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ART:0939 - Beiträge zu einem stimmigen Banat Bild: Unterschied zwischen den Versionen

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Zwei Schlussfolgerungen zeichnen sich bei der Lektüre der Beiträge und beim Betrachten der weit über 229 Bilder und Illustrationen ab, die vierzig
 
Zwei Schlussfolgerungen zeichnen sich bei der Lektüre der Beiträge und beim Betrachten der weit über 229 Bilder und Illustrationen ab, die vierzig
 
Mitarbeiter für den Banater Kalender 2014 erarbeitet haben und in dem 312 Seiten starken siebenten Jahrbuch des Banat Verlags Erding ausbreiten. Als erstes fällt auf, wie viele Autoren in den Dörfern und Städten des Banats einst Alltägliches und zutiefst Vertrautes nachspüren und festzuhalten
 
Mitarbeiter für den Banater Kalender 2014 erarbeitet haben und in dem 312 Seiten starken siebenten Jahrbuch des Banat Verlags Erding ausbreiten. Als erstes fällt auf, wie viele Autoren in den Dörfern und Städten des Banats einst Alltägliches und zutiefst Vertrautes nachspüren und festzuhalten
versuchen, was unserem Blick zu entschwinden
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versuchen, was unserem Blick zu entschwinden droht oder beinahe schon vergessen ist. Die Fragen, die sich dabei ergeben, und die Überlegungen, die sich einstellen, betreffen uns, und sie machen uns nicht selten betroffen: Es geht um Fragen nach der ursprünglichen Sinngebung und der Funktion von Kulturüberlieferungen, gesellschaftlichen Ereignissen und Einrichtungen, um öffentliche Bauten wie auch um die Gedenkstätten in der Lebenswelt unseres Herkunftsraumes. Es geht aber auch ausdrücklich um die Wahrnehmung, das Wirkbarmachen und die Bewahrung dieses Kulturerbes in unserer Zeit.<br/>
droht oder beinahe schon
+
Als ein zweites Anliegen der Gestalter dieses Jahrbuchs erweist sich das forschende Suchen, die Erschließung und die Bereitstellung neuer Informationen und Bildbelege zu materiellen und geistigen Werten der Banater Kultur. So werden uns auch wesentliche, bislang nie oder nur ansatzweise behandelte Themen näher gebracht und Sachverhalte im Licht neuer Erkenntnisse oder aus neuen Blickwinkeln und Sichtweisen dargestellt.<br/>
vergessen ist. Die Fragen, die sich dabei
+
Georg Schmidt zeichnet ein komplexes Porträt des im Banat kaum bekannten Kampfgefährten Prinz Eugens von Savoyen, Johann Georg Freiherr von Harruckern, der es vom Bauernsohn zum ungarischen Magnaten gebracht hat und der Gründer mehrerer Ortschaften der Arader Gegend wurde, unter anderem der Großgemeinden Arad-Sanktmartin und Semlak.<br/>
ergeben, und die Überlegungen,
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Uwe Detemple umreißt die europäische Dimension des Bauernkrieges unter György Dózsa, dessen blutiges Ende bei Temeswar sich 2014 zum 500. mal jährt.<br/>
die sich einstellen, betreffen uns, und
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Bislang noch nicht untersuchten Banater Themen widmet sich der Historiker Dr. Lajos Kakucs; er legt die erste ausführliche Darstellung der „Schlaraffia Temesia“ vor, eines Männerbundes, dem eine große Zahl Temeswarer Honoratioren, Künstler, Ärzte und Vertreter der Wirtschaft angehörten. Der Autor präsentiert desgleichen zwei Denkmäler aus dem Ersten Weltkrieg, die jahrzehntelang der Öffentlichkeit vorenthalten wurden: den „Baum von Doberdo“
sie machen uns nicht selten betroffen:
+
