Stefan Jäger Archiv

Eine kleine Banater Erfolgsgeschichte

Aus Archiv
Wechseln zu:Navigation, Suche


Bibliografie
Artikel Nummer: 0981
Autor Name: Balthasar Waitz
Titel des Artikels : Eine kleine Banater Erfolgsgeschichte
Untertitel des Artikels: Die Stefan-Jäger-Stiftung, die einzige Banater deutsche Kulturstiftung, wird 13
Publikation: Jahrbuch
Titel der Publikation: Deutsches Jahrbuch für Rumänien
Herausgeber: Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien
Verlag: ADZ Verlag
Druckerei: Honterus, Hermannstadt
Jahr: 2009
Seite: 129-131
ISBN: ISBN:973-8384-35-4
* [[Balthasar Waitz]]: [[ART:0981 - Eine kleine Banater Erfolgsgeschichte|<i>Eine kleine Banater Erfolgsgeschichte</i>. Die Stefan-Jäger-Stiftung, die einzige Banater deutsche Kulturstiftung, wird 13]]. Deutsches Jahrbuch für Rumänien. Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien. ADZ Verlag 2009, ISBN 973-8384-35-4

Die Stefan-Jäger-Stiftung, die einzige Banater deutsche Kulturstiftung, wird 13

Die Stefan-Jäger-Stiftung mit dem Sitz in Temeswar, die derzeit im Banat einzige deutsche Kulturstiftung, ist von größter Bedeutung für das Demokratische Forum der Deutschen im Banat (DFDB) und das Fortbestehen der kleinen deutschen Gemeinschaft: Der von der deutschen Wirtschaftsstiftung BVIK Banatia ins Leben gerufenen Stiftung, die heuer 13 Jahre alt wird, liegt im Gedenken an den beliebten Heimatmaler eine wertvolle Idee zugrunde. Deklariertes Hauptziel war und ist eine nachhaltige Jugendförderung, und zwar soll jungen Menschen aus unserer Mitte, die die deutsche Muttersprache, Brauchtum, Traditionen und das Banater Kulturgut pflegen, unter die Arme gegriffen werden, sie sollen auf ihrem Werdegang unterstützt und sie sollen gewürdigt werden.

"Ein Teil meines Glückes weitergeben"

Gegründet wurde die Stiftung 1996 auf Initiative von Horst Martin, Geschäftsführer vom BVIK Banatia wie auch der genannten Stiftung. Dem fünfköpfigen Verwaltungsrat dieser eng mit dem Forum verbundenen Einrichtung gehören Karl Singer (Vorsitzender), Horst Martin (Geschäftsführer), Adalbert Horvath, Michael Szellner und Erwin Josef Țigla an, die beiden letzten als Vertreter der Kreise Arad bzw. Karasch-Severin. Wenn die nötigen Mittel anfänglich vom BVIK kamen, flossen im Laufe der Jahre immer mehr Gelder und Spenden von den zahlreichen von der Wirtschaftsstiftung geförderten Unternehmen. Im Logbuch der Stiftung wird jedoch für immer der Name von Dr. Knud Klingler einen Ehrenplatz haben: Der gebürtige Temeswarer (sein Vater hatte in der Zwischenkriegszeit in der Stadt an der Bega eine gutgehende, angesehene Arztpraxis) und heutige erfolgreiche Geschäftsmann in Linz (Österreich) hat in der alten Heimat, dem Banat, nach der Wende den besten Ort für die Unterstützung einer guten Sache gefunden. Dr. Klingler überweist nun schon seit geraumer Zeit alljährlich eine nach hiesigen Maßstäben sehr großzügige Spende von je 12.000 Euro und begründet das mit einer normalen, christlichen Geste: „Ich hab im Leben viel Glück gehabt. Gute Menschen haben mir geholfen. Ein Teil dieses Glückes möchte ich ohne viel Worte an junge Menschen weitergeben, die diese Hilfe dringend benötigen". Dr. Klingler möchte dafür bloß alljährlich Einsicht in die Liste der Vorschläge für die Preisträger der Stiftung haben, die von drei Banater deutschen Lyzeen – dem Nikolaus-Lenau-Lyzeum in Temeswar, dem C. Diaconovici-Lyzeum in Reschitza und dem Adam-Müller-Guttenbrunn-Lyzeum in Arad – aufgestellt wird.

