Stefan Jäger Archiv

Engagement für Banater Kunst und Literatur

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0804
Autor Name: Eduard Schneider
Titel des Artikels : Engagement für Banater Kunst und Literatur
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Banater Post
Erscheinungsort: München
Jahrgang: 52
Nummer: 8
Datum: 20.04.2008
Seite: 9
* [[Eduard Schneider]]: [[ART:0804 - Engagement für Banater Kunst und Literatur|<i>Engagement für Banater Kunst und Literatur</i>]]. Banater Post, München 20.04.2008 (Jg.52 Nr.8), S. 9

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Dr. phil. Annemarie Podlipny-Hehn wurde siebzig


In den gut über dreißig Jahren ihres Hervortretens als Buchautorin, Herausgeberin und Publizistin waren Bildende Kunst und Literatur die Schwerpunkte des Wirkens von Annemarie Podlipny-Hehn. Durch den Umfang ihrer Veröffentlichungen erwies und erweist sie sich dabei als eine der Produktivsten unter den Banatern, die sich in diesen Sachbereichen zu Wort meldeten. Für etwa ein Dutzend Bücher und Broschüren – seit Beginn der siebziger Jahre erschienen – zeichnet sie als Verfasserin. Hinzu kommt – das Verzeichnis mehr als verdoppelnd – eine ganze Reihe von Bänden, die sie editorisch betreut hat. Nicht zu reden von den Beiträgen in Zeitungen und Zeitschriften, in denen sie in dieser Zeitspanne laufend präsent war. Die Kunst- und Literaturhistorikerin, die in ihren Beiträgen teils auch neue Sichtweisen und Forschungsergebnisse einbrachte, deren Tätigkeit auf das kulturelle Banat fokussierte, über diesen unmittelbaren Interessenbereich aber auch hinausreichte. Dr. phil. Annemarie Podlipny-Hehn vollendete unlängst ihr 70. Lebensjahr.
Geboren wurde sie am 20. Februar 1938 in Lovrin als Tochter des Fotografen Johann Hehn und dessen Ehefrau Elisabeth, geb. Wiewe. Nach dem Germanistikstudium in Temeswar, das sie 1961 beendete, war sie zunächst Lehrerin im Banater Bergland, danach, ab 1964 bis zum Eintritt in den Ruhestand, Kustodin an der Kunstabteilung des Banater Museums. Die Bildende Kunst – früh nahm Annemarie Podlipny-Hehn als Malerin mit eigenen Arbeiten auch an Ausstellungen teil – wurde in dieser Zeit zum Hauptfeld ihrer Betätigung. Pressebeiträge der Kunsthistorikerin, die auch als Kunstkritikerin hervortrat, belegen ihre Beschäftigung mit der Banater Kunst der Vergangenheit und Gegenwart. In den endsechziger und frühen siebziger Jahren, da es den Banater Schwaben darum zu tun war, ihre kulturellen Traditionen nachhaltiger darzustellen, als das in der Nachkriegszeit bis dahin möglich war, war es auf dem Gebiet der Bildenden Kunst Annemarie Podlipny-Hehn, die dazu beitrug, dass dieses Erbe einer breiteren Öffentlichkeit bewusst und zugänglich gemacht wurde. Ihre früheste Monografie, 1972 im Bukarester Kriterion-Verlag veröffentlicht, war dem Schwabenmaler Stefan Jäger (1877–1962) gewidmet. Gestützt auf Vorarbeiten von Stefan-Jäger-Kennern und auf eigene Recherchen, legte Annemarie Podlipny-Hehn mit dem Bildband die erste umfangreichere Gesamtpräsentierung des Heimatkünstlers vor. Es zählt zu ihren Verdiensten, dabei neben Jägers populären Werken, darunter das große Einwanderungsgemälde und Trachtenbilder, den besonderen Wert der weniger bekannten Alltagsskizzen des Künstlers unterstrichen zu haben. Dem Jäger-Album ließ sie 1975, ebenfalls bei Kriterion, einen Bildband über Franz Ferch (1900–1981) folgen, in dem sie einen der bedeutendsten Gegenwartskünstler des Banats erkennt. Einen geschichtlichen Überblick über einen wichtigen Bereich im Kunstschaffen der Region bietet dann ihr Band „Banater Malerei vom 18. bis ins 20. Jahrhundert“ (1986). Sie wendet sich in der Gesamtschau, was so noch nicht geschehen war, dem Werk deutscher, rumänischer, serbischer wie auch ungarischer Künstler zu, die aus dem Banat stammen oder dort gewirkt haben. In