Stefan Jäger Archiv

ART:0556 - Blumen von der Heide: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Archiv
Wechseln zu:Navigation, Suche
K
K
Zeile 29: Zeile 29:
 
  |ISBN                            =
 
  |ISBN                            =
 
}}
 
}}
 
+
BLUMEN VON DER HEIDE<br/>
BLUMEN VON DER HEIDE
+
ZUM 100. GEBURTSTAG STEFAN JÄGERS<br/>
ZUM 100. GEBURTSTAG STEFAN JÄGERS
+
Heute, an diesem Festtag, ist es vielleicht am wenigsten angebracht über [[Stefan Jäger]] wissenschaftlich zu sprechen. Wir wissen, daß der Maler zu seinen Lebzeiten sich gegen eine solche Auslegung seiner Bilder gesträubt hat. Am liebsten war ihm ein anerkennendes Zunicken, ein freundliches Zulächeln seiner Landsleute, die seine Bilder verstehen und lieben. Deshalb sei es mir erlaubt, trotz dieser anspruchsvollen Bezeichnung eines wissenschaftlichen Symposiums, weniger wissenschaftlich zu sein. Denn was wir über unseren Maler [[Stefan Jäger]] sagen wollen, kommt ja doch immer von Herzen. Und in diesem Sinne wollen die wenigen Worte ein Blütenstrauß der schönsten und reinsten Gefühle sein, die wir am heutigen 100. Geburtstag unserem Heimatmaler [[Stefan Jäger]] darbieten wollen.<br/>
Heute, an diesem Festtag, ist es vielleicht am wenigsten angebracht über
+
Betrachten wir [[Stefan Jäger]]s Lebenswerk näher, so fällt uns auf, daß Blumenmotive in fast allen seinen Bildern zugegen sind, sei es in den Stilleben als selbständiges Motiv, in den Figurenbildern als landschaftlicher Hintergrund, in seinen Landschaften als stimmungsschaffendes Element oder in den Trachtenbildern als farbenfrohes Ornament. Immer wieder hat der Maler ein poesievolles Motiv aus-. der nahen und vertrauten Natur seinen Bildern beigefügt, ein Zeugnis für die Fähigkeit, auch die kleinsten unscheinbarsten Dinge scharf zu beobachten und die Stimmung der Jahreszeiten in seine Bilder zu bannen.<br/>
Stefan Jäger wissenschaftlich zu sprechen. Wir wissen, daß der Maler zu
+
Viele der koloristisch so bezaubernden Blumenskizzen sind bei Wanderungen entstanden. [[Stefan Jäger]] brauchte nicht weit zu wandern, um die bunte Welt der Feldblumen zu entdecken; er fand sie schon, wenn er die letzten Häuser der Siedlung hinter sich ließ: Kornblumen, Rittersporn und Klatschmohn vereinen sich in buntem Reigen, darüber lächelt Himmelsbläue; Wiesenkleeblüten, Löwenzahn mit seidigschillernden Federkronen, Blätter, Gräser und Halme - alles spricht uns freudig und vertraut an.<br/>
seinen Lebzeiten sich gegen eine solche Auslegung seiner Bilder gesträubt
+
Wir spüren die Freude des Wanderers durch die Fluren seiner Heimat, die der Maler mit all seinen Sinnen ausgekostet hat. Pinsel und Zeichenstift waren seine Werkzeuge. Manches mag er, auf einem Wegstein sitzend, flüchtig skizziert und dann im Atelier farbig durchgeführt haben. Darunter sind Naturaufnahmen voller strenger Sachlichkeit und fotografischer Treue; diese Naturstudien dienten Arbeitszwecken, als Unterlagen, sei es um einen
hat. Am liebsten war ihm ein anerkennendes Zunicken, ein freundliches
+
landschaftlichen Hintergrund zu schaffen oder um sie in eine Komposition einzuflechten. Daneben sind zeichnerisch und malerisch abgerundet durchgeführte Blätter als künstlerischer Selbstzweck entstanden: Ein sommerlicher Strauß, frisch von der duftenden Juniwiese heimgebracht, eine frohe Inspiration, in der sich lichte Farben zu einer Harmonie von starker Leuchtkraft vereinen.<br/>
Zulächeln seiner Landsleute, die seine Bilder verstehen und lieben. Deshalb
+
Einsam in der Werkstatt arbeitend mit Respekt vor dem künstlerischen Eigenwert jeden Dinges, des kleinsten wie des größten, sei es die Kalligraphie der Grashalme oder das Samtrot der Rosen, vollendete [[Stefan Jäger]] seine Bilder.<br/>
sei es mir erlaubt, trotz dieser anspruchsvollen Bezeichnung eines
+
Im Garten der Kunst [[Stefan Jäger|Jägers]] finden wir Blumen, Blüten und Blätter verschiedenster Sorten: das bescheidene Veilchen oder das Stiefmütterchen in kleinen Vasen auf den Tischen, Geranien in den Fenstern der Bauernhäuser, Flieder und Oleander im Hof und Garten, Chrysanthemen in ihrer Formen- und Farbenvielfalt, Feldblumen in Tontöpfen sowie prunkvolle Rosen, Lilien und Nelken in kostbaren Kristallvasen, oft dem Geschmack seiner Besteller angepaßt, sind nach gewohntem Klischee ausgeführt.<br/>
wissenschaftlichen Symposiums, weniger wissenschaftlich ·zu sein. Denn was
+
Manche Blumenbilder und Skizzen bezeugen die Freude des Malers am Ornament, andere bekunden ein stilles Verweilen vor der Natur, das Belauschen des Feldrains oder des Gräserdickichts der Wiesen mit dem Gewimmel der kleinen Welt.<br/>
wir über unseren Maler Stefan Jäger sagen wollen, kommt ja doch immer von
+
Der Vortrag ist frei und zart, sein Kolorit ist lyrisch abgestimmt. Eine gewisse Zärtlichkeit für das gewählte Motiv und die liebevolle Fähigkeit, es als Kleinbild sauber durchzugestalten, das sind die Stilelemente dieser Blätter.<br/>
Herzen. Und in diesem Sinne wollen die wenigen Worte ein Blütenstrauß der
+
Es sind unserem Auge wohlgefällige Bilder, die [[Stefan Jäger]] geschaffen hat: unmittelbar erschließen sich alle Schönheiten, alles spricht uns freudig
schönsten und reinsten Gefühle sein, die wir am heutigen 100. Geburtstag
+
und vertraut an, es jubelt uns zu.<br/>
unserem Heimatmaler Stefan Jäger darbieten wollen.
+
Heute flicht man [[Stefan Jäger]] den schönsten Blumenkranz mit Blüten aus der Heide und Hecke; sie kommen aus den Herzen jener, in deren Stuben des Malers Bilder nicht nur ein freudiger Blickfang sind.., sondern ein Stück Tradition, ein kostbares Erbe der Väter, ein Stück Heimat bedeuten.<br/>
Betrachten wir Stefan Jägers Lebenswerk näher, so fällt uns auf, daß
+
<br(>
Blumenmotive in fast allen seinen Bildern zugegen sind, sei es in den
+
(Festrede anläßlich der 100-Jahrfeier, Hatzfeld, 28.V.1977)<br/>
Stilleben als selbständiges Motiv, in den Figurenbildern als landschaftlicher
 
