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Stefan Jäger – Maler seiner Banater Heimat – Archiv

Stefan Jäger Archiv

Stefan Jäger – Maler seiner Banater Heimat

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0517
Autor Name: Dr. Annemarie Podlipny-Hehn
Titel des Artikels : Stefan Jäger – Maler seiner Banater Heimat
Publikation: Buch
Titel der Publikation: Banatica
Untertitel der Publikation: Festgabe für Dr. Alexander Krischan zum 75. Geburtstage
Herausgeber: Verband der Banater Schwaben in Österreich
Erscheinungsort: Wien
Jahrgang: 1996
Seite: 270-273
* [[Dr. Annemarie Podlipny-Hehn]]: [[ART:0517 - Stefan Jäger - Maler seiner Banater Heimat|<i>Stefan Jäger – Maler seiner Banater Heimat</i>]]. Banatica. Verband der Banater Schwaben in Österreich, Wien (Jg.1996), S. 270-273

Stefan Jägers Kunst ist dem engsten heimatlichen Lebensraum entsprungen und bleibt einem gewissen Provinzialismus verhaftet. Dabei muss man dieses Wort nicht unbedingt abwertend gebrauchen. Im Falle Jägers handelt es sich vielmehr um eine Kunst, die sich im wahrsten Sinne des Wortes auf diese Provinz, auf das Banat, bezieht, und sie tut es voll der erhabensten, aufrichtigsten Gefühle: Liebe zur Heimat, Freude an ihrer Schönheit, Achtung vor den Menschen und ihrer Arbeit, vor ihrer Tradition. Es ist eine Kunst, die tief in dem vertrauten Heimatboden und seinen Überlieferungen verankert ist.
Der Maler wurde am 28. Mai 1877 als Sohn eines Feldschers in der Gemeinde Tschene unweit von Hatzfeld geboren. Nach Abschluss seines Kunststudiums in Budapest unternahm er Bildungsreisen nach Österreich, Deutschland und Italien und kam ins Banat zurück. Hatzfeld war seit 1910 die Wahlheimat des Malers, wo er bis ins hohe Alter schlicht und ungekünstelt, ehrlich und bescheiden an seinem Lebenswerk schuf.
Der Maler erhielt von seinen banatschwäbischen Landsleuten bereits 1906 seinen ersten großen Auftrag: „Die Ansiedlung der Deutschen im Südosten“ zu malen. Das Einwanderungsbild mit seinen Teilen: „Wanderung“, „Rast“ und „Ankunft“, eine figurenreiche Komposition, ist ein geschichtlich-ethnographisches Dokument aus dem Leben der Banater Schwaben. Es schildert überzeugend und ergreifend das Schicksal der Ansiedler, die im 18. Jahrhundert vom Rhein bis zur Donau über Ulm, Wien, Ofen bis ins Banat voller Hoffnung einer neuen Heimat entgegengezogen waren. Gern bezeichnet man das Einwanderungsbild als Jägers Hauptwerk, schon weil dieses Triptychon durch seine beträchtlichen Dimensionen die größte und figurenreichste Arbeit des Malers ist, und vor allem, weil es sehr populär ist, durch Reproduktionen weit verbreitet wurde.
Doch erst nach diesem ersten großen Schwabenbild, das thematisch dem Leben der Heimat entsprungen ist und für seine Landsleute bestimmt war, beginnt Stefan Jäger sich intensiv mit der Welt und dem Schaffen der Banater Menschen auseinander zu setzen , er wurde der beliebteste Maler der Banater Schwaben.
Über Stefan Jäger wurde schon viel gesagt und geschrieben. Sein reichhaltiges Lebenswerk wurde von Kennern und Liebhabern entsprechend gewürdigt. Wir wollen es darum nur knapp überblicken.
Die Gedenkstätte im ehemaligen Atelier des Malers enthält nur einen kleinen Teil seines Lebenswerkes, das Hunderte, ja Tausende von Skizzen und Arbeiten in Öl und Aquarell umfasst, die kreuz und quer über die Banater Heide und Hecke und über die Grenzen hinaus verstreut sind. Dies ist ein Beweis dafür, dass Stefan Jägers Werk Eigentum des Volksstammes geworden ist, aus dessen Leben, Arbeit und Feste, Sitten und Bräuche es entsprungen ist.
Da die meisten der in der Gedenkstätte ausgestellten Arbeiten Skizzen sind, möchten wir auf diese intimsten Schöpfungen des Malers eingehen, da sie dem breiten Publikum weniger bekannt sind, auf diese Blätter, worauf das Banater Volksleben in seiner Vielfalt und Buntheit festgehalten ist, sei es mit Bleistift, Tusche oder in den durchsichtigen frischen Farbtönen des Aquarells, wollen wir aufmerksam machen. All diese Skizzen wurden nicht auf dem Reißbrett oder auf der Staffelei im Atelier entworfen, sondern sie sind auf den täglichen Wanderungen, inmitten der Natur, inmitten des Volkslebens aus unmittelbarem Erleben entstanden.
