Stefan Jäger Archiv

Der Schwabenmaler

Aus Archiv
Wechseln zu:Navigation, Suche


Bibliografie
Artikel Nummer: 0507
Autor Name: Franziska Graf alias Petra Harter
Titel des Artikels : Der Schwabenmaler
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Der Donauschwabe
Erscheinungsort: Aalen
Jahrgang: 46
Nummer: 23
Datum: 09.06.1996
Seite: 3
* [[Franziska Graf alias Petra Harter]]: [[ART:0507 - Der Schwabenmaler|<i>Der Schwabenmaler</i>]]. Der Donauschwabe, Aalen 09.06.1996 (Jg.46 Nr.23), S. 3

Die Verbundenheit zu seiner Banater Heimat ist aus fast allen Werken des Künstlers ersichtlich. Stefan Jäger hat wie kein Zweiter das Dorfleben der Banater Schwaben, den Alltag und die Feste dargestellt. Seine vielen bunten Bilder mit den schönen Banater Trachten wurden viel kopiert und zieren heute die Wohnzimmer der Banater Schwaben in der ganzen Welt. Sein größtes und bedeutendstes Werk ist das Einwanderungsbild.
In der Gemeinde Gertjanosch hatten um die Jahrhundertwende ein paar beherzte Männer die Idee, dass man unseren Ahnen mit einem Gemälde ein Denkmal setzen müsste und betrauten dafür den Kunstmaler Stefan Jäger. Die ganze Gemeinde stand hinter diesem Auftrag und finanzierte ihm eine Forschungsreise nach Deutschland, wo er die Trachten unserer Ahnen in ihren Herkunftsländern studieren konnte.
Stefan Jäger fuhr nach Stuttgart, Ulm, in den Schwarzwald, den Rhein entlang über Elsass und Lothringen, die Pfalz, nach Hessen, Franken und Bayern. Er machte seine Studien in Museen und auf Wochenmärkten. Das Ergebnis war so umwerfend, dass der letzte Zweifler von diesem Werk begeistert war. Dem Künstler ist es gelungen in drei Teilen – und doch ein Ganzes – die Geschichte unseres Volkes auf ein Gemälde zu zaubern, das man als sein Lebenswerk bezeichnen kann.
Das Triptychon, bestehend aus WanderungRastAnkunft, wurde zum erstenmal an Pfingsten 1910 in Gertjanosch auf einer Gewerbe- und Landwirtschafts-Ausstellung gezeigt. Auf Anordnung des damaligen Temeschburger Bürgermeisters Geml wurde es für das „Städtische Museum" erworben und ist somit Eigentum des Banater Museums in Temeschburg.
Nach dem Sturz des Diktators konnte die Landmannschaft der Banater Schwaben dieses geschichtsträchtige Monumentalwerk in einer Wanderausstellung in vielen Städten Deutschtands zeigen. Zur Zeit ziert es die Eingangshalle des Adam-Müller-Guttenbrunn-Hauses in Temeschburg, wo es ein künstlerisch-dokumentarischer Blickfang für alle Besucher ist.
Stefan Jäger wurde am 28. 5. 1877 in der Banater Gemeinde Tschene geboren, besuchte hier die Volksschule und die „Öffentliche private Knaben-Bürgerschule zu Temeswar“. Seine weitere Ausbildung erfuhr er an einer Szegediner Mittelschule. Das Zeichnen war von Anfang an sein Lieblingsfach und so besuchte er anschließend die Modellzeichenschule und Zeichenlehrer-Bildungsanstalt in Budapest, wo er von bekannten Lehrern wie Balló und Székely in der Malkunst unterwiesen wurde.
Nach abgeschlossenem Studium unternahm er Studienreisen, war von 1914 bis 1918 an der Front, lebte in Budapest und Gertjanosch, bis er in der Großgemeinde Hatzfeld endgültig eine Heimat fand.
Stefan Jäger teilte das Los vieler Künstler, er blieb immer ein einsamer Mensch. Besonders nach dem Tod seiner Mutter führte er ein Einsiedlerleben bis zu seinem Tod am 16.3.1962.
Seine Bilder und damit die Erinnerung an unseren Schwabenmaler sind ein bleibendes Stück Heimat für alle Banater Schwaben wo immer sie heute leben. Der Hatzfelder Karl-Hans Gross hat in seinem Buch „Stefan Jäger – Maler seiner heimatlichen Gefilde“ den Meister und seine Werke in liebevoller Weise dargestellt und ihm damit ein zeitloses Gedenken gesichert. Er stellt sein Buch mit den Worten vor: „Jäger hat den Stoff für seine Bilder aus dem eigenem Volke geschöpft. Seine Bilder identifizieren sich in sinnvoller Weise mit den Vorkommnissen und den Menschen, gleichwohl ob diese im Banat, der Batschka, der Baranya, in Syrmien oder sonstwo an der unteren Donau zu finden sind. Denn, hier wie dort flutet helles Licht über Wiesen und Felder, die in leuchtende Farben gehalten sind. Hier wie dort erfasst uns eine herzerquickende Atmosphäre von unsäglicher Beschaulichkeit, wenn die hübschen Mädchen in der malerischen Sonntagstracht die schnurgerade, blanke Dorfgasse entlang schreiten oder wenn die „Kerweih" gerade um die Ecke kommt; es ist, als wollte man die dicke Trommel und den hellen Tschinellenschlag der Dorfmusik vernehmen: Bumm, bumm und Tschingtrara!"

PDF-Datei des Artikels