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ART:0831 - Der dritte Banater Buch-Kalender: Unterschied zwischen den Versionen

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''Ein Jahrbuch mit unverwechselbarem Gesicht''</h2>
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Gibt es das Wort Buch-Kalender? Oder ist die Bezeichnung, die in jüngster Zeit öfters zu hören ist, lediglich eine verdeutlichende Neuprägung auf etwas, das im Verständnis der Banater Deutschen seit altersher schlicht „Kalender“ oder in der schwäbischen Mundart „Kulener“, nach dem Zweiten Weltkrieg allenfalls noch „Almanach“ hieß? Der Ausdruck Buch-Kalender ist auf den Banater Kalender gemünzt und meint das Jahrbuch mit über 300 Seiten Text und zahlreichen Bildern, das der Banat-Verlag Erding seit drei Jahren in ebenso anziehender wie gediegener Aufmachung und auf Kunstdruckpapier gestaltet herausbringt. Da die Tradition des Kalendermachens in Buchform in Deutschland am Erlöschen ist, versteht man unter „Kalender“ allgemein die bunten Wandkalender, die der Buchhandel schon im Hochsommer für das nächste Jahr anbietet. Anders das Jahrbuch des Banat-Verlags: Es setzt bewusst die zwei Jahrhunderte lange Tradition der Banater Kalender fort. Es ist von der Konzeption her ein traditionelles, vom Inhalt, von der Gestaltung und Ausstattung her jedoch ein modernes Banater Lesebuch, das nicht nur ein Jahr lang, sondern darüber hinaus noch lesenwert sein will. Die Herausgeber setzen dabei breites Interesse voraus, insbesondere für die Bereiche aktueller Bericht, Banater Geschichte und Zeitgeschichte, Volkskunde, Heimatkunde und Mundart, Kulturgeschichte, Literatur und Kunst; diese Schwerpunktgebiete berücksichtigt auch der Aufbau ihres Kalenders für das kommende Jahr. Als Novum legen die Herausgeber dem Kalender überdies einen Kunstdruck des Einwanderungsbildes von [[Stefan Jäger]] bei, das vor hundert Jahren
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– am 15. Mai 1910 – in Gertianosch enthüllt wurde und „Ein Stück von uns selbst“ geworden ist, wie Franz Heinz schreibt.<br/>
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'''''Aktueller Bericht und historischer Rückblick'''''<br/>
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Im traditionellen Kalendarium mit den Mondphasen, Fest- und Feiertagen sind für jeden Tag im Jahr die gebräuchlichsten Namenstage angeführt, Banater Bauern- und Wetterregeln in Mundart und Farbfotografien (für jeden Monat je ein Bild aus Banater Heimatstuben und volkskundlichen Sammlungen) sowie ein Landschaftsbild aus unserem Herkunftsgebiet ergänzen die kalendarische Information. Im anschließenden Rückblick auf das Jahr 2009 werden bedeutende Banater Veranstaltungen und Ereignisse in Deutschland und im Banat in Wort und Bild in Erinnerung gerufen und zusammenfassend dokumentiert: die Banater Heimattage in Augsburg und Temeswar, das Volkstanzfestival mit Großem Schwabenball in Göppingen, das Antonitreffen in
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Freiburg, das Faschingstreiben der 1. Banater Karnevalgesellschaft NORIS BANATORIS in Nürnberg, die Aufführung eines Mundartstückes von Stefan Heinz-Kehrer durch die Gruppe „Tronauer Kumedi“, ebenso die Jubiläumsfeier „Vierzig Jahre Schubert-Chor“ in München, die Gründung des „Gerhardsforums Banater Schwaben“, zehn Jahre Banater Seniorenzentrum „Josef Nischbach“ in Ingolstadt, die Instandsetzung der Kapelle auf dem Silascher Weinberg oberhalb des Kurortes Busiasch oder das 25. Weihejubiläum des engagierten Heimatpriesters Peter Zillich, des Pfarrers mit dem Akkordeon am Altar, wie ihn nicht nur seine Landsleute kennen und mögen. Sicher ist damit nur ein Bruchteil dessen benannt, was im Laufe eines Jahres an Bemühungen um den Erhalt, die Pflege und Weiterentwicklung der Banater Kultur in Deutschland und im Banat geschieht, und doch bietet dies schon                  einen umfassenden Überblick auf die gegenwärtige Formenvielfalt der Begegnungen, des Miteinanders und des Austauschs innerhalb der Banater Gemeinschaften hier und dort. Auch Jubiläen bieten sich dazu an: 150 Jahre erfolgreiches Wirken der Notre-Dame-Schulschwestern im Banat, das Franziska Graf in ihrem Beitrag „Fördern und fordern mit Liebe und Strenge“ würdigt, oder Fünfzig Jahre Gelöbniswallfahrt der Donauschwaben nach Altötting in Bayern. Der umfangreichste thematische Teil ist der Banater Geschichte und Zeitgeschichte gewidmet, in dem wesentliche Momente, Ereignisse und Entwicklungen von der Zeit der Einwanderung der Deutschen ins Banat bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts beleuchtet werden. Der Familienforscher Anton Krämer befasst sich mit dem in den letzten Jahrzehnten kaum behandelten Thema der Kolonistenwerber für die Banatbesiedlung im 18. Jahrhundert. In einer breit angelegten Darstellung geht Georg Schmidt auf die Geschichte der deutschen Evangelischen Kirchengemeinden Augsburger Bekenntnisses im rumänischen Banat ein. Ein Ereignis von großer Nachhaltigkeit wird im Beitrag „Vor 175 Jahren wurde Arad Königliche Freistadt“ angesprochen und dabei auch des damals amtierenden Bürgermeisters Dominik Heim gedacht, dessen Geburtstag sich im nächsten Jahr zum 225. Mal jährt.<br/>
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Breiten Raum hat der Herausgeber der tragischen Geschichte über die Banater Industriellenfamilie Maderspach in der Zeit der Revolution von 1848/49 gegeben: Walter Tonța umreißt die Herkunft der weithin bekannten, hochangesehenen Familie und stellt den Offizier Franz Maderspach, den „Held von Weißkirchen“, in den Mittelpunkt seiner Betrachtung („Industriepioniere und Freiheitskämpfer“); Radegunde Täuber porträtiert den erfolgreichen Erfinder
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und Fachmann im Hängebrückenbau, Carl Maderspach und dessen Ehefrau Franziska. Die Tragödie des Ehepaares gipfelt in den Ereignissen am 23. August 1849 in Russberg, als die junge Frau nackt öffentlich ausgepeitscht wurde, worauf ihr Mann in den Freitod ging. In dem Beitrag werden zum ersten Mal wesentliche Fragmente aus den erschütternden Erinnerungen der Franziska Maderspach im originalen deutschen Wortlaut veröffentlicht. Historische
