Die Flexibilität der Grenze und die Rekonstruktion von Identitäten am Beispiel des Banats (Rumänien)
Bibliografie | |
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Artikel Nummer: | 1169 |
Autor Name: | Smaranda Vultur |
Titel des Artikels : | Die Flexibilität der Grenze und die Rekonstruktion von Identitäten am Beispiel des Banats (Rumänien) |
Publikation: | Sammelband |
Titel der Publikation: | Identität und Imaginationen der Bevölkerung in Grenzräumen |
Untertitel der Publikation: | Ostmittel- und Südosteuropa im Spannungsfeld von Regionalismus, Zentralismus, europäischem Integrationsprozess und Globalisierung |
Reihe: | RNE 64 |
Herausgeber: | Wilfried Heller |
Verlag: | LIT Verlag |
Erscheinungsort: | Münster |
Jahr: | 2011 |
Seite: | 186-187 |
* [[Smaranda Vultur]]: [[ART:1169 - Flexibilität der Grenze|<i>Die Flexibilität der Grenze und die Rekonstruktion von Identitäten am Beispiel des Banats (Rumänien)</i>]]. Identität und Imaginationen der Bevölkerung in Grenzräumen. Wilfried Heller. LIT Verlag, Münster 2011 |
In Jimbolia (Hatzfeld) ist die lokale Identität wichtiger als die ethnische oder nationale, obwohl es hier mindestens drei Museen gibt, in denen die deutsche Identität dargestellt wird: die Petre Stoica-Stiftung, das Diehl-Haus und insbesondere das Stefan Jäger-Museum.
Stefan Jäger war ein bekannter Maler der Banater Schwaben. Er schuf einen Flügelaltar, mit dem die habsburgische Kolonisation des Banats dargestellt wird. Es ist eine bildliche Darstellung, die für das kollektive Gedächtnis der Banater Schwaben eine zentrale Rolle einnimmt. Der Altar zeigt die zivilisatorische Rolle des Deutschen, und zwar die Rolle „des guten Kolonisators“. Diese Vorstellung existierte als Gedächtnismodell bei ausgewanderten Banater Schwaben immer noch, z. B. auch bei denjenigen, die gleich nach dem Zweiten Weltkrieg nach Frankreich migrierten. Diese wurden von Frankreich aufgenommen, als Robert Schumann dort Außenminister war. Die Untersuchung der Verfasserin (VULTUR 2003) bezieht sich auf diejenigen Deutschen aus dem rumänischen und jugoslawischen Banat, die sich zu Anfang der 1950er Jahre in La Roque sur Pernes (im Süden Frankreichs, 26 km von Avignon entfernt) niederließen. Diese nennen sich auch heute noch – etwa 50 Jahre nach der Ansiedlung – nicht Franzosen, sondern naturalisierte Franzosen. Die Älteren von ihnen sprechen noch die schwäbische Mundart. Sie nehmen an allen Festen und Erinnerungsveranstaltungen teil, die in Verbindung mit ihrer „Heimat“ Deutschland stattfinden. Ihr Gedächtnisdiskurs gleicht jenem der deutschen Staatsbürger, die aus dem Banat stammen. Dies lässt sich durch den dreiflügeligen Altar in La Roque sur Pernes zeigen, der als Reaktion auf den oben genannten dreiflügeligen Altar von Stefan Jäger in den 1960er Jahren angefertigt wurde. Der Altar in La Roque sur Pernes beschreibt das, was vom dortigen Bürgermeisteramt als „Odyssee der Banater“ in einem Werbeblatt beschrieben wird. Dabei ist die Rede von der umgekehrten Auswanderung aus dem Osten in den Westen. In den Zeitungen werden diese Banater gelobt im Sinne des Bildes der „guten Kolonisatoren“, weil sie Blumen im sandigen Boden zum Blühen gebracht hätten. Es gibt jedoch auch andere Äußerungen in der Bevölkerung von La Roque sur Pernes: Eine der Befragte, Margareta Benz, sagte der Verfasserin der vorliegenden Arbeit, dass sie sich als Französin rumänischer Abstammung fühle, weil ihr Geburtsort Becicherecul Mic (Kleinbetschkerek) im rumänischen Banat liege.