chronologischer Folge werden die Maler vorgestellt, doch auch künstlerische Richtungen, denen diese folgten, zeichnen sich ab. Die eingehendere Beschäftigung mit deren Werk sollte es ihr später ermöglichen, weitere monografische Darstellungen herauszubringen, so über Julius Podlipny (1986), mit dem sie lange Jahre verheiratet war, über Hildegard Kremper-Fackner (1991), Oskar Szuchanek (1995) und Ferdinand Gallas. Sehr aufmerksam verfolgte die Kunstkritikerin das zeitgenössische Kunstgeschehen des Banats, insbesondere in Temeswar, was sich in zahlreichen Presseaufsätzen niederschlug (Chroniken, Porträts, Gedenk- und Würdigungsartikeln). Ihr Sammelband „Werte aller Zeiten“ aus dem Jahr 1998 kann als bezeichnend für ihr weites Interessen- und Betätigungsfeld betrachtet werden.
Als im Herbst 1969 die Internationale Lenau-Gesellschaft – die ILG in Wien – in Temeswar tagte, übrigens zum ersten Mal in einem kommunistischen Land, wurde im Geburtsort des Dichters, in Lenauheim, auch die Gedenkstätte vor Ort neu eingerichtet. Seitens des dafür zuständigen Banater Museums war es Kustos Annemarie Podlipny-Hehn, die für eine fach- und sachgerechte Präsentierung der Ausstellung sorgte. Dank ihrer Nachforschungen konnten neue Exponate eingebracht werden, darunter solche, die Kontakte von Nachkommen der Familie Lenaus zu Siebenbürgen bzw. Bukarest belegten. Und auch zur Geschichte des Geburtshauses und des Dichterdenkmals in Lenauheim, ehemals Csatád, führte sie Recherchen durch. Daraus entstand später die Bilddokumentation „Nikolaus Lenau in Rumänien“ (Bukarest 1988, 1991). Die Germanistin, die 1990 mit einer Arbeit über Oscar Walter Cisek zum Dr. phil. Promoviert hatte, die sie 1999 in gekürzter Fassung auch als Buch vorlegte, trat bald danach – teils als Ergebnis von Studien- und Dokumentationsaufenthalten in Deutschland – mit dem der rumänischen Königin und deutschen Dichterin gewidmeten Band „Carmen Sylva“ hervor, in dem sie sich mit einem Bereich deutsch-rumänischer Beziehungen befasste, der im Rumänien der Nachkriegszeit tabuisiert war.
Temeswarer Eindrücke und Erlebnisse der Wendejahre 1989/90 und wie sich der Umbruch auswirkte, spiegelte die Autorin literarisch verbrämt in ihrem Bändchen „Wir waren Zeugen“ (München, 1991). Beim damals ins Leben gerufenen Demokratischen Forum der Deutschen in Temeswar wirkte sie längere Zeit als Vorsitzende; heute ist sie Vorstandsmitglied. Sie lud in dieser Eigenschaft zu Banater Kulturtagungen in Temeswar ein und nahm an solchen vor Ort und wiederholt im Ausland teil. Der von ihr geleitete Literaturkreis „Stafette“, dem Interessenten und Schreibende verschiedener Generationen angehören, unter ihnen nicht wenige junge deutschsprachige Autorinnen und Autoren, die sich mit eigenen Büchern vorstellen konnten, wurde in diesen Jahren zu einem Schwerpunkt ihrer Tätigkeit. Sie brachte seit 1992 13 Sammelbände dieses Kreises heraus, betreute aber auch Einzelbände, wie den von Erika Scharf zum Beispiel, organisierte die Zusammenkünfte des Zirkels und unternahm mit ihm Gruppenlesereisen im In- und Ausland. Ein „Weiterleben der rumäniendeutschen Literatur nach dem Umbruch“ (Ingmar Brantsch) ist so mit ihrem eifrigen und unnachgiebigen Dazutun eng verknüpft. Zu den Würdigungen, mit denen Dr. Annemarie Podlipny-Hehn für ihre Leistungen bedacht wurde, zählen ein Sonderpreis des Temeswarer Schriftstellerverbandes (1997) und der rumänische „Ritterorden für Treue Dienste“ (2002). Aus Anlass ihres 70. Geburtstages ist sie für ihr verdienstvolles Wirken in den Bereichen Kunst und Literatur und für ihr Engagement im Forum der Banater Deutschen im Temeswarer Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus vom Forumsvorsitzenden Dr. Karl Singer mit der Ehrennadel in Gold des Banater Forums ausgezeichnet worden.


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