und den „Eisernen Wehrmann“, die sich heute im Banater Museum Temeswar befinden. Einblicke in unerforschte Bereiche der Banater Kulturgeschichte gewähren auch die Dokumentationen „Heilige Barbara und Johannes von Nepomuk – Bergmännische Motive in der sakralen Kunst des Banater Berglands“ von Dr. Volker Wollmann und „Fünf Generationen Instrumentenbauer Braun aus Temeswar“ von Günther Friedmann, ebenso ein aufschlussreiches Gespräch mit Clara-Liselotte Basica, geborene Mühle, über die Kunstgärtner Wilhelm und Arpad Mühle, den Begründern des Temeswarer Rosengartens.<br/>
Es geht um Fragen nach der ursprünglichen
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Josef-Franz Schreck hat für den Banater Kalender 2014 Ergebnisse seiner jahrzehntelangen Nachforschungen über die Geschichte des Kurbades Busiasch zusammengefasst. Das Schaffen der Banater Künstler Friedrich Schreiber, [[Walter Andreas Kirchner]], Helmut Stürmer, Peter Schweg, Ingo Glass, Nora Schütz-Minorovics und Robert Schiff wird in Ausstellungsbesprechungen und mit zahlreichen Reproduktionen von Gemälden, Skulpturen und Grafikarbeiten illustriert.<br/>
Sinngebung und der
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Würdigungen anlässlich runder Geburts- oder Todestage widmet der Kalender dem Chronisten der Banater Pestepidemie Anton von Hammer (1809-1889), dem verdienten Schulmann und Prälaten Josef Nischbach (1889-1970), von dem auch ein Text über die Entstehung der „Banatia“ veröffentlicht wird, deren Mitbegründer Josef Nischbach war. Mit Auszügen aus der Koloman-Wallisch-Kantate von Bertolt Brecht wird an den aus Lugosch stammenden Arbeiterführer, der 1934 in Österreich hingerichtet wurde, erinnert. In dem Beitrag „Poetischer und publizistischer Zeitzeuge“ skizziert Dr. Walter Engel das vielseitige Schaffen einer markanten Persönlichkeit des Banater Kultur- und Geisteslebens: [[Robert Reiter]] / Franz Liebhard, der in den Tagen des politischen Umbruchs 1989 in Temeswar verstorben ist. Hans Hausenstein-Burger analysiert unter dem Titel „Bilder gegen das Vergessen“ das grafische Werk Viktor Stürmers, dessen Geburtstag sich 2014 zum 100. Mal jährt. Nachrufe auf die 2013 verstorbenen Hochschullehrer Karl Streit und Peter Kottler
Funktion von Kulturüberlieferungen,
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zeichnen Heinrich Lay und Prof. Dr. Roxana Nubert, auf den Rektor des Karlsburger katholischen Priesterseminars, Monsignore Peter Jäger, der Diözesanarchivar Claudiu Călin.<br/>
gesellschaftlichen Ereignissen und
+
In mehreren Beiträgen werden zeitgeschichtliche Ereignisse mit nachhaltigen Auswirkungen auf gruppenspezifische Entwicklungen aufgezeigt. Uwe Detemple veröffentlicht eine chronologische Darstellung der Erhebung von Temeswar in der Vorweihnachtszeit 1989, jenem Funken, der die Revolution in Rumänien ausgelöst hat. Die politische Wende brachte auch der deutschen Bevölkerung des Banats die Befreiung von der Diktatur und die lang ersehnte Möglichkeit, über den Verbleib im Banat oder ihre Aussiedlung in den Westen selbst zu entscheiden. Als ein publizistisches Zeitdokument jener Jahre der Aufgabe von Heimat und der Begegnung mit Deutschland ist der Beitrag „Sagen wir, aus Freundschaft. Entschuldigungen eines Aussiedlers“ von Franz
Einrichtungen, um öffentliche Bauten
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Heinz zu werten, den die Herausgeber 25 Jahre nach der Erstveröffentlichung dieses Textes in das Jahrbuch aufgenommen haben. Wie bedeutsam die Aussagen sind, die Franz Heinz damals im Namen seiner Landsleute in der deutschen Öffentlichkeit gemacht hat, kann heute immer noch – und mit mancherlei Gewinn – nachvollzogen werden.<br/>