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Momente im Banat des 20. Jahrhunderts beschreiben Tiberius Huszka in „Die Grubenkatastrophe von 1920 in Anina“, bei der 183 Bergarbeiter den Tod fanden, Friedrich Eberle in seinen Erinnerungen an die Russlandverschleppung („Einmal satt Brot“) und Johann Steiner und Walter König in dem Fragment „Hinrichtung an der Grenze“ aus dem Band „Die Gräber schweigen“. Inhaltlich sind diesem Kapitel auch die im Abschnitt Literatur und Kunst veröffentlichten Gedichte von Luisa Lang Owen (USA) und die Holzschnitt-Illustrationen des Grafikers Robert Hammerstiel (Österreich) zuzuordnen; in ihnen werden grauenvolle Erlebnisse der beiden Banater Künstler in den Tito-Lagern im Westbanat in den Jahren 1944–48 künstlerisch verarbeitet.<br/>
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Wie groß die Lücken im vermittelten Schulwissen zur Banater Geschichte in den letzten hundert Jahren waren und sind, damit setzt sich der Publizist und
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Buchautor Hans Fink in seinem Beitrag „Brüche in unserem Geschichtsbild“ auseinander. Dr. Hans Dama würdigt das Wirken des namhaften  Quellenforschers zur Banater Geschichte, Dr. Alexander Krischan, der im Sommer 2009 verstorben ist.<br/>
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'''''Kulturgeschichte, Volkskunde, Literatur und Kunst'''''<br/>
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Wissenslücken schließen helfen, das ist auch das Anliegen weiterer Beiträge, insbesondere durch die biografische Übersicht „Erinnern, Gedenken, Jubilare 2010“ und dem vorangestellten Beitrag von Hans Fink, in dem auf die Notwendigkeit der Dokumentation der großen Leistung der Banater technischen Intelligenz hingewiesen und am Beispiel von vierzig Persönlichkeiten der Umfang und die Tragweite eines solchen Vorhabens vermittelt wird. Dr. Franz
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Metz erinnert an den 2008 verstorbenen Komponisten Walter Michael Klepper und veröffentlicht darin die erste chronologische Übersicht auf dessen Gesamtwerk. Kulturhistorisch aufschlussreich sind die Beiträge von Franz Heinz, [[Dr. Annemarie Podlipny-Hehn|Annemarie Podlipny-Hehn]], [[Karl-Hans Gross]] und [[Dr. Walther Anton Konschitzky|Walther Konschitzky]] über das [[WK:0376|Einwanderungsbild]] von [[Stefan Jäger]], das vor
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hundert Jahren enthüllt wurde und eine Wirkung erzielte, wie es keinem weiteren Werk eines Banater Künstlers je gelungen ist.<br/>
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Erinnert wird desgleichen, dass 2010 auch das Lloyd-Palais in Temeswar hundert Jahre alt wird, mit dessen Errichtung die Jugendstil-Prachtzeile – der Corso – ihren Anfang genommen hat. Der Historiker Dr. Lajos Kakucs stellt zwei herausragende Banater Pioniere des Flugwesens vor: Nemthy aus
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Arad und Asboth aus Pankota, ebenso porträtiert er Karl / Károly Inger, jenen Temeswarer, der Ausgang des 19. Jahrhunderts unter abenteuerlichen Umständen Vizekönig von Somalia wurde. Zwei verschwundene Banater Landschaften rufen die beeindruckenden Beiträge von Dr. Hans Dama in
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Erinnerung: „Ada Kaleh – das verhinderte Weltkulturerbe“ und von Wilhelm Weber „Das Angler- und Jägerparadies an den Billeder Teichen“.<br/>
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In Fortführung seiner volkskundlichen Darstellung im Kalender 2009 untersucht Dr. Hans Gehl die Bedeutung raum- und gemeinschaftsprägender
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Symbole der banatdeutschen Bevölkerung einst und heute, Begriffe, Einrichtungen, Bezugsorte und Volksbräuche wie: Heimat, Landsleute, Kirchen,
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Kirchweih, Hausformen, Barockgiebel oder Heimatstuben. Der Musikwissenschaftler und Ethnologe Gottfried Habenicht stellt den schwäbischen Volksbrauch der „Rejnmotter“ in seinem kulturhistorischen Bezug vor: „Die Regenmutter – ein Banater Fruchtbarkeitsbrauch“.<br/>
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Aus volkskundlicher und kulturhistorischer Sicht setzt sich Barbara Gaug mit Kraut als einem Grundnahrungsmittel in der traditionellen Ernährungsweise der Banater Schwaben auseinander („Vum Kraut werd mer scheen!“); Anton Bleiziffer veranschaulicht, wie die Ziehharmonikaspieler aus Sanktanna in Deutschland eine Musiktradition fortsetzen, die im Herkunftsgebiet fast schon verklungen ist.<br/>
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Ausführliche Würdigungen namhafter Banater Schriftsteller und Künstler zeichnen Heinrich Lay über Karl Wilhelm Ritter von Martini, dem „Begründer der donauschwäbischen Literatur“, anlässlich seines 125. Todestages, Dr. Hans Dama über Rudolf Hollinger zum 100. Geburtstag, Gottfried Habenicht über den ersten, den bekanntesten und auch beliebtesten Banater Mundartdichter Johann Szimits zum 100. Todesag („E razische Schwob“), Dr. Walter
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Engel über den Schriftsteller und Publizisten Franz Heinz („Zwischen Heimat und Welt“) und über den Maler Franz Kumher („Streben nach Harmonie und Schönheit“). Gedichte und Prosa von Rudolf Hollinger, Franz Heinz, Luisa Lang Owen, Julia Schiff, Julia Henriette Kakucs und Robert Schiff, banatschwäbische Mundartgedichte, heitere Erzählungen und Schwänke von Johann Szimits, Waltraut Binschedler, Robert Frank, Fanz Marschang, Hans Niedermayer und Rainer Kierer, Gemälde von [[Stefan Jäger]], Julius Stürmer, Franz Kumher, Hans Hausenstein-Burger und [[Helmut Scheibling]], Plastiken von Ingo Glass sowie Grafikarbeiten von Robert Hammerstiel, Karin Graf, Joseph Ed. Krämer und Peter Froh runden den Block Literatur und Kunst ab. Und damit ist noch nicht alles benannt, was der Banater Kalender 2010 als lesenswerte Lektüre und sehenswerte Bilder für ein Jahr anbietet!<br/>
 
