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Stefan Jäger, der Schwabenmaler

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0770
Titel des Artikels : Stefan Jäger, der Schwabenmaler
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Mitteilungen der Landsmannschaft der Donauschwaben in Oberösterreich
Erscheinungsort: Wien
Jahr: 2006
Jahrgang: 39
Nummer: 1
Seite: 22-23
* * * *: [[ART:0770 - Stefan Jäger, der Schwabenmaler (1877 - 1962)|<i>Stefan Jäger, der Schwabenmaler</i>]]. Mitteilungen der Landsmannschaft der Donauschwaben in Oberösterreich, Wien 2006 (Jg.39 Nr.1), S. 22-23

Kulturseite

Die Einwanderung der Deutschen nach Ungarn - WK:0376 [1]
Die Flucht 1944 - WK:1039 [2]
Einzug der Kolonisten - WK:0225 [3]
Die Verschleppung nach Russland - WK:0132 [4]
Des Schwaben Kulturarbeit - WK:0342 [5]

Stefan Jäger wurde am 28. Mai 1877 in Tschene (heute rumänisches Banat) als Sohn des Barbiers und Feldschers Franz Jäger geboren. Nach Besuch der Volksschule in Tschene und der Bürgerschule in Temeswar kam er nach Szeged in ein Internat. Für viele Schwabenkinder war dies der Weg, um die ungarische Sprache zu erlernen. Sein Zeichenlehrer erkannte seine Begabung. Nach Abschluss der Mittelschule konnte er vier Jahre lang die Modellzeichenschule und Zeichenlehrer-Bildungsanstalt in Budapest besuchen. Trotz Freistudium als Mittelloser war er genötigt, drei Jahre Erziehungsdienste bei der gräflichen Familie Szechy zu versehen. Nach Abschluss seines Studiums unternahm Jäger Studienreisen durch Österreich, Deutschland und Italien.
In seiner engeren Heimat konnte sich der junge Kunstmaler keine Existenz gründen. Er arbeitete in Budapest für einen Kunsthändler und fertigte auf Bestellung meist Heiligenbilder, Stillleben und Landschaftsbilder an. Nach und nach kamen auch Aufträge aus der Heimat.
Der erste große Auftrag aus der Heimat kam aus der Gemeinde Gertianosch 1906. Das Bild sollte die Einwanderung der Deutschen in den Südosten darstellen. Die erste Version wurde abgelehnt, da nicht die Trachten der Ansiedlungszeit dargestellt wurde. Durch eine Sammlung wurde es Jäger ermöglicht, eine Studienreise nach Deutschland zum Studium der Trachten zu unternehmen. Das fertige Bild wurde 1910 anlässlich der Gewerbe- und Landwirtschaftsausstellung in Gertianosch feierlich enthüllt. Das Tryptichon mit den Teilen Wanderung, Rast und Ankunft misst 1450 x 5100 cm und ist heute in der Halle des Adam Müller-Guttenbrunn Hauses in Temeswar ausgestellt. Ein Druck dieses Bildes ziert auch heute noch viele donauschwäbische Wohnungen und Häuser.
1910 ließ sich Jäger in Hatzfeld nieder, wo er bis ans Lebensende als Maler tätig war. Zusammen mit seinem Freund Eduard Bös, einem Biologie-Professor, unternahm er ausgedehnte Wanderungen. Während sein Freund seine Aufmerksamkeit vor allem den Pflanzen widmete, skizzierte Jäger die Landschaft und die Menschen bei der Arbeit. Seine Bleistiftzeichnungen und flüchtigen Aquarelle halten alles fest, was sich auf Feld und Flur tut. Aber auch was sich im Dorf, in Haus und Hof abspielt, wurde in unzähligen Bildern und Skizzen dargestellt.
Zu festlichen Anlässen fuhr man in andere Gemeinden. Aus vielen Orten im Banat und aus der Batschka gibt es Skizzen von Trachten für Alt und Jung, von Bräuchen und Festen, von Möbelstücken, Häusern und Wegkreuzen. Auch die Geschichte der Donauschwaben fand ihren Niederschlag im Werk von Jäger. Neben dem Einwanderungsbild gibt es eine Reihe von Studien zu diesem Bild, Landschaftsdarstellungen aus der Einwanderungszeit, die Flucht 1944, die Verschleppung nach Russland 1945, den Einzug der Kolonisten. Ein bestelltes Tryptichon zum Schicksal der Donauschwaben konnte nicht mehr vollendet werden. Jäger war arm, seine Gönner und Kunden wurden ebenfalls arm und enteignet. Seine Bilder gab er oft für eine Mahlzeit her. Sie wurden auch für geringes Geld in einzelnen Geschäften verkauft. Zu seinem 80. Geburtstag wurde Jäger der Arbeitsorden 2. Klasse verliehen, der mit einer kleinen Rente verbunden war.
In seinem Lebenslauf sagte Jäger: „Meine malerische Tätigkeit war hauptsächlich darauf gerichtet, meinen Landsleuten gewissenhaft ausgeführte Bilder in leicht verständlicher Form mit Motiven aus dem Banater Volksleben und der Heidelandschaft zugänglich zu machen."
Das ist ihm sicher gelungen, aber darüber hinaus hat er uns mit seinen Bildern und Skizzen mit Darstellungen aus allen Lebensbereichen unseres Volkes, des Dorfes, der Landschaft, der Tracht, der Arbeit, der Feste und der Bräuche eine Volkskunde in Bildern hinterlassen.
Das Lebenswerk von Stefan Jäger, dem Schwabenmaler, wird ein „Denkmal" sein für die Leistungen der Donauschwaben im Südosten, auch wenn keine mehr dort leben.


Anmerkungen zu den Bilder

  1. Die Geschichte der Donauschwaben wurde von Stefan Jäger in mehreren Bildern festgehalten. Das erste und wichtigste dieser Bilder ist das Tryptichon über „Die Einwanderung der Deutschen nach Ungarn" nach der Befreiung von den Türken durch Prinz Eugen. Über 70 Personen in der Tracht ihrer Herkunftsorte sind dargestellt. Während die ersten beiden Teile Wanderung und Rast zeigen, sieht man im dritten eine Gruppe von Männern, denen von einem Regierungsbeamten halbfertige Häuser übergeben werden. Zum Thema Einwanderung gibt es viele Skizzen und Varianten in verschiedener Ausführung.
  2. „Die Flucht 1944" vor der herannahenden Front zeigt eine schwäbische Familie unterwegs mit dem Pferdewagen, die durch einen Radbruch aufgehalten wird. Sie wird von einem Trupp russischer Soldaten überholt.
  3. „Die Verschleppung nach Russland" im Jänner 1945. An einem kalten Wintermor-gen wird eine Gruppe erwachsener Männer und Frauen von Bewaffneten eskortiert aus dem Dorf gebracht. Im Hintergrund stehen zurückgelassene Alte und Kinder.
  4. Der „Einzug der Kolonisten" stellt die Ankunft von Menschen in fremden Trachten dar, die mit Ochsenwagen kommen und die enteigneten Häuser besetzen sollen. Daheimgebliebene stehen an der Ecke und schauen zu.
  5. „Des Schwaben Kulturarbeit" ist ein Aquarell-Tryptichon. Es beginnt mit einer Sumpflandschaft, zeigt dann wie Vater und Sohn die erste Furche ziehen und im dritten Teil das Ergebnis ihrer Arbeit: reife Getreidefelder und ein Dorf.

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