wie auch um die Gedenkstätten in der
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Von den Veränderungen, die sich in dem Vierteljahrhundert seit der massenhaften Auswanderung nach der politischen Wende innerhalb unserer Gruppe eingestellt haben und die vielfältigen, auch grundlegend neuen Beziehungsgeflechte, die aufgebaut werden konnten, zeugen die Beiträge über Großveranstaltungen der Landsmannschaft der Banater Schwaben in Deutschland und des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, die sowohl von beispielhafter Integration wie auch vom Bemühen um Identitätsbewahrung und um die Fortführung von Banater Kulturtraditionen sprechen. Weitere
Lebenswelt unseres Herkunftsraumes.
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Facetten zu diesem Themenbereich eröffnen sich auch aus den Berichten von Anton Bleiziffer über die Verleihung des Hessischen Hochschulpreises
Es geht aber auch ausdrücklich um
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an den Musiker Anton Hollich und über die Gründung einer neuen Blaskapelle in Sanktanna im Banat im Sommer 2013, desgleichen aus dem Beitrag „Das Bild einer Banater Lehrer-Generation“ mit Einschätzungen von Hans Fink, Paula Knopf, Franz Quitter und Uwe Grün über den Band „Deutsche Pädagogische Lehranstalt Temeswar 1948-1958“, herausgegeben von Katharina Schmidt. Und nicht zuletzt geht dies exemplarisch aus den Betrachtungen über Herkunft und Entwicklung der Banater Kirchweihbräuche und über Chancen ihres Fortbestandes im Banat und in Deutschland hervor – einer repräsentativen Studie, die Dr. Hans Gehl vor mehreren Jahren erarbeitet und für diesen Kalender in einer verkürzten Fassung aufbereitet hat.<br/>
die Wahrnehmung, das Wirkbarmachen
+
Aus dem umfangreichen Abschnitt zu Themen der Banater Volkskultur und Mundart erwähnen wir die gediegenen Analysen von Gottfried Habenicht
und die Bewahrung dieses Kulturerbes
+
einer seltenen Ballade aus dem Banat wie auch des Kronprinz-Rudolf-Liedes über die Tragödie von Mayerling vor 125 Jahren. Barbara Gaug setzt ihre volkskundlich-kulturhistorische Reihe mit dem Artikel „Quetschequetschemus und Gatschefudder. Haltbarmachen von Lebensmitteln in der Banater deutschen Küche“ fort; Hans Fink bringt dem Leser eine nicht jedem auffallende Gestalt unserer Märchen – den Strâmbă-Lemne, den Bäumekrummbieger – näher und Erhard Recktenwald die Sage, die sich um den Hügel „Geelbuckel“ bei Königshof rankt. Texte in Banater schwäbischer Mundart zeichnen Radegunde Täuber („A Blumenthaler Hochzeitsspruch“), Hans Niedermayer (Erzählungen aus seinem 2013 erschienenen Band „Summerwind“), Josef Titsch (heitere Dorfgeschichten) und Rainer Kierer (Mundartgedichte). Abgeschlossen wird der Band mit dem Beitrag „Erinnern, Gedenken, Jubilare 2014“ – einer umfassenden Vorschau auf Gedenkanlässe und Jubiläen im kommenden Jahr.<br/>
in unserer Zeit.
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H. W.<br/>
Als ein zweites Anliegen der
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''Banater Kalender 2014. Herausgeber: Aneta und Walther Konschitzky. Erding: Banat Verlag 2013. 312 Seiten, davon 64 in Farbe, 229 Bilder und Illustrationen. Preis 20 Euro (zzgl. Versand). Bestellung: Banat Verlag, Zugspitzstraße 64, 85435 Erding, Telefon 08122 / 2293422, E-Mail'' banatverlag@gmx.de<br/>
Gestalter dieses Jahrbuchs erweist
 