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''Banater Kalender 2010, 304 Seiten und eine Beilage, Preis 18 Euro zuzüglich Versand. Bestellungen an Banat-Verlag, Zugspitzstraße 64, 85435 Erding, Telefon 08122 / 229 3422; E-Mail: banatverlag@gmx.de.''
Gibt es das Wort Buch-Kalender?
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Oder ist die Bezeichnung, die in
 
jüngster Zeit öfters zu hören ist,
 
lediglich eine verdeutlichende Neuprägung
 
auf etwas, das im Verständnis
 
der Banater Deutschen
 
seit altersher schlicht „Kalender“
 
oder in der schwäbischen Mundart
 
„Kulener“, nach dem Zweiten Weltkrieg
 
allenfalls noch „Almanach“
 
hieß? Der Ausdruck Buch-Kalender
 
ist auf den Banater Kalender
 
gemünzt und meint das Jahrbuch
 
mit über 300 Seiten Text und zahlreichen
 
Bildern, das der Banat-
 
Verlag Erding seit drei Jahren in
 
ebenso anziehender wie gediegener
 
Aufmachung und auf Kunstdruckpapier
 
gestaltet herausbringt.
 
Da die Tradition des Kalendermachens
 
in Buchform in Deutschland
 
am Erlöschen ist, versteht
 
man unter „Kalender“ allgemein
 
die bunten Wandkalender, die der
 
Buchhandel schon im Hochsommer
 
für das nächste Jahr anbietet.
 
Anders das Jahrbuch des
 
Banat-Verlags: Es setzt bewusst
 
die zwei Jahrhunderte lange
 
Tradition der Banater Kalender fort.
 
Es ist von der Konzeption her ein
 
traditionelles, vom Inhalt, von der
 
Gestaltung und Ausstattung her
 
jedoch ein modernes Banater
 
Lesebuch, das nicht nur ein Jahr
 
lang, sondern darüber hinaus noch
 
lesenwert sein will. Die Herausgeber
 
setzen dabei breites Interesse
 
voraus, insbesondere für die
 
Bereiche aktueller Bericht, Banater
 
Geschichte und Zeitgeschichte,
 
Volkskunde, Heimatkunde und
 
Mundart, Kulturgeschichte, Literatur
 
und Kunst; diese Schwerpunktgebiete
 
berücksichtigt auch der
 
Aufbau ihres Kalenders für das
 
kommende Jahr. Als Novum legen
 
die Herausgeber dem Kalender
 
überdies einen Kunstdruck des
 
Einwanderungsbildes von Stefan
 
Jäger bei, das vor hundert Jahren
 
– am 15. Mai 1910 – in Gertianosch
 
enthüllt wurde und „Ein
 
Stück von uns selbst“ geworden ist,
 
wie Franz Heinz schreibt.
 
Aktueller Bericht
 
und historischer Rückblick
 
Im traditionellen Kalendarium mit
 
den Mondphasen, Fest- und Feiertagen
 
sind für jeden Tag im Jahr die
 
gebräuchlichsten Namenstage
 
angeführt, Banater Bauern- und
 
Wetterregeln in Mundart und Farbfotografien
 
(für jeden Monat je ein
 
Bild aus Banater Heimatstuben
 
und volkskundlichen Sammlungen)
 
sowie ein Landschaftsbild aus
 
unserem Herkunftsgebiet ergänzen
 
die kalendarische Information.
 
