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Pfarrer Eugen Mersdorf - 65 Jahre Priester

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0356
Autor Name: Martin Roos
Titel des Artikels : Pfarrer Eugen Mersdorf - 65 Jahre Priester
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Banater Post
Erscheinungsort: München
Jahrgang: 34
Nummer: 20
Datum: 20.10.1989
Seite: 5
* [[Martin Roos]]: [[ART:0356 - Pfarrer Eugen Mersdorf - 65 Jahre Priester|<i>Pfarrer Eugen Mersdorf - 65 Jahre Priester</i>]]. Banater Post, München 20.10.1989 (Jg.34 Nr.20), S. 5
Eugen Mersdorf als Kaplan in Hatzfeld. Foto nach einem Ölgemälde von Stefan Jäger - WK:0568

(Auszug)

Pfarrer Eugen Mersdorf wurde 1902 in Groß-Betschkerek im Banat (heute Zrenjanin, Jugoslawien), dem Komitatsvorort von Torontal, als Sohn einer Beamtenfamilie geboren. Er ist somit noch ein Kind der "guten alten Zeit", der alten k.u.k. Monarchie, worauf auch sein Rufname "Jenö" (ung. für "Eugen") hindeutet. Frohe Jahre seiner Kindheit verbrachte er bei seinen Verwandten in Ernsthausen. Nach einer bewegten Studienzeit, die mitten in den Ersten Weltkrieg fiel, weihte ihn der letzte Militärbischof der Österreich-Ungarischen Monarchie, Emmerich Bielik, an dem für solche Vorhaben recht ungewöhnlichen Tag "Allerseelen" 1924 in Großwardein zum Priester. Da seine Heimatdiözese, das alte Tschanad, damals in Temeswar keinen eigenen Bischof zur Verfügung hatte, mußte man sich den Gegebenheiten fügen, und so schickte ihn der spätere Bischof Pacha zu diesem ungewöhnlichen Zeitpunkt "in die Nachbarschaft" zur Weihe. Da der junge Priester stets großes Interesse für die Musik zeigte, beurlaubte ihn sein Ordinarius zu einem Spezial-Studium an der Musikschule in Regensburg, was damals sicher höchst ungewöhnlich war. Von daher rührt auch seine sicher nicht gewöhnliche Verbundenheit mit der Stadt Regensburg und den Menschen ihrer Umgebung.
Reich an frischen Eindrücken und Erfahrungen, kehrte er 1927 ins Banat zurück und widmete sich zunächst als Kaplan in Hatzfeld der Jugendarbeit. Unvergessen sind bei unseren Landsleuten aus dieser Zeit seine Theateraufführungen und besonders das Passionsspiel. Um "ihren" Kaplan zu ehren und ihn immer bei sich zu haben, gab bei seinem Scheiden der Jugendverein dem bekannten, in Hatzfeld lebenden Maler Stefan Jäger den Auftrag, ein Porträt in Öl von ihm anzufertigen. Das Bild hing bis zum Einmarsch der Russen im großen Saal des Vereinsheimes. Zu dieser Zeit war aber Eugen Mersdorf schon wohlbestallter Pfarrer der Bergstadt Orawitz, wo ihm seine Mutter den Haushalt führte. Bischof Pacha hatte ihn inzwischen auch schon zum Geistlichen Rat ernannt. Während ein Landsmann in Hatzfeld unter Lebensgefahr das Bild seines ehemaligen Kaplans rettete, befand sich dieser bereits auf der Flucht gen Westen. Mersdorf fand Aufnahme im Bistum Regensburg, und sein Pfarrhaus in Schneidhart war für die damals ebenfalls heimatlos gewordenen Mitbrüder aus dem Banat so etwas wie ein gemeinsames Zuhause. Sie haben es ihrem Mitbruder und der "Mersdorf-Neni" nicht wieder vergessen. Das Porträt des ehemaligen Hatzfelder Kaplans kam später auf abenteuerlichem Weg nach Deutschland und hängt heute als Leihgabe der Heimatortsgemeinschaft in seiner Regensburger Wohnung - "so lange ich lebe". Das Ölbild ist sicher nicht nur einmalig für den Banater Klerus, sondern hat sowohl von seinem Maler wie von dem Dargestellten - ebenso aber auch von seinem Schicksalsweg - her für - die Banater Schwaben einen kulturhistorischen Wert. Daher sei es in diesem Zusammenhang hier zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt.

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