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Periam

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Kein Wappen.png Periam
Perjamosch
Perjámos
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Basisdaten
Staat: Rumänien
Hist. Region: Banat
Gemeindeart: Dorf
Kreis: Timiș
Koordinaten: 46° 2′ 42″ N
20° 52′ 9″ O
Zeitzone: OEZ (UTC+2)
Höhe: 95 m
Fläche: 98,33 km²
Einwohner: 4.505
Kirche
Kirche Perjamosch.jpg

Periam (deutsch Perjamosch, ungarisch Perjámos) ist eine Gemeinde im Kreis Timiș. Sie liegt im nördlichen Teil des rumänischen Banats, etwa 3 Kilometer südlich des Flusses Mureș (Marosch).

Geschichte

Ansiedlung

Schon 1332 wurde der Ort in den Akten des Csanáder Domkapitels unter dem Namen Priamus erstmals erwähnt. Nach der Schlacht bei Mohács (1526) wurde das Banat 1552 türkische Provinz. Fünf Jahre später (1557) war Periam verlassen und öde. In den türkischen Steuerlisten von 1557 und 1571 wurde der Ort unter dem Namen Püryümesch geführt. Nach dem Frieden von Passarowitz (1716) wurde das Banat zur Krondomäne des Habsburger Reichs. Periam wurde mit deutschen Kolonisten besiedelt. Die Siedler der ersten Etappe, 1724, kamen hauptsächlich aus dem Elsass und Lothringen. 1752 ließen sich laut den Eintragungen im Wiener Hofkammerarchiv mehrere Familien aus Lothringen, Trier und Nassau-Siegen in Periam nieder. Zwischen 1764 und 1765 siedelten im Ort 74 Familien aus dem Elsass, aus Lothringen, aus der Gegend um Trier, aus Nassau-Siegen, aus Birkenfeld, Luxemburg, Böhmen und der Steiermark. Im Jahre 1766 trafen wieder neue Familien im Ort ein. Nach mehreren Überschwemmungen wurde der Ort 1761 auf eine Anhöhe, die Maroschterrasse, verlegt, wobei der Name beibehalten wurde.

Archäologische Funde

In der Nähe von Periam wurden mehrere archäologische Funde (Waffen, Münzen und Schmucksachen) sichergestellt. Einige Stämme der Geto-Daker lebten auf diesem Gebiet. Aber auch Gegenstände aus der Bronzezeit kamen bei Ausgrabungen ans Tageslicht. Im Jahre 1885 förderten Ziegelarbeiter einen Schatz zu Tage, der aus Kleiderspangen, Ohrringen und Perlen bestand. Ein anderer Fund, der Mitte des 19. Jahrhunderts gemacht wurde, lag zwischen Periam und Großdorf, in der Nähe der Aranka. Dieser besteht aus einem zweischneidigen Messer aus Bronze und mehreren Bruchstücken versteinerten Hirschgeweihs und wurde im Banater Museum in Temeswar aufbewahrt.

Kriegsfolgen

Am 4. Juni 1920 wurde das Banat infolge des Vertrags von Trianon dreigeteilt. Der größte, östliche Teil, zu dem auch Periam gehörte, fiel an Rumänien. Infolge des Waffen-SS Abkommens vom 12. Mai 1943 zwischen der Antonescu-Regierung und Hitler-Deutschland wurden alle deutschstämmigen wehrpflichtigen Männer in die deutsche Armee eingezogen. Der Zweite Weltkrieg brachte Flucht, Deportation und Enteignung mit sich. Noch vor Kriegsende, im Januar 1945, fand die Deportation aller volksdeutschen Frauen zwischen 18 und 30 Jahren und Männer im Alter von 16 bis 45 Jahren zur Aufbauarbeit in die Sowjetunion verschleppt statt. Von den 56 Personen, die in die Sowjetunion deportiert wurden, starben 21 (37 %). Das Bodenreformgesetz vom 23. März 1945, das die Enteignung der deutschen Bauern in Rumänien vorsah, entzog der ländlichen Bevölkerung die Lebensgrundlage. Das Nationalisierungsgesetz vom 11. Juni 1948 sah die Verstaatlichung aller Industrie- und Handelsbetriebe, Banken und Versicherungen vor, wodurch alle Wirtschaftsbetriebe unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit enteignet wurden. Da die Bevölkerung entlang der rumänisch-jugoslawischen Grenze von der rumänischen Staatsführung nach dem Zerwürfnis Stalins mit Tito und dessen Ausschluss aus dem Kominform-Bündnis als Sicherheitsrisiko eingestuft wurde, erfolgte am 18. Juni 1951 die Deportation „von politisch unzuverlässlichen Elementen“ in die Bărăgan-Steppe unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit. Die rumänische Führung bezweckte zugleich den einsetzenden Widerstand gegen die bevorstehende Kollektivierung der Landwirtschaft zu brechen. Als die Bărăganverschleppten 1956 heimkehrten, erhielten sie die 1945 enteigneten Häuser und Höfe zurückerstattet. Der Feldbesitz wurde jedoch kollektiviert. Zögerlich begann Ende der 1960er Jahre die Familienzusammenführung. In den 1970er und in den 1980er Jahren nahm die Anzahl der Auswanderer nach Deutschland zu. Die leerstehenden Häuser wurden von Rumänen bezogen, was zu einem tiefgreifenden demografischen Wandel der Gemeinde führte.

Literatur

  • Elke Hoffmann, Peter-Dietmar Leber und Walter Wolf: Das Banat und die Banater Schwaben. Band 5. Städte und Dörfer, Mediengruppe Universal Grafische Betriebe München GmbH, München, 2011, 670 Seiten, ISBN 3-922979-63-7

Weblinks