Im anschließenden Rückblick auf
 
das Jahr 2009 werden bedeutende
 
Banater Veranstaltungen und Ereignisse
 
in Deutschland und im
 
Banat in Wort und Bild in Erinnerung
 
gerufen und zusammenfassend
 
dokumentiert: die Banater
 
Heimattage in Augsburg und
 
Temeswar, das Volkstanzfestival
 
mit Großem Schwabenball in
 
Göppingen, das Antonitreffen in
 
Freiburg, das Faschingstreiben der
 
1. Banater Karnevalgesellschaft
 
NORIS BANATORIS in Nürnberg, die
 
Aufführung eines Mundartstückes
 
von Stefan Heinz-Kehrer durch die
 
Gruppe „Tronauer Kumedi“, ebenso
 
die Jubiläumsfeier „Vierzig
 
Jahre Schubert-Chor“ in München,
 
die Gründung des „Gerhardsforums
 
Banater Schwaben“, zehn
 
Jahre Banater Seniorenzentrum
 
„Josef Nischbach“ in Ingolstadt,
 
die Instandsetzung der Kapelle auf
 
dem Silascher Weinberg oberhalb
 
des Kurortes Busiasch oder das
 
25. Weihejubiläum des engagierten
 
Heimatpriesters Peter Zillich,
 
des Pfarrers mit dem Akkordeon
 
am Altar, wie ihn nicht nur seine
 
Landsleute kennen und mögen.
 
Sicher ist damit nur ein Bruchteil
 
dessen benannt, was im Laufe
 
eines Jahres an Bemühungen um
 
den Erhalt, die Pflege und Weiterentwicklung
 
der Banater Kultur in
 
Deutschland und im Banat geschieht,
 
und doch bietet dies schon
 
einen umfassenden Überblick auf
 
die gegenwärtige Formenvielfalt
 
der Begegnungen, des Miteinanders
 
und des Austauschs innerhalb
 
der Banater Gemeinschaften
 
hier und dort. Auch Jubiläen bieten
 
sich dazu an: 150 Jahre erfolgreiches
 
Wirken der Notre-Dame-
 
Schulschwestern im Banat, das
 
Franziska Graf in ihrem Beitrag
 
„Fördern und fordern mit Liebe und
 
Strenge“ würdigt, oder Fünfzig
 
Jahre Gelöbniswallfahrt der Donauschwaben
 
nach Altötting in Bayern.
 
Der umfangreichste thematische
 
Teil ist der Banater Geschichte und
 
Zeitgeschichte gewidmet, in dem
 
wesentliche Momente, Ereignisse
 
und Entwicklungen von der Zeit der
 
Einwanderung der Deutschen ins
 
Banat bis in die zweite Hälfte
 
des 20. Jahrhunderts beleuchtet
 
werden. Der Familienforscher
 
Anton Krämer befasst sich mit dem
 
in den letzten Jahrzehnten kaum
 
behandelten Thema der Kolonistenwerber
 
für die Banatbesiedlung im
 
18. Jahrhundert. In einer breit
 
angelegten Darstellung geht
 
Georg Schmidt auf die Geschichte
 
der deutschen Evangelischen
 
Kirchengemeinden Augsburger
 
Bekenntnisses im rumänischen
 
Banat ein. Ein Ereignis von großer
 
Nachhaltigkeit wird im Beitrag „Vor
 
175 Jahren wurde Arad Königliche
 
Freistadt“ angesprochen und dabei
 
auch des damals amtierenden
 
Bürgermeisters Dominik Heim
 
gedacht, dessen Geburtstag sich
 
im nächsten Jahr zum 225. Mal
 
jährt.
 
Breiten Raum hat der Herausgeber
 
der tragischen Geschichte
 
über die Banater Industriellenfamilie
 
Maderspach in der Zeit der
 
Revolution von 1848/49 gegeben:
 
Walter Tonta umreißt die Herkunft
 
der weithin bekannten, hochangesehenen
 
Familie und stellt
 
den Offizier Franz Maderspach,
 
den „Held von Weißkirchen“, in den
 
Mittelpunkt seiner Betrachtung
 
(„Industriepioniere und Freiheitskämpfer“);
 
Radegunde Täuber
 
porträtiert den erfolgreichen Erfinder
 
und Fachmann im Hängebrückenbau,
 
Carl Maderspach und
 
dessen Ehefrau Franziska. Die
 
Tragödie des Ehepaares gipfelt in
 
den Ereignissen am 23. August
 
1849 in Russberg, als die junge
 
Frau nackt öffentlich ausgepeitscht
 
wurde, worauf ihr Mann in den Freitod
 
ging. In dem Beitrag werden
 
zum ersten Mal wesentliche Fragmente
 
aus den erschütternden Erinnerungen
 
der Franziska Maderspach
 
im originalen deutschen
 
Wortlaut veröffentlicht. Historische
 
Momente im Banat des 20. Jahrhunderts
 
beschreiben Tiberius
 
Huszka in „Die Grubenkatastrophe
 
von 1920 in Anina“, bei der 183
 
Bergarbeiter den Tod fanden,
 
Friedrich Eberle in seinen Erinnerungen
 
an die Russlandverschleppung
 
(„Einmal satt Brot“)
 
und Johann Steiner und Walter
 
König in dem Fragment „Hinrichtung
 
an der Grenze“ aus dem
 
Band „Die Gräber schweigen“.
 
