die aufwändigen Res­taurierungskosten aufzukommen, grünes Licht erhielt, machte ich mich sofort an die Rettungsaktion des Öl­gemäldes".

Seit 2015 leitet Angelica Chici als Verantwortliche das Stefan-Jäger­Museum in Hatzfeld. Sie hatte bis dahin bereits jahrelange Erfahrung im Bereich der Restaurierung und Konservierung von Malereien gesam­melt und sich auch mit eigenen Kunstwerken an zahlreichen Aus­stellungen beteiligt. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Vasile Chici hat sie sich zwischen 1991 und 2014 auch mit der Neuanschaffung und Restau­rierung zahlreicher religiöser Bilder und Skulpturen für verschiedene Sakralbauten befasst.

Dank monatelanger und oft recht schwieriger Arbeit bei der Restaurie­rung des Porträts von Robert Decker ist es dem Künstlerehepaar Chici jetzt vorzüglich gelungen, das Ge­mälde zu neuem Leben zu erwecken. Angelica Chici restaurierte das be­schädigte Ölbild, während ihr Ehe­mann die fehlenden Stuckleisten er­setzte und den Bilderrahmen wieder auf Hochglanz brachte. Mit dem Bildnis von Roben De­cker, einem Pionier der Banater Hut­industrie, in dessen modernen Werk­hallen über viele Jahrzehnte zahlrei­che Bewohner aus Hatzfeld und Um­land ihren Lebensunterhalt sichern konnten, ist gleichzeilig auch die lndustrialisierungsgeschichte von Hatzfeld wieder um ein Zeugnis rei­cher geworden.

Über das zu neuem Leben erweck­te Jäger-Bild, das nun der Öffentlich­keit zur Verfügung gestellt werden konnte, freute sich nicht nur dessen Spenderin Doina Grecu -sie betreut auch die Grabstätte der Familie De­cker in Hatzfeld und war als Gast zur feierlichen Übergabe des Gemältles ins Stefan-Jäger-Museum eingeladen -, sondern in erster Linie die betagte Liana-Maria Schöler (Jahrgang 1936). Die Enkelin von Robert Decker, die im über 1000 Kilometer entfernten Bad Herrenalb in Deutschland behei­matet ist, erklärte: "Ich bin sicher, dass meine Mutti Irene, die im hohen Alter von 102 Jahren verstorben ist, besonders stolz wäre, wenn sie das Bildnis ihres Vaters im Museum sei­nes Geburtsortes noch sehen könn­te". Michael Vastag

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