sich das forschende Suchen, die Erschließung
 
und die Bereitstellung
 
neuer Informationen und Bildbelege
 
zu materiellen und geistigen Werten
 
der Banater Kultur. So werden uns
 
auch wesentliche, bislang nie oder
 
nur ansatzweise behandelte Themen
 
näher gebracht und Sachverhalte im
 
Licht neuer Erkenntnisse oder aus
 
neuen Blickwinkeln und Sichtweisen
 
dargestellt.
 
Georg Schmidt zeichnet ein komplexes
 
Porträt des im Banat kaum bekannten
 
Kampfgefährten Prinz Eugens
 
von Savoyen, Johann Georg Freiherr
 
von Harruckern, der es vom Bauernsohn
 
zum ungarischen Magnaten
 
gebracht hat und der Gründer mehrerer
 
Ortschaften der Arader Gegend
 
wurde, unter anderem der Großgemeinden
 
Arad-Sanktmartin und Semlak.
 
Uwe Detemple umreißt die europäische
 
Dimension des Bauernkrieges
 
unter György Dózsa, dessen blutiges
 
Ende bei Temeswar sich 2014 zum
 
500. Mal jährt. Bislang noch nicht untersuchten
 
Banater Themen widmet
 
sich der Historiker Dr. Lajos Kakucs;
 
er legt die erste ausführliche Darstellung
 
der „Schlaraffia Temesia“ vor, eines
 
Männerbundes, dem eine große
 
Zahl Temeswarer Honoratioren,
 
Künstler, Ärzte und Vertreter der
 
Wirtschaft angehörten. Der Autor präsentiert
 
desgleichen zwei Denkmäler
 
aus dem Ersten Weltkrieg, die jahrzehntelang
 
der Öffentlichkeit vorenthalten
 
wurden: den „Baum von Doberdo“
 
und den „Eisernen Wehrmann“,
 
die sich heute im Banater Museum
 
Temeswar befinden. Einblicke
 
in unerforschte Bereiche der Banater
 
Kulturgeschichte gewähren auch die
 
Dokumentationen „Heilige Barbara
 
und Johannes von Nepomuk – Bergmännische
 
Motive in der sakralen
 
Kunst des Banater Berglands“ von Dr.
 
Volker Wollmann und „Fünf Generationen
 
Instrumentenbauer Braun aus
 
Temeswar“ von Günther Friedmann,
 
ebenso ein aufschlussreiches Gespräch
 
mit Clara-Liselotte Basica, geborene
 
Mühle, über die Kunstgärtner
 
Wilhelm und Arpad Mühle, den Begründern
 
des Temeswarer Rosengartens.
 
Josef-Franz Schreck hat für den
 
Banater Kalender 2014 Ergebnisse seiner
 
jahrzehntelangen Nachforschungen
 
über die Geschichte des Kurbades
 
Busiasch zusammengefasst.
 
Das Schaffen der Banater Künstler
 
Friedrich Schreiber, Walter Andreas
 
Kirchner, Helmut Stürmer, Peter
 
Schweg, Ingo Glass, Nora Schütz-
 
Minorovics und Robert Schiff wird in
 
Ausstellungsbesprechungen und mit
 
zahlreichen Reproduktionen von
 
Gemälden, Skulpturen und Grafikarbeiten
 
illustriert.
 
Würdigungen anlässlich runder
 
Geburts- oder Todestage widmet der
 
Kalender dem Chronisten der Banater
 
Pestepidemie Anton von Hammer
 
(1809-1889), dem verdienten Schulmann
 
und Prälaten Josef Nischbach
 
(1889-1970), von dem auch ein Text
 
über die Entstehung der „Banatia“
 
veröffentlicht wird, deren Mitbegründer
 
Josef Nischbach war. Mit Auszügen
 
aus der Koloman-Wallisch-
 
Kantate von Bertolt Brecht wird an
 
den aus Lugosch stammenden Arbeiterführer,
 
der 1934 in Österreich hingerichtet
 
wurde, erinnert. In dem
 
Beitrag „Poetischer und publizistischer
 
Zeitzeuge“ skizziert Dr. Walter
 
Engel das vielseitige Schaffen einer
 
markanten Persönlichkeit des Banater
 
Kultur- und Geisteslebens: Robert
 
Reiter / Franz Liebhard, der in den
 
Tagen des politischen Umbruchs
 
1989 in Temeswar verstorben ist.
 
Hans Hausenstein-Burger analysiert
 
unter dem Titel „Bilder gegen das Vergessen“
 
das grafische Werk Viktor
 
Stürmers, dessen Geburtstag sich
 
2014 zum 100. Mal jährt. Nachrufe
 
auf die 2013 verstorbenen Hochschullehrer
 
Karl Streit und Peter Kottler
 
zeichnen Heinrich Lay und Prof. Dr.
 
Roxana Nubert, auf den Rektor des
 
Karlsburger katholischen Priesterseminars,
 
Monsignore Peter Jäger, der
 
Diözesanarchivar Claudiu Călin.
 
In mehreren Beiträgen werden zeitgeschichtliche
 
Ereignisse mit nachhaltigen
 
Auswirkungen auf gruppenspezifische
 
Entwicklungen aufgezeigt.
 