Inhaltlich sind diesem Kapitel auch
 
die im Abschnitt Literatur und
 
Kunst veröffentlichten Gedichte
 
von Luisa Lang Owen (USA) und
 
die Holzschnitt-Illustrationen des
 
Grafikers Robert Hammerstiel
 
(Österreich) zuzuordnen; in ihnen
 
werden grauenvolle Erlebnisse der
 
beiden Banater Künstler in den
 
Tito-Lagern im Westbanat in den
 
Jahren 1944–48 künstlerisch verarbeitet.
 
Wie groß die Lücken im
 
vermittelten Schulwissen zur
 
Banater Geschichte in den letzten
 
hundert Jahren waren und sind,
 
damit setzt sich der Publizist und
 
Buchautor Hans Fink in seinem
 
Beitrag „Brüche in unserem Geschichtsbild“
 
auseinander. Dr.
 
Hans Dama würdigt das Wirken
 
des namhaften Quellenforschers
 
zur Banater Geschichte, Dr. Alexander
 
Krischan, der im Sommer
 
2009 verstorben ist.
 
Kulturgeschichte, Volkskunde,
 
Literatur und Kunst
 
Wissenslücken schließen helfen,
 
das ist auch das Anliegen weiterer
 
Beiträge, insbesondere durch die
 
biografische Übersicht „Erinnern,
 
Gedenken, Jubilare 2010“ und
 
dem vorangestellten Beitrag von
 
Hans Fink, in dem auf die Notwendigkeit
 
der Dokumentation der
 
großen Leistung der Banater
 
technischen Intelligenz hingewiesen
 
und am Beispiel von vierzig
 
Persönlichkeiten der Umfang und
 
die Tragweite eines solchen Vorhabens
 
vermittelt wird. Dr. Franz
 
Metz erinnert an den 2008 verstorbenen
 
Komponisten Walter
 
Michael Klepper und veröffentlicht
 
darin die erste chronologische
 
Übersicht auf dessen Gesamtwerk.
 
Kulturhistorisch aufschlussreich
 
sind die Beiträge von Franz
 
Heinz, Annemarie Podlipny-Hehn,
 
Karl-Hans Gross und Walther Konschitzky
 
über das Einwanderungsbild
 
von Stefan Jäger, das vor
 
hundert Jahren enthüllt wurde und
 
eine Wirkung erzielte, wie es
 
keinem weiteren Werk eines
 
Banater Künstlers je gelungen ist.
 
Erinnert wird desgleichen, dass
 
2010 auch das Lloyd-Palais in
 
Temeswar hundert Jahre alt wird,
 
mit dessen Errichtung die Jugendstil-
 
Prachtzeile – der Corso – ihren
 
Anfang genommen hat. Der Historiker
 
Dr. Lajos Kakucs stellt zwei
 
herausragende Banater Pioniere
 
des Flugwesens vor: Nemthy aus
 
Arad und Asboth aus Pankota,
 
ebenso porträtiert er Karl / Károly
 
Inger, jenen Temeswarer, der Ausgang
 
des 19. Jahrhunderts unter
 
abenteuerlichen Umständen Vizekönig
 
von Somalia wurde. Zwei
 
verschwundene Banater Landschaften
 
rufen die beeindruckenden
 
Beiträge von Dr. Hans Dama in
 
Erinnerung: „Ada Kaleh – das verhinderte
 
Weltkulturerbe“ und von
 
Wilhelm Weber „Das Angler- und
 
Jägerparadies an den Billeder
 
Teichen“.
 
In Fortführung seiner volkskundlichen
 
Darstellung im Kalender
 
2009 untersucht Dr. Hans Gehl die
 
Bedeutung raum- und gemeinschaftsprägender
 
Symbole der
 
banatdeutschen Bevölkerung einst
 
und heute, Begriffe, Einrichtungen,
 
Bezugsorte und Volksbräuche wie:
 
Heimat, Landsleute, Kirchen,
 
Kirchweih, Hausformen, Barockgiebel
 
oder Heimatstuben. Der
 
Musikwissenschaftler und Ethnologe
 
Gottfried Habenicht stellt den
 
schwäbischen Volksbrauch der
 
„Rejnmotter“ in seinem kulturhistorischen
 
 
 
Bezug vor: „Die Regenmutter
 
– ein Banater Fruchtbarkeitsbrauch“.
 
Aus volkskundlicher
 
und kulturhistorischer Sicht setzt
 
sich Barbara Gaug mit Kraut als
 
einem Grundnahrungsmittel in der
 
traditionellen Ernährungsweise der
 
Banater Schwaben auseinander
 
(„Vum Kraut werd mer scheen!“);
 
Anton Bleiziffer veranschaulicht,
 
wie die Ziehharmonikaspieler aus
 
Sanktanna in Deutschland eine
 
Musiktradition fortsetzen, die im
 
Herkunftsgebiet fast schon verklungen
 
ist.
 
Ausführliche Würdigungen namhafter
 
Banater Schriftsteller und
 
Künstler zeichnen Heinrich Lay
 
über Karl Wilhelm Ritter von
 
Martini, dem „Begründer der donauschwäbischen
 
Literatur“, anlässlich
 
seines 125. Todestages, Dr.
 
