Ein Jäger-Gemälde mit traurigem Hintergrund
Bibliografie | |
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Artikel Nummer: | 1269 |
Autor Name: | Michael Vastag |
Titel des Artikels : | Ein Jäger-Gemälde mit traurigem Hintergrund |
Titel der Publikation: | Heimatblatt Hatzfeld |
Herausgeber: | HOG Hatzfeld |
Jahr: | 2020 |
Ausgabe: | 27 |
Seite: | 96-97 |
Seiten: | 180 |
* [[Michael Vastag]]: [[ART:1269 - Ein Jäger-Gemälde mit traurigem Hintergrund|<i>Ein Jäger-Gemälde mit traurigem Hintergrund</i>]]. Heimatblatt Hatzfeld. HOG Hatzfeld 2020 |
Zahlreiche Gemälde die sich heute in Privatbesitz befinden, oder in verschiedenen Museen der Welt bewundert werden können, haben neben ihrer Entstehungsgeschichte, von der Malstaffel des Künstlers bis zu ihrem Ausstellungsort, oft einen langen und abenteuerlichen Weg beschrieben. Bei unserem vorgestellten Bild handelt es sich um ein Ölgemälde, das die Hatzfelder Bauernfamilie Johann Bandenburg (1880-1952) und seine Ehefrau Susanna- Gertrud (1885-1952) von unserem Heimatmaler Stefan Jäger (1877-1962) im Jahre 1923 anfertigen ließ. Das Ölbild mit einer beachtlichen Größe von 1,50 x 1 Meter entstand nach einer fotografischen Vorlage, auf der ursprünglich drei junge Männer abgelichtet waren. Einer davon war Johann Bandenburg, Sohn der Familie, der im jungen Alter von 17 Jahren (geb.1905) auf tragische Weise verstorben war. Aus ungeklärten Gründen wurde er von den Hufen eines der Pferde während einer Schlittenfahrt so schwer verletzt, das für ihn jede Hilfe zu spät kam. Erfüllt von ihren bis dahin einzigen Sohn ließen die Eltern das Gemälde anfertigen. In ihrem recht großen Bauernhaus, der damaligen König Ferdinand –Straße, (heute Tudor Vladimirescu-Str.). fand das Gemälde Jahre lang einen ehrwürdigen Platz. Der Wunsch nach einem zweiten Kind ging erst 1927 in Erfüllung, als Tochter Susanne geboren wurde, und durch die Räumlichkeiten des Bauernhauses mit seinem großen Hof und den Nebengebäuden wieder Kinderlachen ertönte. „Als die Sowjetarmee auf ihrem Siegeszug im Herbst 1944 auch in Hatzfeld einzog, gab es kaum ein Haus, einen Weinkeller oder eine Vorratskammer die nicht geplündert wurden. Beim Betreten des Bandenburghauses und den Blick auf das auffallend große Gemälde, zog einer der Rotarmisen einfach seinen Revolver und schoss auf das Bild. Heute noch sind die Spuren der Zerstörung sichtbar;“-erzählt Sepp Strunk, Besitzer des Gemäldes.
Der nächste Schicksalsschlag ließ nicht lange auf sich warten. Nach Ende des zweiten Weltkrieges wurde im Zuge der Enteignungswelle auch das Wohnhaus der Familie Bandenburg verstaatlicht, um hier die Verwaltung und Garagen der neugegründeten LPG „I.V.Mitschurin“ unter zu bringen. Nach mehreren Umzügen mit den Eltern während den Nachkriegsjahren in Hatzfelds, ließ sich Susanna-Gertrud Bandenburg, -seit 1947 mit Josef Strunk verheiratet -, und ihrer Familie 1958 in der Leninstraße, in einem, zur Bandenburgfamilie gehörenden Haus, nieder. Im Umzugsgepäck befand sich stets das große, und recht schwere Jägergemälde des jung verstorbenen Bauernsohns. Als Josef Strunk (1926-1979) mit seiner Ehefrau Susanna (1927-2014) und seinen Kindern Sepp, Waltraut und Helga im Jahre 1978 nach Deutschland auswandern konnte, durften sie das Jägergemälde nicht mitnehmen. Erst nach dem politischen Umsturz brachte Ilona Strunk, Ehefrau von Sepp, und ihre Tochter Sabine das Gemälde, ohne Rahmen und zusammengerollt, Anfang 90-er Jahre in ihr neues Zuhause nach Mutterstadt in der Pfalz. „Wegen seiner Größe konnten wir das Gemälde unseres Onkels Johann, den leider keiner unserer Familien Strunk gekannt hatte, nur im Treppenhaus unseres neuen Wohnsitzes anbringen. Vorher aber brachte unsere Tochter Sabine das Gemälde in eine Werkstatt, wo es restauriert wurde und einen neuen Rahmen erhielt. Wochenlang war das Gemälde wegen seiner imposanten Größe im Schaufenster des Ladens ausgestellt, wo es von vielen Passanten bewundert werden“ ,- erinnerte sich Sepp Strunk, der Vater von Sabine. Und weil Sabine großen Wert auf ihre Familiengeschichte legt, und selbst ein gutes Händchen für Kunstarbeiten hat, wird das Jäger-Gemälde ihres, vor fast 100 Jahren verstorbenen Onkels, eines Tages auch in ihrer Wohnung einen Ehrenplatz erhalten.
Michael Vastag