Wo gibt es noch eine Stefan-Jäger-Straße?
Bibliografie | |
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Artikel Nummer: | 0338 |
Autor Name: | Anton Scherer |
Titel des Artikels : | Wo gibt es noch eine Stefan-Jäger-Straße? |
Untertitel des Artikels: | 5. Bericht der zentralen Erfassungsaktion |
Publikation: | Zeitung |
Titel der Publikation: | Der Donauschwabe |
Erscheinungsort: | Aalen |
Jahrgang: | 38 |
Datum: | 22.05.1988 |
* [[Anton Scherer]]: [[ART:0338 - Wo gibt es noch eine Stefan-Jäger-Straße?|<i>Wo gibt es noch eine Stefan-Jäger-Straße?</i>. 5. Bericht der zentralen Erfassungsaktion]]. Der Donauschwabe, Aalen 22.05.1988 (Jg.38), |
5. Bericht der zentralen Erfassungsaktion von Prof. Dr. Anton Scherer, Graz
Dank der regen Mitarbeit unserer Leser konnten wir im 4. Bericht Belege aus 78 Städten und kleineren Gemeinden mitteilen. Trotzdem können wir mit dem bisherigen Ergebnis nicht zufrieden sein. So haben wir keine genaue Kenntnis von der Existenz von Gedenktafeln und Straßennamen aus Ulm und Umgebung, wenig Nachrichten aus der Pfalz und dem Saarland, und es ist auch nicht wahrscheinlich, daß sich im Württembergischen nicht mehr donauschwäbische Spuren feststellen ließen. In manchen Städten dürfte auch nicht viel zu entdecken sein. Es gibt keine Stadt der Welt, die so sehr mit dem Schicksal der Donauschwaben verbunden ist wie Wien. Und trotzdem war es bisher nicht gelungen, in dieser großen Stadt, in der viele Donauschwaben eine zweite Heimat gefunden haben, eine Straße nach den Donauschwaben zu benennen. Offen gesagt, es wurde in den Jahren der regen Bautätigkeit, der Schaffung neuer Siedlungen, einfach versäumt, entsprechende Anträge zu stellen, und heute ist es vielleicht zu spät.
Der volkstümlichste aller donauschwäbischen Maler, Stefan Jäger, aus Hatzfeld im Banat, von vielen nur für das Banat beansprucht, beklagte sich, daß ihm zu Lebzeiten keine einzige Ausstellung in Rumänien gewidmet worden sei. Das geht auch aus seinen handschriftlichen Aufzeichnungen hervor, deren Kopien teilweise in unserem Besitz sind. Wohl wurde er aber vom Schwäbisch-Deutschen-Kulturbund in Jugoslawien seinerzeit mit mindestens einer Ausstellung geehrt. Er wollte sich nicht nur als Maler der Banater Schwaben verstanden wissen, sondern als der Maler aller Schwaben in Südosteuropa.
Nun schickte mir Lm. Christoph Rally eine Kopie der öffentlichen Gemeinderatssitzung vom 4. Oktober 1971, in welcher der Gemeinderat der Industriestadt Kapfenberg in der Obersteiermark in offener Abstimmung beschieß, aus verwaltungstechnischen und organisatorischen Gründen eine der Parallelstraßen in der „Schimmelhofsiedlung" in „Stephan-Jäger-Straße" umzubenennen.
Auf meine Anfrage teilte Lm. Rally freundlicherweise mit, daß die Anregung zur Straßenbenennung nach dem aus dem Banat stammenden Maler Stefan Jäger von Dr. Johann Hemer stammt. Er war von 1955 bis 1975 Gemeinderat und Stadtrat in Kapfenberg, war eine Zeitlang bei den verstaatlichten „Böhler-Werken" im Rechtsbüro, dann Personalchef der Angestellten. Dr. Hemer stammt aus Batsch-Sentiwan in der Batschka. Wo wir solche Männer in entsprechenden Positionen hatten, die sich auch dafür einsetzten, war es natürlich leichter, Straßen nach den Donauschwaben oder donauschwäbischen Persönlichkeiten zu benennen. Lm. Rally ist Bezirksobmann der Donauschwaben in Kapfenberg.
Es würde unsere Öffentlichkeit sicherlich interessieren, ob es sonstwo auf der Welt noch eine Stefan-Jäger-Straße gibt, also nach dem Manne, der u. a. das bekannte aus drei Teilen bestehende Einwanderungsbild geschaffen hat. In Hatzfeld, wo ein Stefan-Jäger-Museum besteht, wurde auch ein Peter-Jung-Gedenkstein errichtet. Ein Foto fehlt uns ebenso wie von der Nikolaus-Schmidt-Büste von Valeriu Brudascu, die im Rahmen einer Schmidt-Gedenkfeier laut „Neuer Banater Zeitung", 28.9.1974, S. 1, und 14. 11. 1974, S. 3, in Arad enthüllt wurde. Peter Jung war Dichter, Lyriker, Nikolaus Schmidt der bedeutendste Arbeiterdichter der Donauschwaben, geb. 1874 in Siegmundshausen, heute ein Stadtteil von Arad, gest. 1930 in Budapest. Die Versuche, in ihm einen kommunistischen Schriftsteller zu sehen, wurden selbst in Rumänien aufgegeben. Nach dem 1. Weltkrieg wandte sich Schmidt ab vom Klassenkampf und wurde Gottsucher. Er plante ein großes Werk, eine „Legende der Erde", bestehend aus drei Teilen „Die Schöpfung", „Der Mensch in Not" und „Satanas". Der „Satanas" wurde in nur 120 Exemplaren von opfermütigen Gönnern gedruckt. Ein Exemplar befindet sich in meinem Besitz. Näheres über dieses Werk siehe mein Nachwort zu der von mir herausgegebenen Anthologie „Die nicht sterben wollten. Donauschwäbische Literatur von Lenau bis zur Gegenwart". (S. 243-244) 1. Aufl.: Freilassing: Pannonia-Verl., 2. Aufl. Graz: Selbstverlag des Verfassers.
Laut „Neuer Banater Zeitung" vom 7. 8. 1974, S. 1, schuf Bela Szakáts eine neue Banater Lenau-Büste. Auch von ihr besitzen wir keine Aufnahme.
In Herend in West-Ungam, der weltberühmten Porzellanmanufaktur, von Deutschen gegründet, wurde mit einem Lenau-Kopf die angeblich größte Porzellanfigur der Welt geschaffen. Der Künstler ist Jenő (Eugen) Hanzely (Hanseli?). Die Büste, eine Spende der ungarischen Delegation zur Tagung der Intern. Lenau-Gesellschaft, wurde am 23. September 1974 im Lenau-Hof in der niederösterreichischen Stadt Stockerau in Vertretung des damaligen Bundeskanzlers Dr. Kreisky vom damaligen Unterrichtsminister Dr. Sinowatz enthüllt. Auch in Wieselburg/Ungarisch-Altenburg (Mosonmagyarövär) wurde am 28. August 1978 im Rahmen eines Festaktes eine Lenau-Büste enthüllt, ein Geschenk der Landwirtschaftlichen Hochschulen in Keszhely (am Plattensee) und in Mosonmagyarövär.
Es liegt bereits Material für einen 6., 7. und 8. Bericht vor. Trotzdem ergeht an alle Wissensträger die Bitte, weitere Informationen und Fotos einzuschicken.
(Mitteilungen des Donauschwäbischen Bibliographischen Archivs, A 8044 Graz-Mariatrost, Waldhofweg 6, Österreich. Folge: 424.)