Hans Dama über Rudolf Hollinger
 
zum 100. Geburtstag, Gottfried
 
Habenicht über den ersten, den
 
bekanntesten und auch beliebtesten
 
Banater Mundartdichter
 
Johann Szimits zum 100. Todesag
 
(„E razische Schwob“), Dr. Walter
 
Engel über den Schriftsteller
 
und Publizisten Franz Heinz
 
(„Zwischen Heimat und Welt“) und
 
über den Maler Franz Kumher
 
(„Streben nach Harmonie und
 
Schönheit“).
 
Gedichte und Prosa von Rudolf
 
Hollinger, Franz Heinz, Luisa Lang
 
Owen, Julia Schiff, Julia Henriette
 
Kakucs und Robert Schiff, banatschwäbische
 
Mundartgedichte,
 
heitere Erzählungen und Schwänke
 
von Johann Szimits, Waltraut
 
Binschedler, Robert Frank, Fanz
 
Marschang, Hans Niedermayer
 
und Rainer Kierer, Gemälde von
 
Stefan Jäger, Julius Stürmer, Franz
 
Kumher, Hans Hausenstein-
 
Burger und Helmut Scheibling,
 
Plastiken von Ingo Glass sowie
 
Grafikarbeiten von Robert Hammerstiel,
 
Karin Graf, Joseph Ed.
 
Krämer und Peter Froh runden den
 
Block Literatur und Kunst ab. Und
 
damit ist noch nicht alles benannt,
 
was der Banater Kalender 2010 als
 
lesenswerte Lektüre und sehenswerte
 
Bilder für ein Jahr anbietet!
 
H.W.
 
Banater Kalender 2010, 304
 
Seiten und eine Beilage, Preis 18
 
Euro zuzüglich Versand. Bestellungen
 
an Banat-Verlag, Zugspitzstraße
 
64, 85435 Erding, Telefon
 
08122 / 229 3422; E-Mail: banatverlag@
 
gmx.de.
 
 
 
 
==PDF-Datei des Artikels==
 
==PDF-Datei des Artikels==
* {{pdf|Art_0729.pdf|Banater Post (2009/Nr.23/24)}}
+
* {{pdf|ART_0831.pdf|Banater Post (2009/Nr.23/24)}}
 
 
  
 
[[Kategorie:Zeitung]]
 
[[Kategorie:Zeitung]]
 
[[Kategorie:Banater Post]]
 
[[Kategorie:Banater Post]]
[[Kategorie:]]
 

Aktuelle Version vom 16. Mai 2016, 09:13 Uhr


Bibliografie
Artikel Nummer: 0831
Autor Name: W. H.
Titel des Artikels : Der dritte Banater »Buch-Kalender«
Untertitel des Artikels: Im Banat-Verlag Erding ist der Banater Kalender 2010 erschienen
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Banater Post
Erscheinungsort: München
Jahrgang: 53
Ausgabe: 23/24
Datum: 10.12.2009
Seite: 8
* [[W. H.]]: [[ART:0831 - Der dritte Banater Buch-Kalender|<i>Der dritte Banater »Buch-Kalender«</i>. Im Banat-Verlag Erding ist der Banater Kalender 2010 erschienen]]. Banater Post, München 10.12.2009 (Jg.53), S. 8
Ein Jahrbuch mit unverwechselbarem Gesicht

Im Banat-Verlag Erding ist der Banater Kalender 2010 erschienen
Ein Jahrbuch mit unverwechselbarem Gesicht

Gibt es das Wort Buch-Kalender? Oder ist die Bezeichnung, die in jüngster Zeit öfters zu hören ist, lediglich eine verdeutlichende Neuprägung auf etwas, das im Verständnis der Banater Deutschen seit altersher schlicht „Kalender“ oder in der schwäbischen Mundart „Kulener“, nach dem Zweiten Weltkrieg allenfalls noch „Almanach“ hieß? Der Ausdruck Buch-Kalender ist auf den Banater Kalender gemünzt und meint das Jahrbuch mit über 300 Seiten Text und zahlreichen Bildern, das der Banat-Verlag Erding seit drei Jahren in ebenso anziehender wie gediegener Aufmachung und auf Kunstdruckpapier gestaltet herausbringt. Da die Tradition des Kalendermachens in Buchform in Deutschland am Erlöschen ist, versteht man unter „Kalender“ allgemein die bunten Wandkalender, die der Buchhandel schon im Hochsommer für das nächste Jahr anbietet. Anders das Jahrbuch des Banat-Verlags: Es setzt bewusst die zwei Jahrhunderte lange Tradition der Banater Kalender fort. Es ist von der Konzeption her ein traditionelles, vom Inhalt, von der Gestaltung und Ausstattung her jedoch ein modernes Banater Lesebuch, das nicht nur ein Jahr lang, sondern darüber hinaus noch lesenwert sein will. Die Herausgeber setzen dabei breites Interesse voraus, insbesondere für die Bereiche aktueller Bericht, Banater Geschichte und Zeitgeschichte, Volkskunde, Heimatkunde und Mundart, Kulturgeschichte, Literatur und Kunst; diese Schwerpunktgebiete berücksichtigt auch der Aufbau ihres Kalenders für das kommende Jahr. Als Novum legen die Herausgeber dem Kalender überdies einen Kunstdruck des Einwanderungsbildes von Stefan Jäger bei, das vor hundert Jahren – am 15. Mai 1910 – in Gertianosch enthüllt wurde und „Ein Stück von uns selbst“ geworden ist, wie Franz Heinz schreibt.