Hintergrund, in seinen Landschaften als stimmungsschaffendes Element oder
 
in den Trachtenbildern als farbenfrohes Ornament. Immer wieder hat der
 
Maler ein poesievolles Motiv aus-. der nahen und vertrauten Natur seinen
 
Bildern beigefügt, ein Zeugnis fnr die Fähigkeit, auch die kleinsten
 
unscheinbarsten Dinge scharf zu beobachten und die Stimmung der
 
Jahreszeiten in seine Bilder zu bannen.
 
Viele der koloristisch so bezaubernden Blumenskizzen sind bei
 
Wanderungen entstanden. Stefan Jäger brauchte nicht weit zu wandern, um
 
die bunte Welt der Feldblumen zu entdecken; er fand sie schon, wenn er die
 
letzten Häuser der Siedlung hinter sich ließ: Komblwnen, Rittersporn und
 
Klatschmohn vereinen sich in buntem Reigen, darüber lächelt Himmelsbläue;
 
Wiesenkleeblüten, Löwenzahn mit seidigschillernden Federkronen, Blätter,
 
Gräser und Halme - alles spricht uns freudig und vertraut an.
 
Wir spüren die Freude des Wanderers durch die Fluren seiner Heimat,
 
die der Maler mit all seinen Sinnen ausgekostet hat. Pinsel und Zeichenstift
 
waren seine Werkzeuge. Manches mag er, auf einem Wegstein sitzend,
 
flüchtig skizziert und dann im Atelier farbig durchgeführt haben. Darunter
 
sind Naturaufna~en voller strenger Sachlichkeit und fotografischer Treue;
 
diese 'Naturstudien dienten Arbeitszwecken, als Unterlagen, sei es um einen
 
landschaftlichen Hintergrund zu schaffen oder um sie in eine Komposition -
 
einzuflechten. Daneben sind zeichnerisch und malerisch abgerundet
 
122
 
durchgeführte Blätter als künstlerischer Selbstzweck entstanden: Ein
 
sommerlicher Strauß, frisch von der duftenden Juniwiese heimgebracht, eine
 
frohe Inspiration, in der sich lichte Farben zu einer Harmonie von starker
 
Leuchtkraft vereinen.
 
