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Jäger-Gemälde zu neuem Leben erweckt

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Bibliografie
Artikel Nummer: 1267
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Autor Name: Michael Vastag
Titel des Artikels : Jäger-Gemälde zu neuem Leben erweckt
Untertitel des Artikels: Restauriertes Porträt des Hutfabrikanten Robert Decker feierlich enthüllt
Titel der Publikation: Heimatblatt Hatzfeld
Herausgeber: HOG Hatzfeld
Jahr: 2020
Ausgabe: 27
Seite: 94-96
Seiten: 180
* [[Michael Vastag]]: [[ART:1268 - Jäger-Gemälde zu neuem Leben erweckt|<i>Jäger-Gemälde zu neuem Leben erweckt</i>. Restauriertes Porträt des Hutfabrikanten Robert Decker feierlich enthüllt]]. Heimatblatt Hatzfeld. HOG Hatzfeld 2020

Restauriertes Porträt des Hutfabrikanten Robert Decker feierlich enthüllt

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Das Hatzfelder Stefan-Jäger-Museum ist in diesem Sommer um ein weiteres Gemälde des Schwabenmalers reicher geworden. Im Rahmen eines Festaktes und im Beisein zahlreicher Gäste wurde anlässlich der Hatzfelder Kulturtage (26.-28. Juli) das restaurierte Porträt des ehemaligen Hutfabrikanten Robert Decker (1884-1934) feierlich enthüllt. Hans Jirkowsky, ehemaliger langjähriger Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Hatzfeld, präsentierte zu diesem Anlass Auszüge aus der Geschichte der Hatzfelder Hutfabrikanten-Dynastie Decker, die Irene Decker (1910-2012), die Tochter des Porträtierten, in ihrem 2007 erschienenen autobiografischen Roman „Rote Dornen“ skizziert hatte. Die Autorin veröffentlichte den Roman unter dem Namen „Irene van Dekker“, da ihre Vorfahren aus Holland stammten. Anfang des 19. Jahrhunderts hatten sie sich im Banat niedergelassen und Familien gegründet. Die Geschichte der Hutfabrik Decker geht bis ins Jahr 1878 zurück, als der 1853 geborene Rudolf Decker, ein gelernter Hutmacher, nach seiner Hochzeit mit der Hatzfelder Hutmodistin Johanna Schidek (1849-1935) den Grundstein der späteren, weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannten Hutfabrik legte. Das Unternehmen erlebte in seiner 70-jährigen Existenz Höhen und Tiefen. Nach dem Tod des Fabrikgründers im Jahre 1922 übernahmen dessen beiden Söhne Franz (1882-1969) und Robert (1884- 1934) die Leitung des florierenden Betriebes, der zu Hochzeiten mehr als 400 Mitarbeiter beschäftigte.

Robert Decker hatte die Handelsakademie in Budapest absolviert und war bis zum Tod seines Vaters Verwaltungsdirektor der Hutfabrik, während sein Bruder Franz als technischer Leiter fungierte. 1928 wandelten die beiden das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um. Robert Decker heiratete im Jahr 1908 Helene Engel aus Großbetschkerek, die ihm zwei Kinder schenkte: Irene (geb. 1910) und Franz (geb. 1915). Letzterer ist 1941 an der Ostfront gefallen. Im Jahr 1948 fiel die Decker’sche Hutfabrik der Verstaatlichungswelle zum Opfer. Zunächst wurde sie mit der 1915 ebenfalls in Hatzfeld gegründeten „Union-Hutbarik“ unter dem Namen „Hutfabrik Matthias Schmidt“ zusammengelegt, um 1956 der Temeswarer Hutfabrik „Paltim“ einverleibt zu werden.

Das von Stefan Jäger 1932 gemalte Porträt des Hutfabrikbesitzers Robert Decker mit den Maßen 78 x 70 Zentimeter (mit Rahmen 105 x 85 Zentimeter), das viele Jahrzehnte hindurch unter schlechten Bedingungen gelagert war, hatte Doina Grecu aus Temeswar, eine Freundin der Decker-Familie, dem Museum zur Verfügung gestellt. Das Gemälde war zur Aufbewahrung bei ihr untergestellt worden, als Irene Decker 1972 mit ihrer Familie in die Bundesrepublik Deutschland ausreisen konnte.

Im Oktober 2018 sprach Doina Grecu im Hatzfelder Rathaus vor, um das Gemälde dem Stefan-Jäger-Museum zu spenden. Angelica Chici, Kuratorin der Jäger-Gedenkstätte, eine ausgebildete Restauratorin und Mitglied im Verband der Bildenden Künstler, war vom Zustand des Ölbildes regelrecht schockiert: „Die Leinwand hatte am Kopf und anderen Stellen größere Risse, wies viele Wasserschäden auf, während mehrere Stuckleisten des einst vergoldeten Barockrahmens über die Jahrzehnte schon abgebröckelt oder verblasst waren. Ich sah in dem Porträt einen schwer verwundeten Soldaten, der sich schon längst in Lebensgefahr befand und den ich dringend noch in letzter Minute retten musste. Nachdem ich seitens der Stadtverwaltung, die sich bereit erklärt hatte, für die aufwändigen Restaurierungskosten aufzukommen, grünes Licht erhielt, machte ich mich sofort an die Rettungsaktion des Ölgemäldes“. Seit 2015 leitet Angelica Chici als Verantwortliche das Stefan-Jäger-Museum in Hatzfeld. Sie hatte bis dahin bereits jahrelange Erfahrung im Bereich der Restaurierung und Konservierung von Malereien gesammelt und sich auch mit eigenen Kunstwerken an zahlreichen Ausstellungen beteiligt. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Vasile Chici hat sie sich zwischen 1991 und 2014 auch mit der Neuanschaffung und Restaurierung zahlreicher religiöser Bilder und Skulpturen für verschiedene Sakralbauten befasst. Kurz vor Jahresende 2019 ist Kuratorin Angelica Chci in den wohlverdienten Ruhestand getreten.

Dank monatelanger und oft recht schwieriger Arbeit bei der Restaurierung des Porträts von Robert Decker ist es dem Künstlerehepaar Chici jetzt vorzüglich gelungen, das Gemälde zu neuem Leben zu erwecken. Angelica Chici restaurierte das beschädigte Ölbild, während ihr Ehemann die fehlenden Stuckleisten ersetzte und den Bilderrahmen wieder auf Hochglanz brachte.

Mit dem Bildnis von Robert Decker, einem Pionier der Banater Hutindustrie, in dessen modernen Werkhallen über viele Jahrzehnte zahlreiche Bewohner aus Hatzfeld und Umland ihren Lebensunterhalt sichern konnten, ist gleichzeitig auch die Industrialisierungsgeschichte von Hatzfeld wieder um ein Zeugnis reicher geworden.

Über das zu neuem Leben erweckte Jäger-Bild, das nun der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden konnte, freute sich nicht nur dessen Spenderin Doina Grecu – sie betreut auch die Grabstätte der Familie Decker in Hatzfeld und war als Gast zur feierlichen Übergabe des Gemäldes ins Stefan-Jäger-Museum eingeladen –, sondern in erster Linie die betagte Liana-Maria Schöler (Jahrgang 1936). Die Enkelin von Robert Decker, die im über 1000 Kilometer entfernten Bad Herrenalb in Deutschland beheimatet ist, erklärte: „Ich bin sicher, dass meine Mutti Irene, die im hohen Alter von 102 Jahren verstorben ist, besonders stolz wäre, wenn sie das Bildnis ihres Vaters im Museum seines Geburtsortes noch sehen könnte“.

Michael Vastag


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