Die Banater Ebene im Wandel der Jahreszeiten, die Felder und Fluren oder das Banater Heidedorf mit den kleinsten weißen Häusern der Ärmsten am Dorfrand, die Rossmühle, schon damals eine Seltenheit und heute ganz verschwunden, ist nur noch in den Bildern Stefan Jägers verewigt. Die Feldarbeit: das Ackern und Säen, Schnitt und Drusch, Maisernte, Weinlese, die Heimkehr vom Felde und viele und viele andere Aspekte des täglichen Lebens sind detailtreu wiedergegeben. Der Bauernhof mit all seinem Zubehör, sowohl der Vorderhof mit seinen Blumenbeeten als auch der Hinterhof mit den Stallungen, dem Vieh, den Hühnerhöfen, das Bauernhaus mit den schmucken Barockgiebeln, die Bauernwohnung mit den einzelnen Möbeln, vom Zapfenbrett bis zum Spinnrad, all dies gab dem Maler Anlass zu liebevoller Schilderung.
Blättern wir aber weiter in dieser Schatzkammer kostbaren Volksgutes, so erfreut sich unser Auge an der Farbenpracht der Trachtenskizzen. Mit demselben Blick für das Detail notiert der Maler auch darin die kleinsten Unterschiede in den Trachten der verschiedenen schwäbischen Dörfer. Von den Kindern bis zu den Erwachsenen, den Mädchen und. Frauen, sind alle in ihrem Alltagskleid sowie in ihrem Sonntagsstaat aufgezeichnet.
Es gibt keine Feste oder Bräuche der schwäbischen Dörfer, die nicht ihren Niederschlag in den Werken des Heimatmalers Stefan Jäger erfahren hätten. Die Kerwei ist in allen Einzelheiten erfasst, das Maibaumsetzen, das Erntefest mit seinem Aufzug, Hochzeit und Taufe, Christkind-Engel und Belzebub, Silvesterständchen, Faschings- und Trachtenbälle, Mußestunden in einer Spinnstube, Plauderstündchen auf dem Gassenbänkel oder die Kartenpartie der Männer. Dorfmusik mit Tanz und Neckerei - ein idyllisches Bild des Dorfes im Festtageskleide.
Man könnte noch unzählige Themen anführen, die Jäger aus dem unerschöpflichen Reichtum bunten Volkslebens für die Nachwelt gesammelt hat. Es sind wahrheitsgetreue, mit strengster Genauigkeit und Sorgfalt ausgeführte Bilder der Wirklichkeit, die viel Wärme und Liebe, das ganze Verständnis des Malers für seine Mitmenschen ausstrahlen - eine umfassende schwäbische Trachtenschau und in Bildern gestaltete Banater Volkskunde.
Betrachten wir Stefan Jägers Lebenswerk näher, so fällt uns auf, dass Blumenmotive in fast allen seinen Bildern zugegen sind, sei es in den Stilleben als selbständiges Motiv, in den Figurenbildern als landschaftlicher Hintergrund, in seinen Landschaften als stimmungsschaffendes Element oder in den Trachtenbildern als farbenfrohes Ornament. Immer wieder hat der Maler ein poesievolles Motiv aus der nahen und vertrauten Natur seinen Bildern beigefügt, ein Zeugnis für die Fähigkeit, auch die kleinsten, unscheinbarsten Dinge scharf zu beobachten und die Stimmung der Jahreszeiten in seine Bilder zu bannen.
In den Bildern Jägers finden wir Blumen, Blüten und Blätter verschiedenster Sorte: die bunte Welt der Feldblumen mit Kornblumen, Rittersporn und Klatschmohn, vereint in bunten Reigen, darüber lächelt Himmelblaue; Wiesenkleeblüten, Löwenzahn mit seidigschillernden Federkronen, Blätter, Gräser und Halme, alles spricht uns freudig und vertraut an; ein sommerlicher Strauß, frisch von der duftenden Juniwiese heimgebracht, eine frohe Inspiration, in der sich, lichte Farben zu einer Harmonie von starker Leuchtkraft vereinen, das bescheidene Veilchen oder das Stiefmütterchen in kleinen Vasen auf dem Tisch, Geranien in den Fenstern der Bauernhäuser, Flieder und Oleander im Hof und Garten, Chrysanthemen in ihrer Form- und Farbenvielfalt, prunkvolle Rosen, Lilien und Nelken in kostbares Kristallvasen - es sind unserem Auge wohlgefällige Bilder, die Stefan Jäger geschaffen hat: unmittelbar erschließen sich alle Schönheiten, alles spricht uns freudig und vertraut an, es jubelt uns zu.
Heute flicht man Stefan Jäger den schönsten Blumenkranz mit Blüten aus der Heide und Hecke und aus weiter Ferne; sie kommen aus dem Herzen jener, in deren Stuben des Malers Bilder nicht nur ein freudiger Blickfang sind, sondern ein Stück Tradition, ein kostbares Erbe der Väter, ein Stück Heimat bedeuten.

Ansprache anlässlich der Eröffnung der Stefan-Jäger-Gedenkstätte am 4. April 1996 in Hatzfeld

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