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Was ist los mit der Jäger-Gedenkstätte in Hatzfeld? – Archiv

Stefan Jäger Archiv

Was ist los mit der Jäger-Gedenkstätte in Hatzfeld?

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0365
Autor Name: Karl-Hans Gross
Titel des Artikels : Was ist los mit der Jäger-Gedenkstätte in Hatzfeld?
Untertitel des Artikels: Lesermeinung
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Banater Post
Erscheinungsort: München
Jahrgang: 35
Nummer: 20
Datum: 20.10.1990
Seite: 7
* [[Karl-Hans Gross]]: [[ART:0365 - Was ist los mit der Jäger-Gedenkstätte in Hatzfeld?|<i>Was ist los mit der Jäger-Gedenkstätte in Hatzfeld?</i>. Lesermeinung]]. Banater Post, München 20.10.1990 (Jg.35 Nr.20), S. 7

Lesermeinung


Nach reiflicher Überlegung habe ich mich dazu entschlossen, dieses Problem öffentlich zu diskutieren, weil einesteils mehrere Landsleute mit dieser im Titel gestellten Frage an mich herangetreten sind und anderenteils, weil ich zusammen mit Prof. Hans Bräuner und Prof. Hans Schulz maßgeblich an der Errichtung, am Aufbau, und mit Prof. Erich Huniar und Frau Anni Huniar, über die Jahre hin, am Ausbau und Fortbestand der Stefan-Jäger-Gedenkstätte beteiligt gewesen bin. Demzufolge lässt sich mit Recht auch von hier aus nach dem Stand der Dinge fragen, weil wir von privater Seite mit Donationen (Bildmaterial) unterstützt wurden und der Fortbestand und die Eigenständigkeit der Gedenkstätte sichergestellt werden konnte.
Die Jäger-Gedenkstätte wurde vor rund 21 Jahren (1969) ins Leben gerufen. Sie ehrt den Künstler und bietet dem Besucher Gelegenheit, sich mit dem Werk Stefan Jägers bekannt zu machen, wenngleich nur wenige Gemälde und hauptsächlich aquarellierte Skizzen und Studien ausgestellt sind.
Stefan Jäger (1877-1962), der Maler, dürfte mittlerweile nicht nur im Banat, sondern überall, wo heute Donauschwaben leben – gleichwohl ob sie aus der Batschka, der Schwäbischen Türkei, aus Syrmien oder sonstwo aus dem unteren Donauraum gekommen sind –, vor allem durch das „Einwanderungsbild“ bekannt geworden sein. Es ist ein monumentales Werk, auf dessen dreiteiliger Malfläche von siebeneinhalb Quadratmeter die Wanderung, Rast und Ankunft der schwäbischen Siedler des 18. und 19. Jahrhunderts im unteren Donauraum dargestellt wird. Durch seine geschichtsbezogene Aussage, durch seinen klaren Aufbau, durch die inhaltliche und ästhetisch-künstlerische Gestaltung hat es eine dermaßen große und generell anerkannte Bedeutung für alle Donauschwaben erlangt, so dass die emotionelle Wirkung mit der musischen Ausstrahlung einer orchestralen (symphonischen) Hymne zu vergleichen ist.
Dieses als Triptychon ausgearbeitete großformatige Bild ist an der Stirnwand der Gedenkstätte, dem ehemaligen Atelier des Künstlers, in der Hauptgasse, ausgestellt.
Die anfängliche Funktion des Hauses, war durch Leihgaben des Banater Museums und aus dem Hatzfelder Privatbesitz als eine Art Dauerausstellung aufgefasst.
Diese Regelung wurde fast drei Jahre hindurch aufrechterhalten, weil die Gedenkstätte noch keine eigenen Bestände, aufzuweisen hatte.
Erst 1972 konnte die Gedenkstätte, bei einer von Grund auf durchgeführten Neugestaltung und Umordnung der Exponate, mit eigenen Beständen aufwarten. Diese kamen durch Donationen von Hatzfelder Landsleuten, die durch Aussiedlung abgewandert sind, und hauptsächlich durch das wohlwollende Entgegenkommen der Nichte des Künstlers, Maria Jäger, mit der ich über die Jahre hin eine rege Korrespondenz in diesem Sinne geführt habe, zustande.
Diese Arbeiten aus dem bereits aufgerissenen und auseinandergeblätterten Nachlass Stefan Jägers, hatte seine Nichte als „ethnographische Skizzen“ und „letztrestliche heimat- und volkstypische Skizzen“ bezeichnet.