Aktueller Bericht und historischer Rückblick

Im traditionellen Kalendarium mit den Mondphasen, Fest- und Feiertagen sind für jeden Tag im Jahr die gebräuchlichsten Namenstage angeführt, Banater Bauern- und Wetterregeln in Mundart und Farbfotografien (für jeden Monat je ein Bild aus Banater Heimatstuben und volkskundlichen Sammlungen) sowie ein Landschaftsbild aus unserem Herkunftsgebiet ergänzen die kalendarische Information. Im anschließenden Rückblick auf das Jahr 2009 werden bedeutende Banater Veranstaltungen und Ereignisse in Deutschland und im Banat in Wort und Bild in Erinnerung gerufen und zusammenfassend dokumentiert: die Banater Heimattage in Augsburg und Temeswar, das Volkstanzfestival mit Großem Schwabenball in Göppingen, das Antonitreffen in Freiburg, das Faschingstreiben der 1. Banater Karnevalgesellschaft NORIS BANATORIS in Nürnberg, die Aufführung eines Mundartstückes von Stefan Heinz-Kehrer durch die Gruppe „Tronauer Kumedi“, ebenso die Jubiläumsfeier „Vierzig Jahre Schubert-Chor“ in München, die Gründung des „Gerhardsforums Banater Schwaben“, zehn Jahre Banater Seniorenzentrum „Josef Nischbach“ in Ingolstadt, die Instandsetzung der Kapelle auf dem Silascher Weinberg oberhalb des Kurortes Busiasch oder das 25. Weihejubiläum des engagierten Heimatpriesters Peter Zillich, des Pfarrers mit dem Akkordeon am Altar, wie ihn nicht nur seine Landsleute kennen und mögen. Sicher ist damit nur ein Bruchteil dessen benannt, was im Laufe eines Jahres an Bemühungen um den Erhalt, die Pflege und Weiterentwicklung der Banater Kultur in Deutschland und im Banat geschieht, und doch bietet dies schon einen umfassenden Überblick auf die gegenwärtige Formenvielfalt der Begegnungen, des Miteinanders und des Austauschs innerhalb der Banater Gemeinschaften hier und dort. Auch Jubiläen bieten sich dazu an: 150 Jahre erfolgreiches Wirken der Notre-Dame-Schulschwestern im Banat, das Franziska Graf in ihrem Beitrag „Fördern und fordern mit Liebe und Strenge“ würdigt, oder Fünfzig Jahre Gelöbniswallfahrt der Donauschwaben nach Altötting in Bayern. Der umfangreichste thematische Teil ist der Banater Geschichte und Zeitgeschichte gewidmet, in dem wesentliche Momente, Ereignisse und Entwicklungen von der Zeit der Einwanderung der Deutschen ins Banat bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts beleuchtet werden. Der Familienforscher Anton Krämer befasst sich mit dem in den letzten Jahrzehnten kaum behandelten Thema der Kolonistenwerber für die Banatbesiedlung im 18. Jahrhundert. In einer breit angelegten Darstellung geht Georg Schmidt auf die Geschichte der deutschen Evangelischen Kirchengemeinden Augsburger Bekenntnisses im rumänischen Banat ein. Ein Ereignis von großer Nachhaltigkeit wird im Beitrag „Vor 175 Jahren wurde Arad Königliche Freistadt“ angesprochen und dabei auch des damals amtierenden Bürgermeisters Dominik Heim gedacht, dessen Geburtstag sich im nächsten Jahr zum 225. Mal jährt.
Breiten Raum hat der Herausgeber der tragischen Geschichte über die Banater Industriellenfamilie Maderspach in der Zeit der Revolution von 1848/49 gegeben: Walter Tonța umreißt die Herkunft der weithin bekannten, hochangesehenen Familie und stellt den Offizier Franz Maderspach, den „Held von Weißkirchen“, in den Mittelpunkt seiner Betrachtung („Industriepioniere und Freiheitskämpfer“); Radegunde Täuber porträtiert den erfolgreichen Erfinder und Fachmann im Hängebrückenbau, Carl Maderspach und dessen Ehefrau Franziska. Die Tragödie des Ehepaares gipfelt in den Ereignissen am 23. August 1849 in Russberg, als die junge Frau nackt öffentlich ausgepeitscht wurde, worauf ihr Mann in den Freitod ging. In dem Beitrag werden zum ersten Mal wesentliche Fragmente aus den erschütternden Erinnerungen der Franziska Maderspach im originalen deutschen Wortlaut veröffentlicht. Historische Momente im Banat des 20. Jahrhunderts beschreiben Tiberius Huszka in „Die Grubenkatastrophe von 1920 in Anina“, bei der 183 Bergarbeiter den Tod fanden, Friedrich Eberle in seinen Erinnerungen an die Russlandverschleppung („Einmal satt Brot“) und Johann Steiner und Walter König in dem Fragment „Hinrichtung an der Grenze“ aus dem Band „Die Gräber schweigen“. Inhaltlich sind diesem Kapitel auch die im Abschnitt Literatur und Kunst veröffentlichten Gedichte von Luisa Lang Owen (USA) und die Holzschnitt-Illustrationen des Grafikers Robert Hammerstiel (Österreich) zuzuordnen; in ihnen werden grauenvolle Erlebnisse der beiden Banater Künstler in den Tito-Lagern im Westbanat in den Jahren 1944–48 künstlerisch verarbeitet.
Wie groß die Lücken im vermittelten Schulwissen zur Banater Geschichte in den letzten hundert Jahren waren und sind, damit setzt sich der Publizist und Buchautor Hans Fink in seinem Beitrag „Brüche in unserem Geschichtsbild“ auseinander. Dr. Hans Dama würdigt das Wirken des namhaften Quellenforschers zur Banater Geschichte, Dr. Alexander Krischan, der im Sommer 2009 verstorben ist.

