Stefan Jäger Archiv

Unser Bild“ − Spuren suchen, lesen und deuten

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Bibliografie
Artikel Nummer: 1315
Autor Name: Helga Ritter
Titel des Artikels : „Unser Bild“ − Spuren suchen, lesen und deuten
Untertitel des Artikels: Das Banat (wieder) erkunden und entdecken − Mitmachbuch für Kinder, Jugendliche und Neugierige
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Banater Post
Erscheinungsort: München
Jahrgang: 66
Nummer: 1
Datum: 05.01.2022
Seite: 11
* [[Helga Ritter]]: [[ART:1315 - „Unser Bild“ − Spuren suchen, lesen und deuten|<i>„Unser Bild“ − Spuren suchen, lesen und deuten</i>. Das Banat (wieder) erkunden und entdecken − Mitmachbuch für Kinder, Jugendliche und Neugierige]]. Banater Post, München 05.01.2022 (Jg.66 Nr.1), S. 11

Hast du „unser Bild“ irgendwo bei dir im Haus hängen oder in einem Buch ab-gebildet gesehen? Bist du schon staunend vor dem Original gestanden? Oder sagst du: „Schon wieder dieses Bild!“ Resi lässt im Gespräch mit Franz nicht locker. Resi: Das ist aber nicht mein Stil. Das hänge ich mir bestimmt nicht auf. Das hängt bei den Großeltern im Zimmer. Das ist ja total altmodisch! Franz: Altmodisch, neumodisch…? Bei meinen Großeltern hängt es auch! Warum ist das Bild so verbreitet und beliebt? Komm, wir gehen auf Spurensuche! ...

Kein Kunstwerk und kein Künstler des Banats haben einen ähnlichen Bekanntheitsgrad wie Stefan Jäger. Es werden hier der umfangreichen Literatur zum Maler und seinem Werk weder weitere kluge Gedanken hinzugefügt noch Bewertungen vorgenommen. Die „Banater Post“ vom Dezember 2011 und das Archiv tun dies sehr umfassend. Wir wollen hier gemeinsam auf Spurensuche gehen, Fragen zum Bild stellen und nach Antworten suchen. Nach einer spontanen Erstbegegnung mit dem Bild werden die dargestellten Personen, die Kleidung, vermutliche Herkunft angesprochen, ebenso wie Gepäck der „Wandernden”, die Landschaft und die Stimmungen. Die Geschichte und Geschichten zu unserem Bild lesen sich selbst für Kinder wie ein Krimi. „Entspricht das Bild der Wirklichkeit oder hat der Maler sich das ausgedacht? Was zeigt das Bild nicht? Was kannst du dir beim Betrachten hinzudenken?“ Diese Frage nach Realität oder Fiktion führt zum historischen Ereignis der Ansiedlung unserer Vorfahren im Banat aus der Perspektive der Kinder. Es reicht natürlich nicht aus, sich über die Geschichte des Banats aus Bildern und deren Deutung zu informieren. Das Bild zeigt nur Ausschnitte der Wirklichkeit, wie es gewesen sein könnte. Wir müssen geschichtliche Fakten näher untersuchen und zwischen Ge-schichte und Geschichten unterscheden. Eine Geschichte aus der Ansiedlungs-zeit, also der Zeit, die unser Bild zeigt, erzählte Jakob Gut aus Orzidorf dem Journalisten Walther Konschitzky, der sie in dem Buch „Dem Alter die Ehr“ im Jahr 1982 veröffentlicht hat. „Bei uns sin awer noch Names, was es in anre Derfer nit gibt. Fidel is so a Name. So hat de erschte Einwanrer vun Orzidorf ghaaßt, Fidel Teufel hat der sich gschrieb, awer net immer: Uf seim Grab im Friedhof – des kennt Ihr aa fotografiere – steht nor „Fiteli, in Orzidorf der erste“. De Teiwl hat’r weggloss, weil’r wahrscheinlich kene sin hat wille. De Fideli is mit die Einwanrer kum, un bei Perjamosch uf de Marosch sin se ausgschifft wor. No is er auskundschaftiere gang, un do hat’s gepasst. Die „alti Poscht“, wu jetzt die SMT drin is, hat damols schun gstan, do sin immer die sechs Peer vun de Poschtkutsch zwischer Temeschwar un Arad rumgspannt wor, weil mr leije so ziemlich ufm halwe Wech. Do hat de Fideli die Einwanrer hergebrung.“ (Konschitzky, 1982, S. 304-305) Anhand der konkreten Person des Fidelis Teufel gehen wir Spuren nach, wie z.B. einem steinernen Zeugnis, dem Grabstein, der Taufmatrikel oder den Eintragungen im Wiener Staatsarchiv (siehe Musterseite 1). Wenn du denkst, Archivarbeit sei zu schwer, viel zu schwer, für junge Banaterinnen und Banater, dann beginne die virtuelle Tour selbst einmal unter https://oe99.staatsarchiv.at/tour-durch-das-archiv/. Es ist ein Erlebnis, virtuell durch Gänge entlang der Regale zu schlendern, aus den Archivbeständen die Seiten aus 99 Dokumenten/Kolonistenakten unter https://oe99.staatsarchiv. at/18-jh/kolonisten/#c1603 anzusehen. Die Landsmannschaft der Banater Schwaben hat für unsere Spurensuche die Landkarte des Banats von Reinier & Josué Ottens (undatiert, ca. 1730) zur Verfügung gestellt. Darauf können wir den Weg des Fidelis Teufel aus der Erzählung nachverfolgen. Anhand der Spuren erkennen wir, dass Geschichte sich mit dem Leben und Handeln der Menschen in vergangenen Zeiten beschäftigt und sich auf Quellen stützt, die Auskunft über das Vergangene geben. Um Quellen und Zeugnisse richtig auszuwerten, musst du Bescheid wissen über die Zeit, aus der sie stammen. Frage dich immer: Wer hat sie erstellt? Warum? Wie kann man Echtheit feststellen? Welches war die politische Ordnung? Wer traf die Entscheidungen? Wer hatte die Macht und wem hat sie genutzt? Wie wurde auf das Gemeinwohl geachtet? Die Spuren führen weiter in analoge und digitale Bibliotheken oder auf die Homepages der einzelnen HOGs. Unser Donauschwäbisches Zentralmuseum in Ulm darf natürlich nicht fehlen auf der Spurensuche. Das Exponat unten ist aber nicht dort ausgestellt. Wer kann die Rätselfrage lösen? Wer gerne rätselt, kann sich am Suchsel auf Seite 24 des Mitmachbuches verweilen. Die „Werkzeuge“ um das Bild, seine Zeit und Wirkung richtig zu deuten, werden durch die Komposition „Die Geschichte der Banater Schwaben“ des Künstlers Julius Stürmer auf Seite 25 er-weitert. Sie weist auf die Fortsetzung in Kapitel 3 hin.

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