Uwe Detemple veröffentlicht eine
 
chronologische Darstellung der Erhebung
 
von Temeswar in der Vorweihnachtszeit
 
1989, jenem Funken, der
 
die Revolution in Rumänien ausgelöst
 
hat. Die politische Wende brachte
 
auch der deutschen Bevölkerung des
 
Banats die Befreiung von der Diktatur
 
und die lang ersehnte Möglichkeit,
 
über den Verbleib im Banat oder ihre
 
Aussiedlung in den Westen selbst zu
 
entscheiden. Als ein publizistisches
 
Zeitdokument jener Jahre der Aufgabe
 
von Heimat und der Begegnung mit
 
Deutschland ist der Beitrag „Sagen
 
wir, aus Freundschaft. Entschuldigungen
 
eines Aussiedlers“ von Franz
 
Heinz zu werten, den die Herausgeber
 
25 Jahre nach der Erstveröffentlichung
 
dieses Textes in das Jahrbuch
 
aufgenommen haben. Wie bedeutsam
 
die Aussagen sind, die Franz Heinz
 
damals im Namen seiner Landsleute
 
in der deutschen Öffentlichkeit gemacht
 
hat, kann heute immer noch –
 
und mit mancherlei Gewinn – nachvollzogen
 
werden.
 
Von den Veränderungen, die sich
 
in dem Vierteljahrhundert seit der
 
massenhaften Auswanderung nach
 
der politischen Wende innerhalb unserer
 
Gruppe eingestellt haben und
 
die vielfältigen, auch grundlegend
 
neuen Beziehungsgeflechte, die aufgebaut
 
werden konnten, zeugen die
 
Beiträge über Großveranstaltungen
 
der Landsmannschaft der Banater
 
Schwaben in Deutschland und des
 
Demokratischen Forums der Deutschen
 
im Banat, die sowohl von beispielhafter
 
Integration wie auch vom
 
Bemühen um Identitätsbewahrung
 
und um die Fortführung von Banater
 
Kulturtraditionen sprechen. Weitere
 
Facetten zu diesem Themenbereich
 
eröffnen sich auch aus den Berichten
 
von Anton Bleiziffer über die Verleihung
 
des Hessischen Hochschulpreises
 
an den Musiker Anton Hollich
 
und über die Gründung einer neuen
 
Blaskapelle in Sanktanna im Banat im
 
Sommer 2013, desgleichen aus dem
 
Beitrag „Das Bild einer Banater Lehrer-
 
Generation“ mit Einschätzungen
 
von Hans Fink, Paula Knopf, Franz
 
Quitter und Uwe Grün über den Band
 
„Deutsche Pädagogische Lehranstalt
 
Temeswar 1948-1958“, herausgegeben
 
von Katharina Schmidt. Und
 
nicht zuletzt geht dies exemplarisch
 
aus den Betrachtungen über Herkunft
 
und Entwicklung der Banater Kirchweihbräuche
 
und über Chancen ihres
 
Fortbestandes im Banat und in
 
Deutschland hervor – einer repräsentativen
 
Studie, die Dr. Hans Gehl vor
 
mehreren Jahren erarbeitet und für
 
diesen Kalender in einer verkürzten
 
Fassung aufbereitet hat.
 
Aus dem umfangreichen Abschnitt
 
zu Themen der Banater Volkskultur
 
und Mundart erwähnen wir die gediegenen
 
Analysen von Gottfried Habenicht
 
einer seltenen Ballade aus
 
dem Banat wie auch des Kronprinz-
 
Rudolf-Liedes über die Tragödie von
 
Mayerling vor 125 Jahren. Barbara
 
Gaug setzt ihre volkskundlich-kulturhistorische
 
Reihe mit dem Artikel
 
„Quetschequetschemus und Gatschefudder.
 
Haltbarmachen von Lebensmitteln
 
in der Banater deutschen Küche“
 
fort; Hans Fink bringt dem Leser
 
eine nicht jedem auffallende Gestalt
 
unserer Märchen – den Strâmbă-Lemne,
 
den Bäumekrummbieger – näher
 
und Erhard Recktenwald die Sage, die
 
sich um den Hügel „Geelbuckel“ bei
 
Königshof rankt.
 