So wurde die Gedenkstätte mit -zig Aquarellskizzen und etlichen anderen Arbeiten bereichert, ich erinnere in diesem Zusammenhang an zwei „romantische Ölbilder", 30x60 cm, in der „Malweise um die Jahrhundertwende“, die mir die Nichte des Künstlers gelegentlich in einem Brief als „seinerzeitiges Brautgeschenk an meine Mutter“ (zitiert) beschrieben hat. Sämtliche Neuzugänge (Skizzen) haben wir mit Passepartouts und neuen Rahmen versehen und hernach unter Mithilfe meiner Kollegen an den Wänden mittels Hängeschnüren an- und in den neuen Tisch- und Kastenvitrinen untergebracht. Dabei wäre bei dieser Gelegenheit noch zu erwähnen, dass die beiden Möbelfabriken in unserem Orte (unter Mithilfe von Bela Hehn, Rudi Schwarz, Jakob Bartu u. a.), die schönen und zweckdienlichen Holzarbeiten teilweise unentgeltlich besorgten und für einen würdigen Ausstellungsrahmen der eingegangenen Exponate mit beigetragen haben. Auf diese Weise kamen die teils schon zerschlissenen Skizzenblätter zur Geltung, die Jäger nicht selten auf kleinen Papierstücken ausgeführt hat. Sie dokumentieren die Trachten der schwäbischen Mädchen, Frauen und Männer, die man in unseren Dörfern – von Hatzfeld bis Guttenbrunn im Banat und bis Gaydobra und Paraputy (laut eigenhändiger Notierung Stefan Jägers auf den Skizzen), in der Batschka, getragen hat. Es ist eine Skizzensammlung aus Blättern, auf denen der Künstler den arbeitsreichen Alltag (Im Schnitt, Beim Klecken, An der Kehre usw.) in Haus und Hof (Schwäbische Bauernstube, „Maaje", Hofpartie, Hühnerhof usw.), die frohen Feste (Kirchweih, Kindtauf usw.), den Kirchgang am Sonntag, die Prozessionen und unsere heimatliche Landschaft festgehalten hat. Ein wahrer Schatz an malerischen Kleinodien, die man mit Sorgfalt und Liebe für die Gedenkstätte des Schwabenmalers zusammengetragen hat.
Doch, um was geht es eigentlich?
Sagen wir es geradewegs heraus: Es geht um den materiellen und funktionellen Fortbestand der Gedenkstätte!
Schon im Herbst des vergangenen Jahres hat uns die beunruhigende Nachricht erreicht, dass die Gedenkstätte verschlossen und für die Besucher nicht mehr freigegeben wäre. Auch dass die Exponate fortgebracht wären und demzufolge die Gedenkstätte zu bestehen aufgehört hat.
Dann kam die „Revolution“. Bald danach hatte es sich herumgesprochen, dass angeblich Bilder aus der Gedenkstätte auf mysteriöse Weise verschwunden seien. Die Hiobsbotschaft, dass gar das Einwanderungsbild verschwunden sei, hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet. (Anmerkung der Redaktion: Das Triptychon befindet sich zur Zeit im Banater Museum in Temeswar.)
Grund zur Besorgnis jedoch gibt der unlängst in der Futoker Kirche von Hatzfeld verübte Kunstraub. Diebe – sie wurden mittlerweile gefasst – hatten das von Stefan Jäger signierte „Herz-Jesu-Bild“ und das ebenfalls von Jäger gemalte „Maria-Bild“ gestohlen.
Um derartige Gewalttaten in der Gedenkstätte zu verhüten, müssten die „Hausherren“ schleunigst entsprechende Sicherheitsmaßnahmen treffen.
Nun ist es auch bewusst geworden, dass der Fortbestand der Hatzfelder Gedenkstätte zum guten Teil von der existentiellen Perspektive der deutschen Minderheit, im allgemeinen und im Orte, abhängig werden wird. So lässt sich fragen, was denn mit den Exponaten, vor allem mit den Donationen, im gegebenen Falle geschieht weil diese doch von privaten Spendern (die heute in der Bundesrepublik leben) nur der Gedenkstätte zuerkannt worden sind. Somit wäre es nicht auszuschließen, dass man sich um die Errichtung einer Jäger-Gedenkstätte im Rahmen der musealen Einrichtungen der Landsmannschaft bemüht.
Und noch etwas. Wie ist es mit der Ruhestätte Stefan Jägers? Legt da noch jemand am Allerheiligenabend Blumen auf sein Grab? Das haben wir doch immer gemacht und eine Kerze angefacht. Auf Stefan Jägers und seiner Mutter Grab, zum Allerseelentag.



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