Eine Investition der anderen Art in unsere Zukunft

Der Stefan-Jäger-Preis geht nun schon seit Jahren an Banater Jugendliche mit herausragenden Leistungen in der Pflege des Deutschtums, der Muttersprache, ob Hochsprache oder Banater schwäbischer Mundart, der Sitten und Bräuche und des Kulturgutes. Die meisten Jugendlichen, Absolventen der deutschen Lyzeen oder der Hochschule, haben wohl den sicheren Weg zum beruflichen Erfolg eingeschlagen, einen gut bezahlten Arbeitsplatz in der Wirtschaft gesucht und gefunden. Die wenigsten waren bereit, sich für das Gemeinwohl der schrumpfenden deutschen Gemeinschaft einzusetzen, im Schulwesen, in Kultur- und Forumsbereichen tätig zu bleiben. Mit diesem Preis wurden vornehmlich diese jungen Menschen geehrt, sie kommen aus dem deutschen Unterrichtswesen, dem Theater, der Presse und anderen deutschen Einrichtungen von Kultur und Forum. Verständlich also, dass die meisten der bisherigen Preisträger da haupt- oder nebenberuflich aktiv sind. Zur großen Genugtuung von Geschäftsführer Martin sind die Preisträger diesen Idealen treu geblieben, sind nicht ausgewandert wie ihre Schul- und Studienkollegen, sie haben sich zudem hier weiter ausgebildet und entwickelt. Ein Großteil der dreizehn Preisträger sind demnach Lehrer: Karina Reitsch (1996, Hochschullehrerin, Temeswar), Yvonne-Christa Demenyi (1997, Grundschullehrerin, Reschitza), Lucian-Manuel Vărșăndan (1998, Intendant des Deutschen Staatstheaters Temeswar), Karla Sinitean-Singer (1999, Hochschullehrerin, Temeswar), Ingrid Karin Protocsil (2000, Lehrerin, Reschitza), Brigitte Szokob (2001, Lehrerin, Temeswar), Ingrid Schiffer (2002, Leiterin der deutschen Abteilung von Radio Temeswar), Lorette Brădiceanu Persem (2003, Lehrerin, Temeswar), Edda-Elfriede Lupșiasca (2004, Kindergärtnerin, Reschitza), Monika-Renate Urban (2005, Lehrerin, Karansebesch), Henrike Brădiceanu-Persem (2006, Stafette-Mitglied, Temeswar), Claudia Delschand (2007, Lehrerin, Steierdorf-Anina) sowie Christian-Paul Chioncel (2008, Hochschullehrer und Kulturreferent des DFDB, Reschitza).
Wie Horst Martin diese Erfolgsbilanz der Stiftung beurteilt, ist es Tatsache, dass alle Preisträger den großzügigen Stiftungsidealen in bestimmter Weise treu geblieben sind. Das, obwohl der Preis an sich (ein Diplom, eine Gedenkmünze in Silber mit dem Stefan-Jäger-Porträt, ein Preisgeld von 700 Lei) nicht über den moralischen Wert hinausgehen möchte und kann.
Wertvoll hat sich jedoch auch die soziale Komponente der Stiftung erwiesen: Jährlich erhalten auf Vorschlag der vorgenannten Schulen bzw. ihrer Lehrer Kinder und Schüler, die es nötig haben, eine bemerkenswerte monatliche Unterstützung. Es handelt sich um Waisenkinder, Halbwaisen, Kinder aus bedürftigen Familien oder mit alten, kranken Eltern, aber auch Schüler aus umliegenden Ortschaften, die es ohne diesen Beistand nicht schaffen würden, die Schule in der Stadt zu besuchen, für Transport, Unterkunft und Kost aufzukommen. Diese erhalten monatlich per Post je 50 Euro zugeschickt, was ihnen weiterhin den Besuch der deutschen Schule ermöglicht, ihre Ausbildung und ihre Zukunft sichert. Für viele der Schüler war die Unterstützung ausschlaggebend für ihre Ausbildung, berufliche Laufbahn und soziale Eingliederung. Und die Abiturienten von früher sind heute erfolgreiche Studenten oder angesehene Fachleute. Eine Investition in unsere Zukunft der anderen Art.

PDF-Datei des Artikels