Texte in Banater schwäbischer
 
Mundart zeichnen Radegunde Täuber
 
(„A Blumenthaler Hochzeitsspruch“),
 
Hans Niedermayer (Erzählungen aus
 
seinem 2013 erschienenen Band
 
„Summerwind“), Josef Titsch (heitere
 
Dorfgeschichten) und Rainer Kierer
 
(Mundartgedichte). Abgeschlossen
 
wird der Band mit dem Beitrag „Erinnern,
 
Gedenken, Jubilare 2014“ –
 
einer umfassenden Vorschau auf
 
Gedenkanlässe und Jubiläen im kommenden
 
Jahr. H. W.
 
Banater Kalender 2014. Herausgeber:
 
Aneta und Walther Konschitzky. Erding:
 
Banat Verlag 2013. 312 Seiten, davon
 
64 in Farbe, 229 Bilder und Illustrationen.
 
Preis 20 Euro (zzgl. Versand). Bestellung:
 
Banat Verlag, Zugspitzstraße
 
64, 85435 Erding, Telefon 08122 /
 
2293422, E-Mail banatverlag@gmx.de.
 
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==PDF-Datei des Artikels==
 
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Version vom 11. Mai 2016, 16:50 Uhr


Bibliografie
Artikel Nummer: 0939
Autor Name: W. H.
Titel des Artikels : Beiträge zu einem stimmigen Banat Bild
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Banater Post
Erscheinungsort: München
Jahrgang: 57
Nummer: 23/24
Datum: 10.12.2013
Seite: 7
* [[W. H.]]: [[ART:0939 - Beiträge zu einem stimmigen Banat Bild|<i>Beiträge zu einem stimmigen Banat Bild</i>]]. Banater Post, München 10.12.2013 (Jg.57 Nr.23/24), S. 7
ART 0939.jpg