Einsam in der Werkstatt arbeitend mit Respekt vor dem künstlerischen
 
Eigenwert jeden Dinges, des kleinsten wie des größten, sei es die Kalligraphie
 
der Grashalme oder das Samtrot der Rosen, vollendete Stefan Jäger seine
 
Bilder.
 
Im Garten der Kunst Jägers finden wir Blumen, Blüten und Blätter
 
verschiedenster Sorten: das bescheidene Veilchen oder das Stiefmütterchen in
 
kleinen Vasen auf den Tischen, Geranien in den Fenstern der Bauernhäuser,
 
Flieder und Oleander im Hof und Garten, Chrysanthemen in ihrer Formenund
 
Farbenvielfalt, Feldblumen in Tontöpfen sowie prunkvolle Rosen, Lilien
 
und Nelken in kostbaren Kristallvasen, oft dem Geschmack seiner Besteller
 
angepaßt, sind nach gewohntem Klischee ausgeführt.
 
Manche Blumenbilder und Skizzen bezeugen die Freude des Malers am
 
Ornament, andere bekunden ein stilles Verweilen vor der Natur, das
 
Belauschen des Feldrains oder des Gräserdickichts der Wiesen mit dem
 
Gewimmel der kleinen Welt.
 
Der Vortrag ist frei und zart, sein Kolorit ist lyrisch abgestimmt. Eine
 
gewisse Zärtlichkeit für das gewählte Motiv und die liebevolle Fähigkeit, es
 
als Kleinbild sauber durchzugestalten, das sind die Stilelemente dieser
 
Blätter.
 
Es sind unserem Auge wohlgefällige Bilder, die Stefan Jäger geschaffen
 
hat: unmittelbar erschließen sich alle Schönheiten, alles spricht uns freudig
 
und vertraut an, es jubelt uns zu.
 
Heute flicht man Stefan Jäger den schönsten Blumenkranz mit Blüten
 
aus der Heide und Hecke; sie kommen aus den Herzen jener, in deren Stuben
 
des Malers Bilder nicht nur ein freudiger Blickfang sind.., sondern ein Stück
 
Tradition, ein kostbares Erbe der Väter, ein Stück Heimat bedeuten.
 
(Festrede anläßlich der J-00-Jahrfeier, Hatzfeld, 28. V 1977
 
 
<br style="clear:both"/>
 
<br style="clear:both"/>
 
==PDF-Datei des Artikels==
 
==PDF-Datei des Artikels==
Zeile 104: Zeile 50:
  
 
[[Kategorie:Buch]]
 
[[Kategorie:Buch]]
[[Kategorie:Begenungshaus]]
+
[[Kategorie:Begegnungshaus]]

Version vom 29. Februar 2016, 18:11 Uhr


Bibliografie
Artikel Nummer: 0556
ART 0558.jpg
Autor Name: Dr. Annemarie Podlipny-Hehn
Titel des Artikels : Blumen von der Heide
Publikation: Buch
Titel der Publikation: Werte aller Zeiten
Untertitel der Publikation: Kunstgeschichtliche und -kritische Studien und Beiträge
Verlag: Kriterion
Erscheinungsort: Bukarest
Jahr: 1998
Seite: 122ff
* [[Dr. Annemarie Podlipny-Hehn]]: [[ART:0556 - Blumen von der Heide|<i>Blumen von der Heide</i>]]. Werte aller Zeiten. Kriterion, Bukarest 1998

