Stefan Jäger Archiv

Landsmannschaft. Auf der Suche nach Zugehörigkeit

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Bibliografie
Artikel Nummer: 1333
Titel des Artikels : Landsmannschaft. Auf der Suche nach Zugehörigkeit
Untertitel des Artikels: Festvortrag von Dr. habil. Mathias Beer beim Festakt „70 Jahre Landsmannschaft der Banater Schwaben“ (Teil 1)
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Banater Post
Erscheinungsort: München
Jahr: 2022
Jahrgang: 66
Nummer: 13
Datum: 05.07.2022
Seite: 9
* * * *: [[ART:1334 - Sommerakademie für Ölmalerei|<i>Landsmannschaft. Auf der Suche nach Zugehörigkeit</i>. Festvortrag von Dr. habil. Mathias Beer beim Festakt „70 Jahre Landsmannschaft der Banater Schwaben“ (Teil 1)]]. Banater Post, München 2022 05.07.2022 (Jg.66 Nr.13), S. 9
Feldblumen am Rande einer Weizenflur, ein bei Stefan Jäger häufig anzutreffendes Motiv, gemalt von der Künstlerin und Kunsttrainerin Ottilie E. Scherer
Mit Freude und Genugtuung präsentieren die jugendlichen Teilnehmerinen und Teilnehmer des Malkurses ihr Werk mit dem vorgegebenen Motiv.

Zum zweiten Mal trafen sich Schüler der Nikolaus-Lenau-Schule aus Temeswar, zum Malen, diesmal in Form einer Sommerakademie in der ehemaligen Mincu-Schule. Als Künstlerin und Kunsttrainerin, die heute in Deutschland lebt, habe ich 2020 zum ersten Mal den Versuch unternommen, Schüler meiner ehe-maligen Schule beim künstlerischen Arbeiten zu fördern.
Einige der Teilnehmer vom letzten Mal waren auch diesmal wieder da-bei. Daher war ihnen das Prozedere bekannt und sie halfen beim Ein-richten der Arbeitsplätze. So konnten wir vom 13. bis zum 16. Juni durch-gehend malen und die Ergebnisse abschließend in einer Ausstellung zeigen.
Thematisch orientierten wir uns diesmal an keinem geringeren als Stefan Jäger, nachdem wir 2020 den Banater Maler Franz Ferch und sein Werk näher kennengelernt hatten. Vierzehn Schüler standen morgens um 9 Uhr vor ihren Staffeleien, hatten Profiwerkzeug wie Flach-, Katzenzunge-, Fächerpinsel, Schlepper und Spachtel vor sich, und brachten mit Ölfarben an den vier Tagen die großartigsten Bilder zustande. Eine halbstündige Pause erfrischte alle wieder, und dann ging es weiter bis 13 Uhr. Zum Schluss wurde geputzt und der Platz für den kommenden Tag vorbereitet.
Am dritten Tag waren alle Gruppenmitglieder so eingespielt, dass sie nicht nachhause gehen wollten und erst auf mein Drängen den Saal am späten Nachmittag verließen. In einem Gedankenspiel haben wir über-legt, wie es wäre, zusammen auf einem Bauernhof zu leben und zu malen. Zur Sicherung des Lebens würden wir Bilder verkaufen und als Plan B Kartoffeln anpflanzen, nach guter alter Banater Tradition, damit es Essen gesichert ist. Der Mensch lebt nicht von Kunst allein, sondern auch von Pellkartoffeln mit Butter. Die Umdeutung des Bibelzitates „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ ist uns natürlich bewusst gewesen. Alle hatten ihre Meinung zu diesem Traumkonzept abgegeben und waren beim Nachhausegehen glücklich und zufrieden. Diesen Zustand der Freude bei meinen Schülern zu erreichen, ist das Größte, was mir als Lehrerin geschehen konnte. Dafür hat sich jede Mühe gelohnt, der lange Weg von 900 Kilometern einfach war vergessen und die Temperaturen um die 30 Grad mit einem Wind wie aus dem Backofen waren plötzlich Frühlingstemperaturen und Zephire. Beim Betrachten der Gesichter auf den Fotos sieht man die Freude und Genugtuung der Kinder über ihr Werk.
Die Tradition werden wir auch im kommenden Jahr fortsetzen, egal was in der Welt passiert. Die Kinder brauchen Kunst und Ästhetik zum Ausgleich ihres Alltags und das wollen wir weiterhin unterstützen. Als ehemalige Lenauschülerin erinnere ich mich gut an Besonderheiten, die uns an der Schule immer wieder geboten wurden.
Darum möchte ich den Lenauschülern von heute mit meiner Kunst und meinem Können gerne schöne Stunden bereiten, die aus dem Schulalltag fallen, aber als eine Bereicherung der eigenen Fähigkeiten und des Wissens im Gedächtnis bleiben. Schule kann in vielen Varianten erlebt werden, aber am besten mit Freude und Lust.
Damit möglichst viele Kinder in den Genuss dieser wertvollen künstlerischen Arbeit kommen, habe ich, unterstützt von einigen Freunden, früheren Lenauschülern und Geschäftsleuten aus Bayern, im Jahr 2019 den Verein Kunst für alle im Arthouse 26 Teising e.V. gegründet. Der Verein hat die beiden Malkurse in der Lenauschule 2020 und 2022 unterstützt. Zusätzlich hatten wir in diesem Jahr noch finanzielle Hilfe durch die Fördermittel des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales und des Kulurwerks Banater Schwaben e.V. Bayern, für die wir sehr dankbar sind. Weitere Förderer sind uns willkommen! Wenn Sie sich für unsere Arbeit interessieren und uns unterstützen wollen, melden Sie sich gerne bei mir unter info@ottilies-kunst.de oder www.arthouse-kunst.de. Wir freuen uns jedenfalls schon jetzt auf den nächsten Malkurs mit Lenauschülern 2023!


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