Stefan Jäger Archiv

ART:0450 - Stefan Jäger

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Bibliografie
Kein Buchdeckel
Name des Herausgebers: Kumher / Niedermaier / Strey
Buchtitel: Zeichen des Aufbruchs Spuren des Abschieds
Untertitel: Deutsche Künstler aus Ostmittel- und Südosteuropa
Erscheinungsort: München
Verlag Südostdeutsches Kulturwerk
Entstehungsjahr 1994
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(Auszug)

Stefan Jäger Maler

1877 am 28. Mai geboren in Tschene/Cenei bei Hatzfeld, Banat (Österreich-Ungarn, heute Rumänien)

1895-1899 Besuch der Modellzeichenschule und Zeichenlehrer-Bildungsanstalt in Budapest, Schüler von Ede Balló und Bertalan Székely von Ádámos

1902-1910 Freischaffender Künstler in Budapest, Tschene und Gertjanosch/Cărpiniș, Banat

1910 Übersiedlung nach Hatzfeld

1914-1918 Landsturmmann an der Front

1918 Rückkehr nach Hatzfeld, ist dort freischaffend als Maler tätig

1962 am 16. März in Hatzfeld gestorben


Studienreisen

Venedig, Paris, Rom

1899-1901 Österreich, Deutschland (Studium der Trachten aus den Herkunftsgebieten der deutschen Siedler im Banat), Italien

1906 Zweite Reise nach Deutschland zu Trachtenstudien für das Einwanderungsbild


Auszeichnungen

1957 Verleihung des rumänischen Arbeitsordens II. Klasse


Zum Werk

Stefan Jäger gilt als einer der bekanntesten Heimatmaler des schwäbischen Banats. In den Genrebildern, Portraits und Heimatgemälden, welche auf die idyllischen Stilleben und Heiligenbilder seiner künstlerischen Anfangsphase folgten, verarbeitet Jäger Motive aus dem Banater Volksleben und der Heidelandschaft. In leicht impressionistischem Malduktus und reicher Farbpalette entstanden Gouachen, Ölbilder und Aquarelle. Im Mittelpunkt seiner Thematik stehen der Mensch bei der Arbeit und die Festtagsbräuche der donauschwäbischen Landbewohner, wobei Stefan Jäger im Gegensatz zum jüngeren Franz Ferch in verklärender, vergangenheitsbezogener Weise überwiegend die heiteren, unbeschwerten Aspekte des Dorflebens hervorhebt.

Öffentliche Berühmtheit und Anerkennung errang Jäger durch das „Einwanderungstriptychon“, das 1906 von der Gemeinde Gertjanosch in Auftrag gegeben wurde. In den drei Teilen „Wanderung“, „Rast“ und „Ankunft“ schildert die große, figurenreiche Komposition die Geschichte der Ansiedlung der deutschen Einwanderer im Banat.

„So formt der Maler eine wesenhafte Verbindung von Landschaft und Mensch, von Land und Leuten. In der Kunstgeschichte bezeichnet man dieses Naturgefühl mit ‚sentimental’ und denkt dabei an Sehnsucht. Ist Jäger sentimental? Nein, das ist er nicht! Wer das glaubt, übersieht den Realisten - den schöpferischen Maler in Stefan Jäger, der als Kunstschaffender nicht nur Ausschau nach realen Dingen und Erscheinungen in einer erfassbaren Welt hält, sondern diese auch in artistischem Sinne zu gestalten weiß. Und gerade das ist es! Seine Kunst schöpft in vollen Zügen aus dem pulsierenden Leben - wenn auch meist nur aus gegensatzfreien Situationen - und lässt dem Betrachter keinerlei Zweifel noch Bedenken an der Echtheit des geschilderten Geschehens. Jäger-Bilder stecken voller Wahrheit und Sinn, deren Inhalt vom Erlebten in der künstlerischen Verarbeitung der Themen immer wieder beflügelt wird. Gleichwohl ob es sich um die Arbeit, um frohe Feste - die zumeist mit althergebrachten Sitten und Gebräuchen verwoben sind - handelt, strahlen seine Bilder fast ausnahmslos Ruhe und Zufriedenheit aus. Sie entbehren meist konfliktgeladener Situationen und dramatischer Spannungen in der Handlung, ausgenommen jene Bilder, die sich auf die schwerwiegenden Schicksalsschläge großer Wandlungen oder die grauenvollen Zeiten im Leben der Gemeinschaft, des schwäbischen Volksstammes, - wie ‚Das große Flüchten’, ‚Die Verschleppung’, ‚Kolonisten kommen ins Dorf’, - oder seiner selbst beziehen." (Karl-Hans Gross: Stefan Jäger - Maler seiner heimatlichen Gefilde. Sersheim 1991, S. 319f.)