BLUMEN VON DER HEIDE
ZUM 100. GEBURTSTAG STEFAN JÄGERS
Heute, an diesem Festtag, ist es vielleicht am wenigsten angebracht über Stefan Jäger wissenschaftlich zu sprechen. Wir wissen, daß der Maler zu seinen Lebzeiten sich gegen eine solche Auslegung seiner Bilder gesträubt hat. Am liebsten war ihm ein anerkennendes Zunicken, ein freundliches Zulächeln seiner Landsleute, die seine Bilder verstehen und lieben. Deshalb sei es mir erlaubt, trotz dieser anspruchsvollen Bezeichnung eines wissenschaftlichen Symposiums, weniger wissenschaftlich zu sein. Denn was wir über unseren Maler Stefan Jäger sagen wollen, kommt ja doch immer von Herzen. Und in diesem Sinne wollen die wenigen Worte ein Blütenstrauß der schönsten und reinsten Gefühle sein, die wir am heutigen 100. Geburtstag unserem Heimatmaler Stefan Jäger darbieten wollen.
Betrachten wir Stefan Jägers Lebenswerk näher, so fällt uns auf, daß Blumenmotive in fast allen seinen Bildern zugegen sind, sei es in den Stilleben als selbständiges Motiv, in den Figurenbildern als landschaftlicher Hintergrund, in seinen Landschaften als stimmungsschaffendes Element oder in den Trachtenbildern als farbenfrohes Ornament. Immer wieder hat der Maler ein poesievolles Motiv aus-. der nahen und vertrauten Natur seinen Bildern beigefügt, ein Zeugnis für die Fähigkeit, auch die kleinsten unscheinbarsten Dinge scharf zu beobachten und die Stimmung der Jahreszeiten in seine Bilder zu bannen.
Viele der koloristisch so bezaubernden Blumenskizzen sind bei Wanderungen entstanden. Stefan Jäger brauchte nicht weit zu wandern, um die bunte Welt der Feldblumen zu entdecken; er fand sie schon, wenn er die letzten Häuser der Siedlung hinter sich ließ: Kornblumen, Rittersporn und Klatschmohn vereinen sich in buntem Reigen, darüber lächelt Himmelsbläue; Wiesenkleeblüten, Löwenzahn mit seidigschillernden Federkronen, Blätter, Gräser und Halme - alles spricht uns freudig und vertraut an.
Wir spüren die Freude des Wanderers durch die Fluren seiner Heimat, die der Maler mit all seinen Sinnen ausgekostet hat. Pinsel und Zeichenstift waren seine Werkzeuge. Manches mag er, auf einem Wegstein sitzend, flüchtig skizziert und dann im Atelier farbig durchgeführt haben. Darunter sind Naturaufnahmen voller strenger Sachlichkeit und fotografischer Treue; diese Naturstudien dienten Arbeitszwecken, als Unterlagen, sei es um einen landschaftlichen Hintergrund zu schaffen oder um sie in eine Komposition einzuflechten. Daneben sind zeichnerisch und malerisch abgerundet durchgeführte Blätter als künstlerischer Selbstzweck entstanden: Ein sommerlicher Strauß, frisch von der duftenden Juniwiese heimgebracht, eine frohe Inspiration, in der sich lichte Farben zu einer Harmonie von starker Leuchtkraft vereinen.
Einsam in der Werkstatt arbeitend mit Respekt vor dem künstlerischen Eigenwert jeden Dinges, des kleinsten wie des größten, sei es die Kalligraphie der Grashalme oder das Samtrot der Rosen, vollendete Stefan Jäger seine Bilder.
Im Garten der Kunst Jägers finden wir Blumen, Blüten und Blätter verschiedenster Sorten: das bescheidene Veilchen oder das Stiefmütterchen in kleinen Vasen auf den Tischen, Geranien in den Fenstern der Bauernhäuser, Flieder und Oleander im Hof und Garten, Chrysanthemen in ihrer Formen- und Farbenvielfalt, Feldblumen in Tontöpfen sowie prunkvolle Rosen, Lilien und Nelken in kostbaren Kristallvasen, oft dem Geschmack seiner Besteller angepaßt, sind nach gewohntem Klischee ausgeführt.
Manche Blumenbilder und Skizzen bezeugen die Freude des Malers am Ornament, andere bekunden ein stilles Verweilen vor der Natur, das Belauschen des Feldrains oder des Gräserdickichts der Wiesen mit dem Gewimmel der kleinen Welt.
Der Vortrag ist frei und zart, sein Kolorit ist lyrisch abgestimmt. Eine gewisse Zärtlichkeit für das gewählte Motiv und die liebevolle Fähigkeit, es als Kleinbild sauber durchzugestalten, das sind die Stilelemente dieser Blätter.
Es sind unserem Auge wohlgefällige Bilder, die Stefan Jäger geschaffen hat: unmittelbar erschließen sich alle Schönheiten, alles spricht uns freudig und vertraut an, es jubelt uns zu.
Heute flicht man Stefan Jäger den schönsten Blumenkranz mit Blüten aus der Heide und Hecke; sie kommen aus den Herzen jener, in deren Stuben des Malers Bilder nicht nur ein freudiger Blickfang sind.., sondern ein Stück Tradition, ein kostbares Erbe der Väter, ein Stück Heimat bedeuten.
<br(> (Festrede anläßlich der 100-Jahrfeier, Hatzfeld, 28.V.1977)

PDF-Datei des Artikels