In vielen Banater Ortschaften zogen in den 1920er und 1930er Jahren Prozessionen zu den Denkmälern, die für die Opfer des Ersten Weltkriegs in der Dorfmitte oder auf dem Friedhof errichtet worden waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg durfte diese Tradition des Gedenkens nicht mehr fortgeführt werden. Im Sommer 2014 sind es hundert Jahre seit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs; in vier Beiträgen wird im Banater Kalender 2014 an die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ erinnert, die auch im Banat in Tausenden Familien tiefe Wunden schlug und zur Aufteilung dieser historischen Landschaft an drei neue Vaterländer geführt hat. Was bedeuten uns heute noch die Denkmäler an jene Zeit? Mit vierzig Farbaufnahmen auf dem Umschlag und im Kalender-Teil des Jahrbuchs ruft Walther Konschitzky die Kriegerdenkmäler aus über zwei Dutzend Banater Ortschaften in Erinnerung.
Zwei Schlussfolgerungen zeichnen sich bei der Lektüre der Beiträge und beim Betrachten der weit über 229 Bilder und Illustrationen ab, die vierzig Mitarbeiter für den Banater Kalender 2014 erarbeitet haben und in dem 312 Seiten starken siebenten Jahrbuch des Banat Verlags Erding ausbreiten. Als erstes fällt auf, wie viele Autoren in den Dörfern und Städten des Banats einst Alltägliches und zutiefst Vertrautes nachspüren und festzuhalten versuchen, was unserem Blick zu entschwinden droht oder beinahe schon vergessen ist. Die Fragen, die sich dabei ergeben, und die Überlegungen, die sich einstellen, betreffen uns, und sie machen uns nicht selten betroffen: Es geht um Fragen nach der ursprünglichen Sinngebung und der Funktion von Kulturüberlieferungen, gesellschaftlichen Ereignissen und Einrichtungen, um öffentliche Bauten wie auch um die Gedenkstätten in der Lebenswelt unseres Herkunftsraumes. Es geht aber auch ausdrücklich um die Wahrnehmung, das Wirkbarmachen und die Bewahrung dieses Kulturerbes in unserer Zeit.
Als ein zweites Anliegen der Gestalter dieses Jahrbuchs erweist sich das forschende Suchen, die Erschließung und die Bereitstellung neuer Informationen und Bildbelege zu materiellen und geistigen Werten der Banater Kultur. So werden uns auch wesentliche, bislang nie oder nur ansatzweise behandelte Themen näher gebracht und Sachverhalte im Licht neuer Erkenntnisse oder aus neuen Blickwinkeln und Sichtweisen dargestellt.
Georg Schmidt zeichnet ein komplexes Porträt des im Banat kaum bekannten Kampfgefährten Prinz Eugens von Savoyen, Johann Georg Freiherr von Harruckern, der es vom Bauernsohn zum ungarischen Magnaten gebracht hat und der Gründer mehrerer Ortschaften der Arader Gegend wurde, unter anderem der Großgemeinden Arad-Sanktmartin und Semlak.
Uwe Detemple umreißt die europäische Dimension des Bauernkrieges unter György Dózsa, dessen blutiges Ende bei Temeswar sich 2014 zum 500. mal jährt.
Bislang noch nicht untersuchten Banater Themen widmet sich der Historiker Dr. Lajos Kakucs; er legt die erste ausführliche Darstellung der „Schlaraffia Temesia“ vor, eines Männerbundes, dem eine große Zahl Temeswarer Honoratioren, Künstler, Ärzte und Vertreter der Wirtschaft angehörten. Der Autor präsentiert desgleichen zwei Denkmäler aus dem Ersten Weltkrieg, die jahrzehntelang der Öffentlichkeit vorenthalten wurden: den „Baum von Doberdo“ und den „Eisernen Wehrmann“, die sich heute im Banater Museum Temeswar befinden. Einblicke in unerforschte Bereiche der Banater Kulturgeschichte gewähren auch die Dokumentationen „Heilige Barbara und Johannes von Nepomuk – Bergmännische Motive in der sakralen Kunst des Banater Berglands“ von Dr. Volker Wollmann und „Fünf Generationen Instrumentenbauer Braun aus Temeswar“ von Günther Friedmann, ebenso ein aufschlussreiches Gespräch mit Clara-Liselotte Basica, geborene Mühle, über die Kunstgärtner Wilhelm und Arpad Mühle, den Begründern des Temeswarer Rosengartens.
Josef-Franz Schreck hat für den Banater Kalender 2014 Ergebnisse seiner jahrzehntelangen Nachforschungen über die Geschichte des Kurbades Busiasch zusammengefasst. Das Schaffen der Banater Künstler Friedrich Schreiber, Walter Andreas Kirchner, Helmut Stürmer, Peter Schweg, Ingo Glass, Nora Schütz-Minorovics und Robert Schiff wird in Ausstellungsbesprechungen und mit zahlreichen Reproduktionen von Gemälden, Skulpturen und Grafikarbeiten illustriert.
