Eine Kerze, die an zwei Enden brennt
Bibliografie | |
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Artikel Nummer: | 0767 |
Autor Name: | Franz Quint |
Titel des Artikels : | "Eine Kerze, die an zwei Enden brennt" |
Untertitel des Artikels: | Zum Tode von Inge Pink |
Publikation: | Heimatblatt |
Titel der Publikation: | Heimatblatt Hatzfeld |
Herausgeber: | HOG Hatzfeld |
Jahr: | 2006 |
Ausgabe: | 13 |
Seite: | 168-169 |
* [[Franz Quint]]: [[ART:0767 - Eine Kerze, die an zwei Enden brennt|<i>"Eine Kerze, die an zwei Enden brennt"</i>. Zum Tode von Inge Pink]]. Heimatblatt Hatzfeld. HOG Hatzfeld 2006 |
Zum Tode von Inge Pink
Als Inge Pink im Mai 2005 beim Hatzfelder Heimattag in Großkötz die Ehrenurkunde der HOG in Empfang nahm, konnte noch niemand ahnen, dass eine schwere Krankheit in ihrem Körper schlummert, gegen die sie nach zähem Kampf schließlich am 6.Februar 2006 unterliegen wird. Dabei hatte sie von Kindeszeiten an gelernt, sich durchzubeißen und für die Verwirklichung ihrer Ziele zu kämpfen.
Geboren wurde Inge Pink am 10. März 1936 in unserer Nachbargemeinde Ostern als Tochter des auch in Hatzfeld sehr bekannten Arztes, Freundes und Förderers Stefan Jägers, Dr. Peter Pink und dessen Ehefrau Anna. Die ersten Kindheitsjahre in der im Banat ruhigen Vorkriegszeit verbrachte sie zu Hause in Ostern, wo sie auch die erste Volksschulklasse besuchte. Ab der zweiten Klasse wechselte sie an die größere Schule nach Gottlob und konnte dort bei den Großeltern wohnen. Mit dem Ende des Krieges war es zunächst auch mit dem Unterricht in der Muttersprache vorbei, so dass sie die Klassen drei bis sieben in rumänischer Unterrichtssprache absolvierte.
Der Wunsch, Lehrerin zu werden, reifte früh und so schrieb sie sich vierzehnjährig in die Deutsche Pädagogische Lehrerbildungsanstalt in Temeswar ein. Nach ihrem Abschluss 1954 kam Frau Pink als junge Grundschullehrerin nach Hatzfeld, wo sie allerdings aufgrund einer Empfehlung für Mathematik sogleich für den Mathematik und Physikunterricht in den Klassen 5 - 7 eingesetzt wurde. Ab dem Jahr 1962 studierte sie Mathematik am Dreijährigen Pädagogischen Institut in Temeswar und wirkte bis zu ihrer Ausreise im Jahr 1978 fast 24 Jahre als Mathematik- und Physiklehrerin an der Hatzfelder Allgemeinschule.
In Deutschland angekommen, fand Frau Pink sofort eine Anstellung als Mathematiklehrerin an der Hauptschule Illertissen, der sie bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1996 treu blieb. Als Zusatzfach studierte sie parallel zu ihrer Berufstätigkeit Theologie und erhielt 1982 vom Augsburger Bischof die Missio Canonica, d.h. die Lehrbefugnis für den katholischen Religionsunterricht.
Als Ausgleich zum anstrengenden Schulalltag betätigte sie sich handwerklich und künstlerisch. Sie übernahm selbst den Innenausbau ihres neuen Eigenheims und begann mit der Hinterglasmalerei. Ihre Werke, aber auch Anleitungen zum Malen und Gestalten von kleinen Geschenken in Ritz- und Strukturtechnik veröffentlichte sie in dem 1991 im Englisch-Verlag Wiesbaden erschienenen, reich bebilderten Band „Schmuck und Geschenke in Hinterglasmalerei“. Die Malerei avancierte recht bald von der Freizeitbeschäftigung zur Berufung und so entschloss Frau Pink sich, das Kunststudium an der Neuen Kunstschule in Zürich in der Schweiz zu beginnen, welches sie 1998 erfolgreich abschließt.
Ihre Gemälde in Öl, Aquarell und Acryl verarbeiten Landschaftseindrücke von ihren Reisen oder aus den Illerauen, sie stellen Blumenmotive dar oder widmen sich der Moderne, wo vor allem der Einfluss von Kandinsky sichtbar wird. In den letzten Jahren wendet sie sich einer besonderen Spachteltechnik zu, die sie in Zusammenarbeit mit dem Ulmer Künstler Vasile Bedreaga übt. Ihr umfangreiches Werk ist in vielen lokalen und regionalen Ausstellungen vertreten, aber auch international wie z.B. in der Tschechischen Republik oder in Rumänien finden ihre Gemälde Beachtung. Seit 2001 stellte Inge Pink auch regelmäßig auf den Hatzfelder Heimattagen in Neu-Ulm/Pfuhl und Großkötz aus.
Die enge Beziehung der Familie Pink zu Stefan Jäger findet ihren Niederschlag in mehreren Gemälden von Inge Pink nach Motiven des Altmeisters. Hervorzuheben ist dabei die Kopie eines wenig bekannten Triptychons, das Stefan Jäger nach längerem Zögern im Auftrag der Familie 1947 malte. Als Gegenstück zum weit bekannten Einwanderungsbild wird der Beginn des Niedergangs der banatschwäbischen Welt in den Motiven „Die Flucht“, „Die Deportation“ und „Der Einzug der Kolonisten in ein schwäbisches Dorf“ dargestellt. Frau Pink stellte ihr Triptychon auf ihrer letzten großen
Ausstellung zum Hatzfelder Heimattag 2005 erstmals ihren Landsleuten vor und erntete viel Aufmerksamkeit.
Im Jahrgangsbuch der Absolventen der Pädagogischen Lehrerbildungsanstalt vergleicht ein Kollege Inge Pink mit einer Kerze, die an beiden Enden brennt. Leider ist dieses Kerze allzu früh erloschen. Doch durch ihre jahrzehntelange Bildungsarbeit in Hatzfeld, durch ihre künstlerische Tätigkeit und auch durch das von ihr gemalte Wappen, das an jedem Treffen uns an unser Hatzfeld erinnert, wird sie weiterhin gegenwärtig sein.