Stefan Jäger Archiv

Synthese der Banater Welt

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0564
Autor Name: Helmut Scheibling
Titel des Artikels : Synthese der Banater Welt
Untertitel des Artikels: Triptychon über die Geschichte der Banater Schwaben
Publikation: Gelegenheitsbroschüre
Titel der Publikation: Heimattag der Banater Schwaben 1998, Ulm
Untertitel der Publikation: Der Herkunft gedenken, die Zukunft gestalten
Herausgeber: Landsmannschaft der Banater Schwaben e. V.
Jahr: 1998
Seite: 14-15
* [[Helmut Scheibling]]: [[ART:0564 - Synthese der Banater Welt|<i>Synthese der Banater Welt</i>. Triptychon über die Geschichte der Banater Schwaben]]. Heimattag der Banater Schwaben 1998, Ulm. Landsmannschaft der Banater Schwaben e. V. 1998

Triptychon über die Geschichte der Banater Schwaben

ART 0564.jpg

Auf drei Tafeln stellt der Maler Helmut Scheibling das Schicksal der Banaler Schwaben von der Ansiedlung im 18. Jahrhundert bis zu ihrer Massenausreise im letzten Jahrzehnt unseres ausklingenden Jahrhunderts dar. Zu seinem Bild mit den gleichen Maßen wie Stefan Jägers Triptychon über die Einwanderung der Deutschen ins Banat äußert sich der Maler.
Es hat selten Zeiten gegeben, da unsere Volksgruppe sich so intensiv mit ihrer eigenen Geschichte auseinandergesetzt hat wie in den letzten Jahren. Dies war ein Anlaß zu meinem Entscheid, das Schicksal meiner Landsleute entlang ihrer Geschichte zu gestalten. Ich habe bewußt an das Gemälde von Stefan Jäger angelehnt. Jägers Darstellung der Ansiedlung, schließt mit dem noch unfertigen Siedlerhaus Nr. 32. Die Gestalten stellen durch ihre Trachten die Herkunftsgebiete dar. Manche sind aber auch Sinnbilder für Menschentypen, die das Banat und seine Geschichte prägen sollten. Viele einschneidenden Momente dieser Geschichte sind jedoch noch nicht gestaltet worden - eine Aufgabe für eine ganze Künstlergeneration! Für mich ist die Gesamtschau des Banater Leidensweges zum Anliegen geworden.
Die erste Tafel knüpft an Jägers Haus Nr. 32 an; die Gruppen, in der Kleidung der Einwanderer zeitlich eingeordnet, stellen den Bezug zum Siedlerspruch von Tod, Not und Brot her. Im Vordergrund steht die Arbeit und ihre Erfüllung - das Brot. Der rechte Bildteil bindet die Figuren, kompositionell wie auch inhaltlich an die der zweiten Bildtafel. An den Trachten und Gesichtern ist die Entwicklung zu erkennen; das Kirchweihfest steht sinnbildlich für die Zeiten des Wohlstandes.

Es folgt der jähe Bruch - der Krieg und seine tragischen Auswirkungen. Als Gegengewicht zum heiteren Geschehen baut sich an der Nahtstelle zur dritten Tafel die Symbolgruppe des Banater Leidensweges auf. Geschichtlich gesehen setzt die Flucht ein, eine graue Menschengruppe strebt fort vom Dorf. Expressiv gesteigert, wird die Szene mit dem Schmerzensmann zum Schwerpunkt des Bildes. Die Gruppe um ihn ist so angelegt, daß der Übergang zu Tafel drei geschaffen ist - zur Auswanderung, zum Ausklang.
Die Symbolgruppe mit Kreuz und Stacheldraht ist keine Kreuzigungsszene im üblichen Sinn, es ist die Deutung der Hilflosigkeit von Gefangenen und Deportierten, ein Aufschrei wider die Ungerechtigkeit; das Festhalten am Kreuz aber steht für Glauben und Zuversicht. Vor dem Hintergrund des in sich versinkenden Dorfes steht der Aufbruch, die Aussiedlung. Ein Detail darin: die Judas-Szene des Menschenverkaufs. Und als Schlußpunkt einer über zehn Generationen verlaufenden Geschichte ist der bereitstehende Zug als Gegenstück zum Siedlerhaus Nr. 32. ins Bild gesetzt.
Das Bild, das von links nach rechts Geschichtsmomente aneinanderreiht, erfährt eine Steigerung, die Fluchtpunktperspektive wird durch die Bedeutungsperspektive ergänzt. So wird die Kreuzigungsgruppe als die größte in den Vordergrund gerückt. Die Horizontlinie deutet die Weite der flachen Banater Landschaft an, die Vogelperspektive verstärkt sie. Drei Fluchtpunkte bestimmen das Bild: zwei liegen außerhalb der Darstellung, der dritte liegt im versinkenden Dorf. Ein Hinweis noch zum Hintergrund. Die Farbsymbolik des Himmels gibt Aufschluß über die einzelnen Zeitenläufe unserer Geschichte - über hellere und über die dunkleren Jahre. Die Farben sind ein wichtiger Schlüssel zum Lesen des Gesamtgeschehens im Bild.

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