„Die persönliche Prägung in Jägers Malweise ergibt sich unverkennbar aus dem ursprünglichen Realismus, der allen seinen Bildern anhaftet, und aus den stark gemäßigten impressionistischen Farbnuancen, die sich mit dem lebhaften Kolorit der reifen und späteren Kompositionen in überaus gefälliger Weise dargeboten haben. So ist denn Jäger als traditioneller Maler anzusehen, dessen leicht impressionistisch wirkende Farbtöne der späteren Jahre kaum Anstoß an der klassischen akademischen Malweise erregen, die ganz entschieden mit der ‚Modernen’ nichts zu tun hat. Demzufolge darf man ohnehin erwarten, dass er von deren Vertretern abgelehnt wird. Dafür bleibt er aber seinen Grundsätzen treu. Seine Kompositionen leben von originellen Vorstellungen und fußen in allen Arbeiten auf wirklich Erlebtem, das sich aus den vielen kleinen und großen Vorkommnissen auf dem schwäbischen Dorfe ergeben hat.“ (Ebenda, S. 314f.)

„Die Banater Landschaft hat Jäger in den verschiedensten atmosphärischen Stimmungen skizziert. Es offenbart uns sich hier ein tiefes Erkennen der Natur im Rhythmus der Jahreszeiten. Mit sparsamsten künstlerischen Mitteln, durch leichte Umrisse und Farbflächen, die manchmal von Licht durchdrungen und dadurch aufgelockert erscheinen, dann wieder dicht wirken, gelingt es Stefan Jäger, in seinen Skizzen die Atmosphäre der Landschaft festzuhalten. Dies alles ist aus einem tiefen Verständnis und aus Liebe für die Natur, für die Heimaterde, ihre Vegetation, für die Tiere, die Menschen und alles, was der Mensch selbst geschaffen hat, entstanden.“ (Annemarie Podlipny-Hehn: Stefan Jäger. Bukarest 1972, S. 20)


Werke in öffentlichen Sammlungen

Banater Museum, Temeswar

Haus der Donauschwaben, Sindelfingen


Einzelausstellungen

1930 Großbetschkerek/Zrenjanin (Jugoslawien)

1967 Gedächtnisausstellung im Banater Museum, Temeswar

1969 Errichtung der Stefan-Jäger-Gedenkstätte in Hatzfeld im ehemaligen Atelier des Malers

1986 Ausstellung des Skizzenwerks in Bakowa (Kreis Temes), Banat

1992 Rathaus Stuttgart, Heimathaus Frankenthal, Ulm, Haus des Deutschen Ostens, München


Ausstellungsbeteiligungen

1936 Ausstellung der Werkgemeinschaft schwäbischer Künstler im Hatzfelder Bauernheim

1983 Banater Künstler in der Bundesrepublik Deutschland, Landshut


Bibliographie

Gross, Karl-Heinz: Stefan Jäger. Maler seiner heimatlichen Gefilde. Aus seinem Leben und Werk. (= Donauschwäbische Kunst- und Geschichtsreihe, Band 1). Sersheim 1991.

Pink, Peter: Stefan Jäger. Ein Banater schwäbischer Kunstmaler. Masch. Manuskript 1962.

Podlipny-Hehn, Annemarie: Stefan Jäger. Bukarest 1972.

Scherer, Anton: Der Hatzfelder Stefan Jäger. Der Maler der Donauschwaben, in: Südostdeutsche Vierteljahresblätter, 35 (1986) 2, S. 89-91.

Stefan Jäger. Ausst. Kat. Hg. v. d. Landsmannschaft der Banater Schwaben. Ulm 1992.

Valentin, Anton: Ein Gemälde als Kraftquell donauschwäbischer Selbstbehauptung. Stefan Jäger zum Gedenken. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter, 11 (1962) 3, S. 136-137.


Repro:

Stefan Jäger. „Die Einwanderung der Schwaben“, 1910 (Rast)]