Kulturgeschichte, Volkskunde, Literatur und Kunst

Wissenslücken schließen helfen, das ist auch das Anliegen weiterer Beiträge, insbesondere durch die biografische Übersicht „Erinnern, Gedenken, Jubilare 2010“ und dem vorangestellten Beitrag von Hans Fink, in dem auf die Notwendigkeit der Dokumentation der großen Leistung der Banater technischen Intelligenz hingewiesen und am Beispiel von vierzig Persönlichkeiten der Umfang und die Tragweite eines solchen Vorhabens vermittelt wird. Dr. Franz Metz erinnert an den 2008 verstorbenen Komponisten Walter Michael Klepper und veröffentlicht darin die erste chronologische Übersicht auf dessen Gesamtwerk. Kulturhistorisch aufschlussreich sind die Beiträge von Franz Heinz, Annemarie Podlipny-Hehn, Karl-Hans Gross und Walther Konschitzky über das Einwanderungsbild von Stefan Jäger, das vor hundert Jahren enthüllt wurde und eine Wirkung erzielte, wie es keinem weiteren Werk eines Banater Künstlers je gelungen ist.
Erinnert wird desgleichen, dass 2010 auch das Lloyd-Palais in Temeswar hundert Jahre alt wird, mit dessen Errichtung die Jugendstil-Prachtzeile – der Corso – ihren Anfang genommen hat. Der Historiker Dr. Lajos Kakucs stellt zwei herausragende Banater Pioniere des Flugwesens vor: Nemthy aus Arad und Asboth aus Pankota, ebenso porträtiert er Karl / Károly Inger, jenen Temeswarer, der Ausgang des 19. Jahrhunderts unter abenteuerlichen Umständen Vizekönig von Somalia wurde. Zwei verschwundene Banater Landschaften rufen die beeindruckenden Beiträge von Dr. Hans Dama in Erinnerung: „Ada Kaleh – das verhinderte Weltkulturerbe“ und von Wilhelm Weber „Das Angler- und Jägerparadies an den Billeder Teichen“.
In Fortführung seiner volkskundlichen Darstellung im Kalender 2009 untersucht Dr. Hans Gehl die Bedeutung raum- und gemeinschaftsprägender Symbole der banatdeutschen Bevölkerung einst und heute, Begriffe, Einrichtungen, Bezugsorte und Volksbräuche wie: Heimat, Landsleute, Kirchen, Kirchweih, Hausformen, Barockgiebel oder Heimatstuben. Der Musikwissenschaftler und Ethnologe Gottfried Habenicht stellt den schwäbischen Volksbrauch der „Rejnmotter“ in seinem kulturhistorischen Bezug vor: „Die Regenmutter – ein Banater Fruchtbarkeitsbrauch“.
Aus volkskundlicher und kulturhistorischer Sicht setzt sich Barbara Gaug mit Kraut als einem Grundnahrungsmittel in der traditionellen Ernährungsweise der Banater Schwaben auseinander („Vum Kraut werd mer scheen!“); Anton Bleiziffer veranschaulicht, wie die Ziehharmonikaspieler aus Sanktanna in Deutschland eine Musiktradition fortsetzen, die im Herkunftsgebiet fast schon verklungen ist.
Ausführliche Würdigungen namhafter Banater Schriftsteller und Künstler zeichnen Heinrich Lay über Karl Wilhelm Ritter von Martini, dem „Begründer der donauschwäbischen Literatur“, anlässlich seines 125. Todestages, Dr. Hans Dama über Rudolf Hollinger zum 100. Geburtstag, Gottfried Habenicht über den ersten, den bekanntesten und auch beliebtesten Banater Mundartdichter Johann Szimits zum 100. Todesag („E razische Schwob“), Dr. Walter Engel über den Schriftsteller und Publizisten Franz Heinz („Zwischen Heimat und Welt“) und über den Maler Franz Kumher („Streben nach Harmonie und Schönheit“). Gedichte und Prosa von Rudolf Hollinger, Franz Heinz, Luisa Lang Owen, Julia Schiff, Julia Henriette Kakucs und Robert Schiff, banatschwäbische Mundartgedichte, heitere Erzählungen und Schwänke von Johann Szimits, Waltraut Binschedler, Robert Frank, Fanz Marschang, Hans Niedermayer und Rainer Kierer, Gemälde von Stefan Jäger, Julius Stürmer, Franz Kumher, Hans Hausenstein-Burger und Helmut Scheibling, Plastiken von Ingo Glass sowie Grafikarbeiten von Robert Hammerstiel, Karin Graf, Joseph Ed. Krämer und Peter Froh runden den Block Literatur und Kunst ab. Und damit ist noch nicht alles benannt, was der Banater Kalender 2010 als lesenswerte Lektüre und sehenswerte Bilder für ein Jahr anbietet!

H.W.

Banater Kalender 2010, 304 Seiten und eine Beilage, Preis 18 Euro zuzüglich Versand. Bestellungen an Banat-Verlag, Zugspitzstraße 64, 85435 Erding, Telefon 08122 / 229 3422; E-Mail: banatverlag@gmx.de.

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