Stefan Jäger Archiv

An der Kehre

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An der Kehre
Einstufung
Katalognummer: 0526
Oberkategorie Bilder der Arbeit
Kategorie Feldarbeit
Unterkategorie Arbeit im Herbst
Bilddaten
Entstehungsjahr
Breite 18 cm
Höhe 11 cm
Maltechnik Aquarell
Signatur keine
Kommentar des Künstlers
an der Kehre



Bildbeschreibung

von Annemarie Podlipny-Hehn
Diesmal hat Jäger den frischen, herben Duft des Herbstackers mit seinen dunklen, satten Erdschollen, den Pflug mit den Vollblut-Rappen, den Bauern und seine Feldarbeit festgehalten. Das Viergespann wird von der Bäuerin gelenk: ihre Gestalt ist bloss durch einige Pinselstriche umrissen: Ihr weiter Rock, der Zipfel ihres Kopftuches sowie die Peitsche flattern im Wind. Das Gespann ist an der Kehre – die ersten Rappen deuten schon die Biegung nach rechts an, die durch die Bewegung des Bauern am Pflug noch deutlicher unterstrichen wird.
Über der öden Landschaft, aus deren Hintergrund nur einige Strohschober aufragen, breitet sich ein grauer herbstlicher Wolkenhimmel aus. Selbst die Krähen fehlen nicht aus dieser Ackerlandschaft. Mensch und Pferde sowie die Landschaft sind in wenigen Linien und durchsichtigen Farbflächen skizziert; doch ist die Bewegung einwandfrei festgehalten. Vorliegendes Aquarell gehört zu den schönsten und spontansten Skizzen Jägers, die der Feldarbeit gewidmet sind.

von Karl-Hans Gross
Beim Pflügen wurden zweiWK:1088, WK:1343, WK:1345, WK:1779 oder vier PferdeWK:1346, WK:1778 (mit oder ohne Zügel am Geschirr) angespannt. Die Bespannung hing ihrerseits wieder von der Anzahl der Schare am Pflug und von der Tiefe der Ackerung ab. Nur am Hackpflug ging der "Einspänner"; er wurde mit dem Leitzügel vom pflügenden Bauern, hinterm Pflug einherschreitend, gelenktWK:2244. Zwei- oder Vierspänner wurden von einem "Phäärdstreiwer" (Pferdetreiber) angeführt. Oftmals war der Kleinknecht, der eigene BauernjungeWK:0909, die Magd oder die BäuerinWK:1343, WK:1346, WK:1778 diejenige Person, die voranging und das vordere Innenpferd am Halfter oder am Kopfgestell führte. Stefan Jäger hatte dieses Geschehen in etlichen Skizzen, Studien und Gemälden festgehalten, wozu er dem pflügenden Bauern im Acker wohl auch mal gelegentlich auf den Schritt gefolgt ist. So lässt er uns den "Pflügenden Bauern" WK:1343 mit seinem Gespann in frontaler Sicht entgegenschreiten und ihn ein andermal "An der Kehre" mit dem Doppelgespann der rassigen Pferde den Pflug am Feldrain entlang geleiten, ohne dabei das Umfeld der jahreszeitlichen Landschaft aus dem Auge zu verlieren. Weit im Hintergrund sind die Konturen etlicher Maislaubschober auf den abgeernteten Feldern zu erkennen, die im Mittelfeld des "Bildes" ein schmaler, grüner Landstreifen von dem frischgepflügten Acker trennt. Paar Krähen schweben auf die Ackerschollen dieser trauten Flurenlandschaft nieder und beleben die offene, weite Ebene in dem ansonsten recht ruhigen Geschehen, in dessen Mittelpunkt der pflügende Bauer mit Pflug und Rossen steht. Kaum dass wir von des Bauern Pflug mehr als das Furchenrad und einen Teil vom Pflugbaum mit den Sterzen (Pflughörner) sehen, die er mit festem Griff in den schwieligen Händen hält. Auffallend ist die typische Körperhaltung und die Dynamik im Gang des pflügenden Bauern, der die ganze Kraft seines Körpers mit den Händen auf den Pflugbaum verlagert, mit dem er die spiegelblanke Pflugschar in die Ackerkrume drückt.

Bibliografie zum Bild

Beschreibung

  • Annemarie Podlipny-Hehn, Andreas Turi: An der Kehre. Neue Banater Zeitung, Temeschburg 11.04.1970 (Jg.14), S. 4
  • Karl-Hans Gross:Skizzen, Studien und Entwürfe. Hrsg. Heimatortsgemeinschaft (HOG) Hatzfeld, Spaichingen im Oswald Hartmann Verlag, Sershaim, 2004, S. 313

Reproduktion