Würdigungen anlässlich runder Geburts- oder Todestage widmet der Kalender dem Chronisten der Banater Pestepidemie Anton von Hammer (1809-1889), dem verdienten Schulmann und Prälaten Josef Nischbach (1889-1970), von dem auch ein Text über die Entstehung der „Banatia“ veröffentlicht wird, deren Mitbegründer Josef Nischbach war. Mit Auszügen aus der Koloman-Wallisch-Kantate von Bertolt Brecht wird an den aus Lugosch stammenden Arbeiterführer, der 1934 in Österreich hingerichtet wurde, erinnert. In dem Beitrag „Poetischer und publizistischer Zeitzeuge“ skizziert Dr. Walter Engel das vielseitige Schaffen einer markanten Persönlichkeit des Banater Kultur- und Geisteslebens: Robert Reiter / Franz Liebhard, der in den Tagen des politischen Umbruchs 1989 in Temeswar verstorben ist. Hans Hausenstein-Burger analysiert unter dem Titel „Bilder gegen das Vergessen“ das grafische Werk Viktor Stürmers, dessen Geburtstag sich 2014 zum 100. Mal jährt. Nachrufe auf die 2013 verstorbenen Hochschullehrer Karl Streit und Peter Kottler zeichnen Heinrich Lay und Prof. Dr. Roxana Nubert, auf den Rektor des Karlsburger katholischen Priesterseminars, Monsignore Peter Jäger, der Diözesanarchivar Claudiu Călin.
In mehreren Beiträgen werden zeitgeschichtliche Ereignisse mit nachhaltigen Auswirkungen auf gruppenspezifische Entwicklungen aufgezeigt. Uwe Detemple veröffentlicht eine chronologische Darstellung der Erhebung von Temeswar in der Vorweihnachtszeit 1989, jenem Funken, der die Revolution in Rumänien ausgelöst hat. Die politische Wende brachte auch der deutschen Bevölkerung des Banats die Befreiung von der Diktatur und die lang ersehnte Möglichkeit, über den Verbleib im Banat oder ihre Aussiedlung in den Westen selbst zu entscheiden. Als ein publizistisches Zeitdokument jener Jahre der Aufgabe von Heimat und der Begegnung mit Deutschland ist der Beitrag „Sagen wir, aus Freundschaft. Entschuldigungen eines Aussiedlers“ von Franz Heinz zu werten, den die Herausgeber 25 Jahre nach der Erstveröffentlichung dieses Textes in das Jahrbuch aufgenommen haben. Wie bedeutsam die Aussagen sind, die Franz Heinz damals im Namen seiner Landsleute in der deutschen Öffentlichkeit gemacht hat, kann heute immer noch – und mit mancherlei Gewinn – nachvollzogen werden.
Von den Veränderungen, die sich in dem Vierteljahrhundert seit der massenhaften Auswanderung nach der politischen Wende innerhalb unserer Gruppe eingestellt haben und die vielfältigen, auch grundlegend neuen Beziehungsgeflechte, die aufgebaut werden konnten, zeugen die Beiträge über Großveranstaltungen der Landsmannschaft der Banater Schwaben in Deutschland und des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, die sowohl von beispielhafter Integration wie auch vom Bemühen um Identitätsbewahrung und um die Fortführung von Banater Kulturtraditionen sprechen. Weitere Facetten zu diesem Themenbereich eröffnen sich auch aus den Berichten von Anton Bleiziffer über die Verleihung des Hessischen Hochschulpreises an den Musiker Anton Hollich und über die Gründung einer neuen Blaskapelle in Sanktanna im Banat im Sommer 2013, desgleichen aus dem Beitrag „Das Bild einer Banater Lehrer-Generation“ mit Einschätzungen von Hans Fink, Paula Knopf, Franz Quitter und Uwe Grün über den Band „Deutsche Pädagogische Lehranstalt Temeswar 1948-1958“, herausgegeben von Katharina Schmidt. Und nicht zuletzt geht dies exemplarisch aus den Betrachtungen über Herkunft und Entwicklung der Banater Kirchweihbräuche und über Chancen ihres Fortbestandes im Banat und in Deutschland hervor – einer repräsentativen Studie, die Dr. Hans Gehl vor mehreren Jahren erarbeitet und für diesen Kalender in einer verkürzten Fassung aufbereitet hat.
Aus dem umfangreichen Abschnitt zu Themen der Banater Volkskultur und Mundart erwähnen wir die gediegenen Analysen von Gottfried Habenicht einer seltenen Ballade aus dem Banat wie auch des Kronprinz-Rudolf-Liedes über die Tragödie von Mayerling vor 125 Jahren. Barbara Gaug setzt ihre volkskundlich-kulturhistorische Reihe mit dem Artikel „Quetschequetschemus und Gatschefudder. Haltbarmachen von Lebensmitteln in der Banater deutschen Küche“ fort; Hans Fink bringt dem Leser eine nicht jedem auffallende Gestalt unserer Märchen – den Strâmbă-Lemne, den Bäumekrummbieger – näher und Erhard Recktenwald die Sage, die sich um den Hügel „Geelbuckel“ bei Königshof rankt. Texte in Banater schwäbischer Mundart zeichnen Radegunde Täuber („A Blumenthaler Hochzeitsspruch“), Hans Niedermayer (Erzählungen aus seinem 2013 erschienenen Band „Summerwind“), Josef Titsch (heitere Dorfgeschichten) und Rainer Kierer (Mundartgedichte). Abgeschlossen wird der Band mit dem Beitrag „Erinnern, Gedenken, Jubilare 2014“ – einer umfassenden Vorschau auf Gedenkanlässe und Jubiläen im kommenden Jahr.
H. W.
Banater Kalender 2014. Herausgeber: Aneta und Walther Konschitzky. Erding: Banat Verlag 2013. 312 Seiten, davon 64 in Farbe, 229 Bilder und Illustrationen. Preis 20 Euro (zzgl. Versand). Bestellung: Banat Verlag, Zugspitzstraße 64, 85435 Erding, Telefon 08122 / 2293422, E-Mail banatverlag@gmx.de

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