1785-1985 Gertianosch
Bibliografie | |
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Artikel Nummer: | 0299 |
Autor Name: | Michael Mettler, Rektor i. R. , u. a. Mitarbeiter |
Titel des Artikels : | Die Ausstellung 1910 |
Publikation: | Buch |
Titel der Publikation: | 1785-1985 Gertianosch |
Untertitel der Publikation: | Wie es einmal war |
Herausgeber: | Heimatortsgemeinschaft Gertianosch |
Druckerei: | Merkle-Druck |
Erscheinungsort: | Donauwörth |
Jahr: | 1985 |
Seite: | 74-75 |
* [[Michael Mettler, Rektor i. R.]], [[u. a. Mitarbeiter]]: [[ART:0299 - 1785 – 1985 Gertianosch Wie es einmal war|<i>Die Ausstellung 1910</i>]]. 1785-1985 Gertianosch. Heimatortsgemeinschaft Gertianosch, Donauwörth 1985 |
Die Ausstellung 1910
Ein großes Ereignis für die ganze Umgebung war die zu Pfingsten des Jahres 1910 veranstaltete Landwirtschafts- und Gewerbeausstellung in Gertianosch. Der eigentliche Veranstalter war der Südungarische Bauernverein. Die Gertianoscher Ortsgruppe dieses Vereins leistete vorbildliche Arbeit im Zusammenwirken mit dem Handels- und Gewerbeverein. Zur Ausstellung gelangten landwirtschaftliche Produkte, Vieh und Handarbeiten der Bauersfrauen. Die Gewerbetreibenden stellten ihre Meisterwerke aus und errangen großes Ansehen. Viele wurden mit Ehrenurkunden ausgezeichnet, die von den Meistern in hohen Ehren gehalten wurden. Es war eine Leistungsschau, die nicht nur ganz Gertianosch auf die Beine brachte, sondern auch noch Tausende von Gästen in unsere Gemeinde lockte. Bei dieser Gelegenheit feierte die Ortsgruppe des Bauernvereins ihre Fahnenweihe. Die Fahne war von Frau (Nikolaus) Röser gestiftet worden. Gleichzeitig fand auch die Fahnenweihe des Handels- und Gewerbevereins statt.
War die Ausstellung für die Gemeinde ein selten schönes Fest, so bekam dieses noch eine besondere Note durch ein würdiges Ereignis, das sich während dieser Ausstellung in Gertianosch zutrug. Für das ganze Banat war dieses Ereignis von weittragender Bedeutung. Hier fand die Enthüllung des Gemäldes „Die Einwanderung der Schwaben in das Banat“ statt. Der Maler Stefan Jäger schuf auf Anregung von Jakob Knopf das dreiteilige Gemälde. Sein eifriger Förderer war in diesen Tagen Adam Röser. Er stellte dem Maler in seinem Hause einen Raum zur Verfügung, in dem dann auch das Werk entstand. Stefan Jäger lebte damals in unserer Nachbargemeinde Tschene. Er konnte mit der Unterstützung beider Gemeinden Trachtenstudien in Deutschland betreiben. Zunächst entstand ein Gemälde in kleinen Ausmaßen. Adam Röser aber verlangte ein Gemälde in größeren Ausmaßen. Jäger musste also ein neues Werk schaffen. Es wurde das heute bekannte Einwanderungsbild. Zur Einweihung war auch ein Minister der Ungarischen Regierung erwartet worden (Appony). Er kam aber nicht, weil die 48er Partei in Gertianosch sehr stark war. Es wurde sogar den Behörden verboten, in amtlicher Eigenschaft an der Enthüllungsfeier des Bildes und an der Ausstellung teilzunehmen. So hatte die politische Leidenschaft auch an diesem Fest die Hand im Spiel. Der Abgeordnete Julius Hody wohnte der Feierlichkeiten bei. Die Enthüllungsrede hielt der damalige Abt-Domherr Franz Blaskowitsch, der in der Bauernbewegung unserer Heimat eine große Rolle spielte. Das Original des Bildes befindet sich im Museum von Temeschwar. Es ist sechs Meterlang und zwei Meter hoch. Seine drei Teile stellen die Wanderung, die Rast und die Ankunft von Siedlern an den im Bau befindlichen Häusern dar. Wir dürfen stolz darauf sein, dass das in weiten Kreisen bekannte Gemälde in unserer Gemeinde seinen Ursprung nahm und auch in Gertianosch gemalt und enthüllt wurde.